«Das Interesse an Bauberufen ist gering»
Die Albin Borer AG lud die Wirtschaftsgruppe des Forums Schwarzbubenland nach Büsserach ein, wo der neue Hauptsitz der Firma am Entstehen ist. Unter dem Namen Anton Borer Holding AG geht es nicht nur um Strassenbau, sondern auch um Recycling.

Die Arbeitsgruppe Wirtschaft des Forums Schwarzbubenland besuchte am letzten Donnerstag die Albin Borer AG, respektive Anton Borer Holding AG. Zwar hat das Unternehmen seinen Hauptsitz in Erschwil, der Besuch fand jedoch im Industriequartier von Büsserach statt. Dort entsteht auf einer grosszügigen Fläche der neue Hauptsitz mit Bürogebäude und Werkhof. Stolz führte Firmenchef Anton Borer, der das Familienunternehmen seit 35 Jahren in dritter Generation leitet, über das Gelände. Der Umzug ist auf Anfang 2027 geplant. «In Erschwil haben wir schon lange zu wenig Platz und müssen uns ein Büro zu fünft teilen», erklärte Tochter Nicole Kaufmann, kaufmännische Leiterin. In den provisorischen Büros in Büsserach stellte Sohn Roger Borer, Technischer Leiter, mit einer Präsentation die Firma vor.
Eines der grössten Bauunternehmen der Region
Die Albin Borer AG zählt zu den grössten Bauunternehmen der Nordwestschweiz. Über 360 Mitarbeitende sind in den Bereichen Tiefbau, Hochbau, Strassenbau, Abbruch, Transport und in weiteren Baudienstleistungen beschäftigt. 2013 wurde die Anton Borer Holding AG gegründet. Unter ihr firmieren neben der Albin Borer AG auch weitere Unternehmen, etwa die Antag Recycling AG. Diese betreibt seit 2007 in der Schachlete in Laufen eine Bodenaufbereitungsanlage, die Transportwege verkürzt und den Baustoffkreislauf fördert.
Neue Recycling-Anlage gegen «ewige Chemikalien»
Aktuell im Aufbau ist die Baustoff Recycling Nordwestschweiz AG (BRN AG) in Birsfelden. Ab 2028 sollen dort mineralische Rückbaustoffe, Aushub- und Ausbruchmaterial sowie kontaminierte Erde recycelt werden. Ziel ist es, Schadstoffe wie PFAS zu entfernen. PFAS gelten wegen ihrer Beständigkeit als «ewige Chemikalien». Sie sind in zahlreichen Alltagsprodukten wie Outdoorbekleidung oder Pfannen enthalten, stehen aber im Verdacht, krebserregend zu sein. Zwei Themen bereiten dem Start der BRN AG noch Probleme: Zum einen fehlen klare Grenzwerte des Bundesamts für Umwelt, zum anderen ist die Entsorgung der gefilterten Schadstoffe ungeklärt. Derzeit werden diese gefilterten Schadstoffe aus anderen Anlagen nach Holland transportiert und verbrannt. Dass dies keine zukunftsträchtige Lösung ist, darüber waren sich in der Diskussion am Donnerstag alle einig. «Nachhaltigkeit ist uns wichtig. So kommen etwa alle unsere Maschinen, wenn möglich, aus Europa und nicht aus China», so Anton Borer.
Bürokratie erschwert den Alltag
Im Austausch mit der Arbeitsgruppe Wirtschaft stellte sich im Weiteren heraus, dass die vielen Vorschriften, die sich auch von Kanton zu Kanton unterscheiden, und sich im Grenzgebiet der Kantone Solothurn, Baselland und Basel-Stadt stark bemerkbar machen, das Arbeiten und Erhalten von Bewilligungen erschweren. Ein engerer Dialog zwischen Politik und Unternehmen wäre wünschenswert, meinte Roger Borer.
Dieter Künzli, Präsident des Forums Schwarzbubenland, versprach am Treffen, sich für eine bessere Zufahrt zum Industriegebiet einzusetzen. Als Lösung schwebt ihm eine Verbindungsstrasse über die Lüssel am Standort des kürzlich abgebrannten Industriegebäudes beim Naturbad vor.
Ein zentrales Anliegen der Firma ist zudem die Förderung der Lehrlingsausbildung. «Wir würden mehr Lernende aufnehmen. Doch das Interesse an Bauberufen ist gering», sagte Nicole Kaufmann. Anton Borer ergänzte: «Eine Ausbildung im Baugewerbe ermöglicht eine gute Karriere mit attraktivem Lohn. Wir fördern junge Leute gerne und geben ihnen Verantwortung, zum Beispiel bei kleineren Projekten.» Aus diesem Grund nimmt die Albin Borer AG gerne auch kleinere Aufträge an.