Das Ende der Klosterstiftung

Die Stiftung Beinwil hat beschlossen, sich aufzulösen, und klärt nun ab, wem sie die Gebäulichkeiten schenken wird. Es geht um Nutzungsfragen, um Vertrauen und um viel Geld.

Unklare Zukunft: Die Stiftung Beinwil hat ihre Auflösung beschlossen.  Foto: ZVG/Reinhard Hänggi
Unklare Zukunft: Die Stiftung Beinwil hat ihre Auflösung beschlossen. Foto: ZVG/Reinhard Hänggi

Die Liegenschaften des Klosters Beinwil gehören zum einen der Stiftung Beinwil und dem Kloster Mariastein, zum andern der katholischen Kirchgemeinde Beinwil. Der Stiftungsrat hat in diesem Jahr den Entschluss gefasst, die Stiftung aufzulösen. Dies bestätigt Präsident Franz Christ auf Anfrage dieser Zeitung. Der Stiftung würden die finanziellen Ressourcen ausgehen, im Stiftungsrat gebe es eine Überalterung und es fehle an geeigneten Nachfolgern.

Der Stiftungsrat bot das Spiesshaus, das Ökonomiegebäude und das Gästehaus (altes Schulhaus) dem Kloster Mariastein als Geschenk an. Die Mönche in Mariastein lehnten aber dankend ab. «Wir fühlen uns mit dem Kloster Beinwil verbunden, nicht zuletzt als Eigentümer des zentralen Teils der Klosteranlage (Kloster und Garten). Gleichzeitig müssen wir realistischerweise feststellen: Wir sind in Sachen Gebäudeunterhalt und Gebäudenutzung in Mariastein derart gefordert, dass wir uns in Beinwil keine zusätzliche Last aufbürden können. Wir haben somit beschlossen, die uns von der Stiftung Beinwil angebotene Schenkung auszuschlagen», hiess es seitens des Klosters Mariastein.

Aus der Dorfchronik geht hervor, dass das ursprüngliche Benediktinerkloster Beinwil im 11. Jahrhundert gegründet worden war — nicht zuletzt als Hospiz für Durchreisende. Nach dem 13. Jahrhundert geriet es in die politischen Auseinandersetzungen der Städte Basel und Solothurn und wurde verwüstet. 1633 kehrte in den neu erstellten Gebäuden wieder ein Klosterleben ein, doch verlegte der damalige Abt im Jahr 1648 den Konvent von Beinwil zum nahen Wallfahrtsort Mariastein. Durch die Klosteraufhebungen während des Kulturkampfs im 19. Jahrhundert — der Auseinandersetzung zwischen der katholischen Kirche und dem Staat — gelangte das Kloster ins Eigentum der katholischen Kirchgemeinde des Dorfes. 1978 kam es zu einem Grossbrand. Das um den Kreuzgang angelegte Konventgebäude erlitt beträchtlichen Schaden. Der Wiederaufbau gelang mithilfe der 1980 gegründeten Stiftung Beinwil. Diese stellt seither das Kloster einer Gemeinschaft zur Verfügung, «die auf der Grundlage des Evangeliums in Stille, Meditation und Gebet lebt und für die Verständigung aller christlichen Konfessionen wirkt, für Menschen, die hier Stunden, Tage oder Wochen verbringen möchten». Das tägliche Leben beruht auf dem Wechsel von Gebetszeiten, Meditation und Arbeit.

Seit 2019 ist eine Gemeinschaft Nutzniesserin, die sich als orthodoxes Männer- und Frauenkloster bezeichnet. Die Stiftung des Klosters und der Verein Heiliges Orthodoxes Kloster Johannes Kapodistrias Beinwil schlossen dafür eine Vereinbarung ab, die mit der Option auf Verlängerung bis Ende 2028 dauert. Die Gemeinschaft muss keine Miete zahlen, kommt aber für den Unterhalt der Anlage auf. Dabei verpflichtete sich die Gemeinschaft, in eine neue (Holz-)Heizung zu investieren, die 250000 Franken kostete. Aus einem Briefwechsel, der dem «Wochenblatt» vorliegt, geht hervor, dass der Stiftungsrat Anfang 2025 in Betracht zog, die Gebäude der Gemeinschaft zu schenken. Davon hat sich der Stiftungsrat inzwischen distanziert. Das Vertrauensverhältnis sei zerrüttet. Stiftungsratspräsident Franz Christ spricht gar von Täuschung und von Vorfällen, die ein schlechtes Bild auf die Gemeinschaft werfen. Recherchen dieser Zeitung zeigen, dass es im Kloster Beinwil zu Polizeieinsätzen kam, was die Staatsanwaltschaft bestätigte.

Die Gemeinschaft wäre auch nur zum Zuge gekommen, sollten die Einwohnergemeinde Beinwil oder die katholische Kirchgemeinde Beinwil die Schenkung ebenfalls ausschlagen. Diese Antworten sind noch ausstehend. «Das Angebot ist mit umfangreichen Abklärungen verbunden», erklärt Petra Christ vom Sekretariat der katholischen Kirchgemeinde Beinwil. Kirchenpräsident Roman Lindenberger will sich gegenüber dieser Zeitung nicht äussern. Petra Christ geht davon aus, dass das Geschäft im Verlauf des nächsten Jahres spruchreif werden und vor die Kirchgemeindeversammlung kommen könnte. Auch der Gemeinderat der Einwohnergemeinde Beinwil hat sich noch nicht festgelegt, sagt Gemeindepräsident Andreas Bringold. «Letztlich geht es beim Erhalt solcher Gebäulichkeiten um viel Geld, doch auch um Verantwortung und um Aufsicht. Es stellt sich die Frage nach der künftigen Nutzung und um die Finanzierbarkeit». Der Gemeinderat werde an einer seiner nächsten Sitzungen das weitere Vorgehen beschliessen, meint Bringold.

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