«Die Offene Jugendarbeit ergänzt die Arbeit der Vereine»
Wie es mit der Offenen Jugendarbeit in Breitenbach weitergeht, soll in den nächsten Wochen entschieden werden. Im Gemeinderat gibt es unterschiedliche Meinungen zum Thema.

Mit einem Mehrheitsentscheid hat der Gemeinderat die Leistungsvereinbarung für die Offene Jugendarbeit gekündigt. Damit würde das Jugendhaus in Breitenbach Ende Jahr schliessen — und auch die Zusammenarbeit für das Jugendhaus in Laufen steht auf der Kippe. Es sei ein vorsorglicher Entscheid gewesen, hiess es. Wie es weitergeht, will die Exekutive in den nächsten Wochen entscheiden. Ende September scheiden die zwei langjährigen, bürgerlichen Mitglieder Dieter Künzli und Willi Spaar aus dem Gemeinderat aus und zwei neue Vertreterinnen der SP-Liste nehmen Einsitz. Das Ressort liegt derzeit bei Irene Marchesi (Mitte Partei) und wechselt ab 1. Oktober voraussichtlich in den Aufgabenbereich von Anja Studer. Die beiden nehmen gegenüber dem Wochenblatt Stellung.
Wochenblatt: Der Rat stellt bei der Offenen Jugendarbeit Bisheriges infrage. Wie kam es dazu?
Irene Marchesi: Die Diskussion rund um die Offene Jugendarbeit in Breitenbach zeigt, dass uns die Zukunft unserer jungen Menschen am Herzen liegt. Es ist korrekt, dass der Leistungsvertrag «Jugendraum Breitenbach» per Ende 2025 gekündigt wurde. Beim Vertrag mit dem Trägerverbund der Offenen Jugendarbeit Region Laufen ergaben die Abklärungen, dass Breitenbach frühestens per Ende 2026 aussteigen kann. Diese Unterscheidung ist wichtig, damit die Diskussion auf einer korrekten Grundlage geführt wird. Bereits nach zwei Jahren Pilotphase des Jugendraums war ich mit der Jugendarbeit in Gesprächen, um das Angebot gezielt weiterzuentwickeln — mit der Absicht, dass unsere Investitionen unserer Gemeinde zugutekommen. Durch die vorschnelle Kündigung müssen diese Verhandlungen nun wieder bei null starten. Damit verschenken wir wertvolle Zeit, die wir für den Aufbau eines zukunftsfähigen Modells nutzen könnten.
Wie geht es weiter?
Irene Marchesi: Es geht nun darum, die Zusammenhänge richtig einzuordnen und die Perspektive langfristig zu wahren. Der Gedanke, mit der Streichung der Beiträge zu sparen, schien verlockend. Gesamtheitlich betrachtet ist dies der falsche Weg. Vor allem ist es falsch, steigende Betriebskosten für die Sport- und Freizeitanlage mit einer Kürzung bei der Offenen Jugendarbeit zu kompensieren. Die Förderung der Vereine ist wichtig. Gleichzeitig muss klar sein: Die Offene Jugendarbeit auszudünnen bedeutet, an einem zentralen Pfeiler der Jugendförderung zu sparen.
Anja Studer: Für eine Gemeinde, die attraktiv für junge Familien und Jugendliche bleiben möchte, ist ein differenziertes Angebot erforderlich.
In welche Richtung soll Ihrer Meinung nach die Diskussion gehen?
Anja Studer: Wenn wir wollen, dass Breitenbach eine lebendige, sichere und attraktive Gemeinde für Kinder, Jugendliche und Familien bleibt, müssen wir langfristig denken. Offene Jugendarbeit und die Unterstützung der Vereine sind keine Gegensätze, sondern bilden gemeinsam ein starkes Fundament.
Irene Marchesi: Darum setzen wir uns dafür ein, dass wir an der Jugendarbeit festhalten und sie zukünftig im Sinne unserer Gemeinde weiterentwickeln können.
Warum braucht es bei der Jugendarbeit verschiedene Ansätze?
Irene Marchesi: Offene Jugendarbeit schafft Räume, in denen Jugendliche sich begegnen, ausprobieren und Unterstützung finden können — unabhängig von Vereinszugehörigkeit, Herkunft oder Leistung. Sie bietet einen niederschwelligen Zugang und erreicht insbesondere jene Jugendlichen, die andernfalls durchs Netz fallen würden.
Anja Studer: Diese präventive Arbeit trägt dazu bei, spätere soziale oder gesellschaftliche Kosten zu vermeiden. Die Vereine sind das kulturelle Rückgrat unserer Gemeinde. Ihre wertvolle Arbeit ist unbestritten und verdient Unterstützung. Offene Jugendarbeit steht nicht in Konkurrenz zu den Vereinen, sondern ergänzt sie. Sie erreicht junge Menschen, die keinen Zugang zu einem Verein finden oder andere Bedürfnisse haben.
Wie beurteilen Sie die Kostenseite?
Irene Marchesi: Jugendarbeit ist eine Investition in die Prävention. Jugendliche, die sich aufgehoben fühlen, entwickeln weniger problematisches Verhalten, was langfristig Kosten für Polizei, Sozialdienste oder Gesundheitssystem spart.
Anja Studer: Bei der Jugendarbeit zu sparen, ist kurzsichtig und verlagert die Kosten nur in andere Bereiche. Wir sehen Jugendarbeit als Investition in die Zukunft unserer Gemeinde.