«Die Schwarzbuben sind damit nicht alleine»

Mit Sibylle Jeker aus Büsserach ist die SVP zum ersten Mal in der Geschichte des Kantons Solothurn in der Regierung vertreten. «Die Erwartungen sind hoch», resümiert Jeker im Gespräch mit dieser Zeitung.

Neu im Regierungsrat: Sibylle Jeker wird zukünftig von ihrem Wohnort in Büsserach nach Solothurn pendeln. Foto: Bea Asper

Wochenblatt: Was waren nach der Wahl die ersten Vorbereitungen für das Leben als Regierungsrätin?

Sibylle Jeker: Als Erstes musste ich meine Stelle bei der Raiffeisenbank kündigen — und dies fiel mir schwer. Ich mochte meinen Job, ich fühlte mich dort im Team immer sehr wohl. Vieles lasse ich nun erstmals auf mich zukommen.

Ihr neues Büro befindet sich im Rathaus. Werden Sie künftig in Solothurn leben?

Zu meiner neuen Arbeitsstätte mitten in der Stadt Solothurn werde ich pendeln. Für mich sind die Distanzen innerhalb des Kantons Solothurn überschaubar. Ausserdem habe ich früher in Balsthal gearbeitet und fuhr immer über den Passwang. Mein Lebensmittelpunkt wird an meinem Wohnort Büsserach bleiben und ich werde den Alltag mit meiner Familie leben, wie ich das schon immer als berufstätige Mutter gemeistert habe. Bisherige Freundschaften zu pflegen, wird sicherlich nicht einfach werden. Insgesamt werden neue Herausforderungen auf mich zukommen und ich werde neue Lösungen finden.

Wie haben Sie die Zeit bis zum Amtsantritt verbracht?

Hinter mir lag eine intensive Wahlkampfzeit. Im Mai nahm ich mir eine kleine Auszeit, ich genoss mit meinem Ehemann Silvio ein paar Ferientage in der Ferne. Danach widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder den aktuellen politischen ­Themen und begann mich in die verschiedenen Dossiers einzuarbeiten. Es sind bekanntlich nicht gerade wenige und es wird eine Zeit dauern, bis ich mit allem vertraut bin. Ich bin sehr pflichtbewusst und möchte immer alles genau wissen, und ich hinterfrage auch einiges. Ich werde mir von allen Ämtern ein persönliches Bild machen.

Als Chefin des Volkswirtschaftsdepartementes sind Sie nun auch zuständig für das Dossier «Stahl Gerlafingen». Wie stehen Sie dazu?

Dies tangierte mich schon als Kantonsrätin und ich habe mich noch vor Amtsantritt intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt, dazu zählte das Gespräch mit den Firmenverantwortlichen, doch auch, bei verschiedenen Fachpersonen und politischen Gremien Erkundigungen einzuholen. Ich werde im Regierungsrat meine Meinung einbringen und mich, im Rahmen meiner Möglichkeiten, für die beste Lösung einsetzen. Vertreten werde ich die vom Rat beschlossene Entscheidung. Diese sieht derzeit vor, der Unternehmung die erforderliche finanzielle Unterstützung zu gewähren, die wiederum Voraussetzung ist für den Rettungsplan des Bundes. Die Vorlage der Solothurner Regierung muss noch vor den Kantonsrat.

Mit Ihnen ist die SVP zum ersten Mal in der Solothurner Regierung vertreten. Wie gross ist der Einfluss der SVP-­Parteispitze, die mit Nationalrat Rémy Wyssmann lautstark auftritt?

Ich bilde mir immer meine eigene Meinung und kann diese dann auch mit ­nachvollziehbaren Argumenten vertreten. In meiner langjährigen politischen Karriere (Gemeinderat, Kantonsrat, Forum Schwarzbubenland) hat sich meine Strategie bewährt und ich bin mir sicher, dass ich mit meiner Partei einen gang­baren Weg finden werde. Grundsätzlich halte ich nichts von einem Hickhack — ausgetragen über die Medien. Ich suche bei Vorwürfen und verbalen Angriffen immer das direkte Gespräch mit den involvierten Kreisen und schaffe Missverständnisse und mögliche Ungereimtheiten aus der Welt. Ich bin davon überzeugt, dass die SVP als Regierungspartei in Zukunft im Kanton Solothurn mehr erreichen wird als zuvor in ihrer Oppositionsrolle. Unbestritten: Es wird Diskussionen geben. Die Identifikation mit der neuen Rolle wird ihre Zeit brauchen.

