Das erste Dampfross mit Spannung erwartet

Am 23. September 1875 war es endlich so weit: Das erste «Dampfross» trat seine Reise von Basel nach Delsberg an, mit einem fünfzehnminütigen Halt in Laufen und kürzeren Pausen an allen anderen Stationen. Von Basel nach Laufen dauerte die Reise damals gemäss regulärem Fahrplan rund eine Stunde.

Karte von 1875: Die Eisenbahnlinie und die Station in Bärschwil sind klar markiert. Foto: zvg

Karte von 1875: Die Eisenbahnlinie und die Station in Bärschwil sind klar markiert. Foto: zvg

Keinen Stopp: Bei der Station Bärschwil hält schon lange kein Zug mehr. Foto: Gaby Walther

Keinen Stopp: Bei der Station Bärschwil hält schon lange kein Zug mehr. Foto: Gaby Walther

In Zwingen fuhr der erste Zug mit den geladenen Gästen vorbei, denn am 28.8.1872 hatten sich die männlichen Stimmberechtigten mit 42:19 Stimmen gegen den Bau einer Station ausgesprochen, insbesondere weil die Fuhrleute die neue Konkurrenz fürchteten. Siegesstimmung herrschte in Laufen: Der Bahnhof war festlich dekoriert, auf einem Banner stand geschrieben: «Willkommen hohe Gäste! Willkommen! Von Basel und Bern. Nicht nur zum Siegesfeste — Wir seh’n Euch allzeit gern.» Die Gemeinde Grellingen, die schon Industrie besass, sah in der Eisenbahn ein weiteres grosses Potenzial. Umso freudiger der Empfang: «Mit Böllerschüssen, Ehrenjungfrauen und Ehrenwein empfing Niklaus Kaiser in Grellingen mit Stolz ‹seinen› mit Blumen bekränzten Zug mit den vielen Ehrengästen.» Kaiser, erster Laufentaler Nationalrat und neben dem Jurassier Xavier Stockmar grosser Förderer der Jura-Bahn, wohnte in Grellingen. Über ihn erzählt der Volksmund, dass die ­Eisenbahn, wenn’s sein musste, extra 200 Meter vor der Station anhielt und ihn einsteigen liess, dem hohen Herrn somit die Ehre erweisend. Als Persönlichkeit rund um die Verdienste der Bahn wäre noch der schweizweit bekannte Bärsch­wiler Geologe Amanz Gressly zu erwähnen. Seine geologischen Forschungen hatten den Bahnbau wesentlich beeinflusst. Bärschwil hatte das Geld für den einzigen Thiersteiner Bahnhof in der engen Stelle bei der «Glashütte» zusammengebracht, musste dafür Gärten opfern. Die Station brachte dagegen für die Gemeinde einen schönen Aufschwung, insbesondere fürs Hotel Bad Bärschwil, das nach einer Renovation gute Bewirtung in romantischer Gegend versprach.

Apropos Romantik

Der «Birsbote» vom 25. September 1875 schreibt: «In romantischer Hinsicht übt die Bahn einen höchst angenehmen Eindruck auf den Reisenden aus. Oft zieht diese knapp zwischen die Birs und Felsfüssen oder die Strasse eingezwängt dahin, oft neben schroffen Felswänden vorbei und kaum aus der tiefen Nacht des Tunnels entstiegen über ansehnlich lange Brücken der Birs (von Gustave Eiffel!), die zur Regenzeit ihre mächtigen schlammigen Wellen rauschend dahinwälzt. Mit jeder Biegung des Thales zeigt sich dem Auge des Beschauers eine neue Natur-­Composition: hoch aufsteigende Laub- und Tannwälder, aus denen einzelne mächtige verklüftete und verzackte Felsköpfe herunterschauen, wie sagenhafte Feenschlösser oder lange Felszüge, die ein weisses Diadem auf den grünen Berghäuptern bilden.»

Die Jura-Bahn war eine Zeit lang eine wichtige Verbindung von Basel nach Paris via Porrentruy–Delle–Belfort. Mit dem Bau des Grenchenbergtunnels (1914), dem Lötschbergtunnel (1913) und dem Simplon (1906) verkürzten sich die Reisezeiten nach Bern, ins Wallis und nach Italien beträchtlich.

Erweiterte Literatur: «Der Birsbote», 1975 (Septemberausgaben). «Heimatbuch Zwingen», Alfred Scherrer, 1963. «Bärschwil – Chronik einer Gemeinde», Albin Fringeli, 1981. «Die Eisenbahn», Adrian Schmidlin, in «Heimatkunde Grellingen», 1999.

Linard Candreia, Laufen, Autor und Landrat, schreibt Kurzgeschichten fürs «Wochenblatt».

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