Der Wisent soll zurückkehren
In seinem Vortrag, organisiert vom Verein Natur- und Vogelschutz Erschwil, erzählte der Wildbiologe Darius Weber, weshalb das grösste europäische Landsäugetier in die Schweiz zurückkehren soll und wie so eine Ansiedlung aussehen würde.
Vor hundert Jahren lebten in unseren Wäldern als grösste Pflanzenfresser der Hase, das Eichhörnchen und die Maus. Die Wildhuftiere waren ausgerottet. Inzwischen sind einige davon zurückgekehrt – rund 300000 Rehe, Gämsen, Rothirsche, Wildschweine und Steinböcke leben frei in der Schweiz. Vielleicht besiedelt auch bald wieder das grösste Landsäugetier Europas, der Wisent, unsere Wälder. Dies ist jedenfalls die Vision von Darius Weber. Der Wildtierbiologe, welcher sich unter anderem im Projekt «Hopp Hase» engagiert, hat zusammen mit drei weiteren Personen die Wisentgruppe gegründet. Ihr Ziel ist es, diesen mächtigen, bis zu 1,80 Meter hohen Wiederkäuer in der Schweiz anzusiedeln. An der GV des Vereins Natur- und Vogelschutz Erschwil vom letzten Freitag im Restaurant Rössli stellte Darius Weber das noch in der Anfangsphase steckende Projekt vor.
«Es gibt keinen naturwissenschaftlichen Grund, um den Wisent wieder anzusiedeln. Die einzige Motivation dazu ist, dass er im Ökosystem fehlt. Wisente gehören zu unserer Fauna wie Bär, Rothirsch und Fuchs», erklärte Weber. Mit seinen Vorträgen wolle er die Menschen für das Projekt begeistern, heraushören, wie die Meinungen zum Wisent stehen und wo eventuelle Ängste stecken.
Der Wisent ist ein friedliches Waldtier, welches wie die Kuh vor allem Gras frisst. In der Schweiz wurde dieser europäische Bison schon im Mittelalter ausgerottet. Aus einem Restbestand von zwölf Tieren, welche in Zoos über ganz Europa verstreut waren, konnte durch Zucht der Bestand auf heute rund 4600 Tiere, welche in Gehegen, aber zum Teil auch frei in Polen, Deutschland, Holland und weiteren europäischen Ländern leben, erhöht werden. Die Wisentgruppe Schweiz ist zurzeit auf der Suche nach einem geeigneten Ort für die Wiedereinbürgerung dieser Tiere mit ihrem markanten Höcker in unserem Land, optimal wäre ein Gebiet in der Juraregion. Einige Orte haben bereits Interesse gezeigt, würde doch diese seltenen Tiere auch als touristische Attraktion die Gegend aufwerten.
Die erste Herde von etwa zehn Wisenten würde zuerst in einem einquadratkilometergrossen Gehege angesiedelt werden. In einem zweiten Schritt würden die Tiere in kontrollierter Halbfreiheit auf rund 50 Quadratkilometern gehalten. Ziel sei es dabei, Erfahrungen zu sammeln und die Menschen mit den Wisenten vertraut zu machen.
An der Versammlung stiess der Vortrag auf Interesse, gar Begeisterung. Weber hofft, dass etwa in einem Jahr das Gehege eingerichtet ist und in etwa fünf Jahren den Wisenten in Halbfreiheit begegnet werden kann.