Ihre Kritiker machen Ihnen zum Vorwurf, dass Ihr Ehemann Silvio Jeker seine Wahl als Kantonsrat angenommen hat. Was sagen Sie dazu?

Wir politisieren seit Langem als Ehepaar in verschiedenen Gremien und können mit den damit verbundenen Pflichten problemlos umgehen. Dies gilt auch auf der beruflichen Ebene. In meiner Tätigkeit bei der Raiffeisenbank war ich an das Bankgeheimnis gebunden. Das Thema Geheimhaltung betrifft alle Regierungsratsmitglieder genau gleich gegenüber der Familie und Freunden.

Auf der Pendenzenliste steht auch die Erarbeitung des neuen Energiegesetzes; die kantonale Vorlage war von der SVP bekämpft worden.

Die SVP ergriff damals das Referendum — in erster Linie, damit nicht am Volk vorbeipolitisiert wird. Die Vorlage wäre sonst nur vom Kantonsrat verabschiedet worden. In der Tat lehnte das Solothurner Stimmvolk den Vorschlag der Regierung ab. Der Kanton Solothurn hat nun als einziger Kanton kein aktualisiertes Energiegesetz. Ich werde zu gegebener Zeit mit dem zuständigen Amt eine Auslegeordnung machen und wir werden einen ­neuen Vorschlag ausarbeiten. Die Vorlage wird von der Regierung beraten und es wird Vernehmlassungen geben.

Der erste Arbeitstag begann feierlich?

Ja, mit Festansprachen zum Geburtstag der Schweiz südlich und nördlich des Passwangs. Dabei kam es auch zu einem spannenden Austausch mit der Bevölkerung, der mir einmal mehr vor Augen führte, dass die Erwartungen gross sind.

Insbesondere von den Schwarzbuben? Sie erwarten von Ihnen, dass Sie sich in Solothurn für die Zusammenarbeit mit BL /BS einsetzen.

Das Spannende ist eben, dass die Schwarzbuben nicht alleine sind mit ihrem Wunsch nach interkantonalen Lösungen. Auch die anderen Regionen im Kanton Solothurn sind geografisch eingebunden in Regionen anderer Kantone. Diese Anliegen nehme ich sehr ernst. Ich möchte mich grundsätzlich aber auch für ein besseres Kennenlernen innerhalb des Kantons einsetzen und dafür, dass man miteinander ins Gespräch kommt. Ich lade die Schwarzbuben ein, Solothurn, Olten und Grenchen zu entdecken, mit der Gondelbahn auf den Weissenstein zu fahren, in der Aare oder im Burgäschisee baden zu gehen, den Naturpark Thal, das Gäu oder den Buchiberg zu besuchen. Genauso lade ich die Einwohnerschaft südlich des Juras ein, die Schönheiten und Eigenheiten des Schwarzbubenlandes zu erkunden. Wir sind ein Kanton. Grundsätzlich möchte ich zu bedenken geben, dass die Schwarzbuben selber dafür verantwortlich sind, wie und wo sie wahrgenommen werden. Als Erstes müssen sich die beiden Bezirke Thierstein und Dorneck zusammenraufen und auf der kantonalen und nationalen Ebene für ihre Anliegen kämpfen, zum Beispiel für den Ausbau der N18.

Wie werden Sie in Ihr neues Amt eingeführt?

Es fand ein Austausch mit Brigit Wyss und ihren engsten Mitarbeitenden statt. Der reibungslose Legislaturneustart ist heuer eine spezielle Herausforderung, da es auch beim Staatsschreiber einen Wechsel gab. Die neu zusammengesetzte Regierung findet sich im Rahmen eines dreitätigen Workshops und bespricht die ­Legislaturziele.

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