Ein chronistisches Meisterwerk
Am letzten Freitagabend stellte der Historische Verein Beinwil nach 14-jähriger Recherchearbeit und Grundlagenforschung die Doppelchronik der Gemeinde Beinwil vor. Das Ergebnis ist beeindruckend.

Die Klosterkirche war bis zum letzten Platz besetzt, als Ramona Fankhauser und Stefan Bader auf launige Art begrüssten und den Marsch «Am Passwang» samt «Beibellied» der Musikgesellschaft Beinwil ansagten. Eine gewisse Verblüfftheit stellte sich ein, als zu hören war, das Erscheinungsdatum der Chronik sei verschoben worden. Aber die beiden Moderierenden wirkten so entspannt und heiter, dass man spürte: Da ist etwas im Busch. Gemeindepräsident Andreas Bringold begrüsste Regierungsrat Mathias Stricker und Abt Ludwig Ziegerer von Mariastein. Er schilderte die Herausforderungen der Gemeinde und wies auf die Wichtigkeit einer Chronik hin. Der Blick auf die Vergangenheit ebne den Weg in die Zukunft. Nochmals wiederholte ein Moderator, die Chronik sei noch nicht abgeschlossen. 2011 hatte ein Team von neun Mitgliedern des 80-köpfigen Historischen Vereins mit den Grundlagenforschungen begonnen. Ohne Sponsoren, den Lotteriefonds und andere Spender wäre der sechsstellige Betrag für das Riesenwerk nicht zustande gekommen.
Ein Monumentalwerk
Regierungsrat Stricker wurde mit dem Solothurner Marsch begrüsst und betonte den Wert von Dorfchroniken für die Identität der Gemeinschaft und das kollektive Gedächtnis. Eine Chronik sei auch ein Sprungbrett für die Zukunft. Stricker wurde von Valentin Gerber über einige Tatsachen von Beinwil aufgeklärt, die er noch nicht kannte. Nicolas Bader, der für das Lektorat zuständig war, plauderte souverän aus dem Nähkästchen. Man habe mit 880 Seiten gerechnet, am Ende seien es 960 geworden. Er trommelte einige Leute zusammen und führte anhand von Jahreszahlen durch ein familiengeschichtliches Labyrinth, sodass dem Publikum fast schwindlig wurde. Schliesslich wurde die Katze aus dem Sack gelassen. Die Musikgesellschaft spielte das pompöse «Heart of Courage», worauf das Dorfbuch und das Hofbuch stolz in gedruckter Form präsentiert wurden. Man erfuhr, dass das Namensverzeichnis 4570 Personen auflistet. Markus Christ oblag es, allen Mitarbeitenden, Autorinnen und Autoren zu danken und das Plenum zum Apéro im Schulhaus zu entlassen, wo man das Werk erstehen konnte.
Ausstellung und Film
Im Schulhaus kann man noch von Freitag bis Sonntag eine umfangreiche Ausstellung mit Fotos und Gegenständen besuchen. Im zweiten Stock läuft ein rund 20-minütiger Film von Sascha Jeger. In diesem wurden unter anderem mithilfe von KI alte Fotos nachkoloriert und zum Leben erweckt. Die Doppelchronik lässt sich für 80 Franken erwerben. Das Dorfbuch umfasst Geschichte, Politik, Verkehr, Brauchtum, Kirche und Glauben, Landwirtschaft, Gewerbe, Handel, Industrie und Kunst, Vereine und Gesellschaften sowie prominente Beinwilerinnen und Beinwiler, Bürgergeschlechter und Auswanderung. Das Hofbuch dokumentiert alle Höfe in den 13 Gebieten des Gemeindebanns. Das eindrückliche Werk ist ein unentbehrliches Nachschlagewerk für alle, die sich mit Beinwil, das 1147 erstmals urkundlich erwähnt wurde, auseinandersetzen wollen.