Digitale Revolution fürs Volk
Eine offene digitale Werkstatt für findige Köpfe will Andreas Jost auf die Beine stellen. Willkommen sind vor allem ehemalige Verdingkinder, Heimkinder und alle, denen der Staat seine unheimliche Fürsorge angedeihen liess. Willkommen sind alle anderen auch.

Eine offene Werkstatt für digitale Produktion, ein sogenanntes
Fablab, soll es bald auch in der Region geben. Als Werkstatt, als Treffpunkt und als Lernstätte soll es allen offen stehen. Fablabs bilden ein weltweites Netz von Werkstätten, welche Erfindungen möglich machen wollen. Dazu stellen sie digitale Bearbeitungsmaschinen zur Verfügung. Der Initiant Andreas Jost will das geplante Fablab speziell ausrichten für Betroffene von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen. «Mein Ziel ist es, Betroffenen neue Perspektiven zu bieten und sie aus der sozialen Vereinsamung herauszuholen», erklärt er.
Im Fablab könne aber jedermann Prototypen oder Ersatzteile herstellen. Oder man könne sich auch nur zum Kaffee treffen und fachsimpeln. Oder Schulklassen könnten Projekte durchziehen. Oder man könnte in den Räumlichkeiten auch Kurse anbieten und 3D-Drucker bauen. Oder nähen, oder malen. Wenn Jost von seinem Projekt erzählt, dann sprudeln die Ideen nur so aus ihm heraus.
Einiges an Vorarbeit ist schon geleistet. Moderne Maschinen wie eine CNC-Fräse und eine Drehbank hat Jost schon organisiert. Zudem kennt er sich im Bau von elektronischen Geräten aus. So stellt er in der Bärschwiler Firma Jumperdome GmbH unter anderem Kameradrohnen her und repariert auch Modellbau-Helikopter. Das technische Wissen ist also schon vorhanden. Über die Finanzierung hat sich Jost auch schon Gedanken gemacht, wobei er das Projekt noch wesentlich vorantreiben muss. Was ihm noch fehle, sei ein Partner, sagt Jost und fügt an: «Ich suche jemanden, der den gesamten Bürobereich des Projektes übernehmen möchte.»
Erste Erfahrungen für nationales Netz
Wieso tut sich Jost diese Riesenarbeit an? «Ich bin selber völlig unschuldig und missbräuchlich aus meiner Familie herausgerissen worden. Als Kind und als Jugendlicher wurde ich in Heime und in Anstalten gesteckt», erklärt er. Was er erdulden musste, muss man als andauernde, schwerste emotionale und körperliche Misshandlungen bezeichnen. Wegen dieser Erfahrungen hat Jost dafür gekämpft, Mitglied des Runden Tisches sein zu dürfen. Der Runde Tisch für Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen wurde von der Bundes-
rätin Simonetta Sommaruga einberufen. Diesen Sommer hat er ein Massnahmenpaket verabschiedet. Ein Punkt
davon sind Kompetenzzentren, die an Fablabs angelehnt sind. Da können Betroffene ohne Zwang Beschäftigung oder Arbeit finden. «Diese Kompetenz-zentren liegen mir sehr am Herzen», so Jost. Für diese will er mit dem Fablab, das er privat plant, erste Erfahrungen sammeln.
Perverse Fürsorge
Was sind fürsorgerische Zwangsmassnahmen? Wer nicht konform war oder arm, konnte in der Schweiz bis 1981 für unbestimmte Zeit ins Gefängnis oder in ein Heim gesteckt werden. Ohne Gerichtsurteil. Ohne Rekursmöglichkeit. Brutalste Misshandlungen waren an der Tagesordnung. Kinder wurden verdingt. Männer wurden zwangsweise kastriert, Frauen sterilisiert. Ungeborene wurden den Frauen unter Zwang aus dem Leib geschnetzelt. Kinder wurden ihren Familien entrissen und für immer an geheime Orte gebracht. Neue Chemikalien wurden nicht an Tieren getestet, sondern an Kindern und Erwachsenen.
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