Der Weg über die Pflastersteine
2025 ist für Mariastein das Jahr der Veränderung – im Innern mit einer neuen Führung, äusserlich mit der Neugestaltung des 4200 Quadratmeter grossen Klosterplatzes.

Peter von Sury wurde 2008 Abt des Klosters Mariastein und wollte den Wandel der Zeit aktiv mitgestalten respektive einen Weg finden, das Kloster zu erhalten. 2015 lancierte er das Projekt «Aufbruch ins Weite — Mariastein 2025». Im Januar 2025 legte Abt Peter von Sury altersbedingt sein Amt nieder. Die Nachfolgeregelung erforderte Bedenkzeit.
Vor dem Kloster wird der Aufbruch sichtbar. Bauarbeiten prägen das aktuelle Bild des Pilgerortes. In aufwendiger Handarbeit werden Pflastersteine eingesetzt und neue Sitzgelegenheiten gebaut. Die markanten Gräben gehen auf das Konto der Gemeinde; sie ersetzt die Werkleitungen. Die Neugestaltung des 4200 Quadratmeter grossen Klosterplatzes komme planmässig voran, sagt Mediensprecher Mariano Tschuor. «Die Einweihung ist für den 10./11. April 2026 vorgesehen.» Die Baukosten von über vier Millionen Franken werden durch die Bauherrschaft, das Benediktinerkloster Mariastein, vorfinanziert und sollen letztlich durch Spenden gedeckt werden. Der Kanton Solothurn sprach 2,375 Millionen Franken.
Der Platz wird den Weg zum Heiligtum weisen und zur Begegnung einladen, lautet das Konzept. Noch offen ist, wie sich das Restaurant Post neu präsentieren wird. Im Moment sei es geöffnet, sagt Tschuor und führt aus: «Zum geplanten Umbau läuft ein intensiver Meinungsprozess in den verantwortlichen Gremien. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen.»
Für die Autos und Reisecars gibt es ein neues zahlungspflichtiges Parkplatz-Regime. Dieses ist — eingangs Mariastein mit Schranke und Geldautomat — bereits umgesetzt worden und bewähre sich, erklärt Tschuor.
Den Kraftort Mariastein so zu beleben, dass es dem Kloster zugutekommt, war eines der erklärten Ziele des Aufbruchs. Mit einer neuen Liegenschaftsstrategie versucht die Mariastein Betriebs AG unter dem Präsidium von Thomas Ziegler, die Wertschöpfung zu verbessern. Die Mariastein Betriebs AG war vor einem Jahr gegründet worden, um die Klostergemeinschaft wirtschaftlich zu unterstützen. Die Vermögensteile des Klosters blieben im Eigentum der Benediktinermönche. Die Gemeinschaft setzt sich aktuell noch aus zwölf Benediktinermönchen zusammen, einige von ihnen sind sehr alt und pflegebedürftig. Peter von Sury befindet sich derzeit im Ausland, gehört aber weiterhin der Klostergemeinschaft Mariastein an.
Der Pilgerort zählt pro Jahr gegen 250000 Besucherinnen und Besucher. Anziehungspunkt ist die Gnadenkapelle in der Felsenhöhle unterhalb der Klosterkirche. Die Zukunft der Wallfahrt und die Betreuung der Gäste, die aus der ganzen Welt anreisen, ist eine der zentralen Fragestellungen. Es laufen auf verschiedenen Ebenen Gespräche, eine Lösung konnte das Kloster noch nicht verkünden. «Überwiegt die Last oder die Freude?», wurde der neue Abt nach seiner Wahl gefragt, und er sagte, dass er sich den Aufgaben mit Freude stelle. «Ich nahm mir für die Entscheidung eine Bedenkzeit», denn das Amt erfordere Energie und er sei nicht mehr der Jüngste, meinte Ludwig Ziegerer. Er wurde am 18. Juni zum neuen Abt gewählt und wird am 20. September die Abtsbenediktion aus der Hand von Bischof Felix Gmür empfangen.
Ziegerer ist allen vertraut, er lebt schon seit fast 40 Jahren im Kloster Mariastein, vor der Zeit im Kloster war er in Graubünden als Lehrer tätig, er absolvierte das Theologiestudium in Chur und wurde 1992 zum Priester geweiht.
Ziegerer gilt als Brückenbauer. Als bisheriger Leiter der Wallfahrt stand er immer im Austausch mit den Menschen. Er kennt die Bedürfnisse der Pilgerinnen und Pilger und Gäste, als Abt kann er seine Vorstellungen in das Projekt «Aufbruch ins Weite» einbringen. Er gab nach seiner Wahl auch klar zu verstehen, dass ihm die Wallfahrt sehr am Herzen liege. Er steht derzeit aber noch vor ganz anderen Herausforderungen: Im Frühjahr 2025 wurde publik (durch das Schweizer Fernsehen), dass das Kloster Mariastein Teil der Vergangenheitsbewältigung zum Thema Kindesmissbrauch in der Kirche ist. Peter von Sury machte man dabei zum Vorwurf, dass er sich — wie viele andere — zu wenig für die Aufklärung eingesetzt hatte. Es geht um zwei Mönche des Klosters Mariastein, die in den 60er- und 70er-Jahren im Kollegium Karl Borromäus in Altdorf (Kanton Uri) tätig waren und sich an Schülern vergriffen hatten. Sie sind inzwischen verstorben.
Auf die Vergangenheitsbewältigung angesprochen, hält Tschuor fest: «Zum Thema Missbrauch im Kollegium Karl Borromäus in Altdorf vor 50 Jahren haben die Benediktiner von Mariastein öffentlich eine Erklärung abgegeben. Diese sowie die Medienmitteilung der Urner Kantonsregierung über die gemeinsam mit dem Benediktinerkloster Mariastein bei der Universität Zürich in Auftrag gegebene Studie über die Vorkommnisse in Altdorf sind auf der Website des Klosters einsehbar.»