Buch über archäologische Entdeckungen

Mit einem «Frühmittelalterlichen Eisengewerbeviertel in Breitenbach» liegt ein stupendes Werk über die Ausgrabungen an der Mittelstrasse von 2010/2011 vor. Am 25. Juni war im Schulhaus Kirsgarten die Vernissage.

Ausgrabung 2010: Freilegen und Dokumentieren einer grossflächigen Steinsetzung. Foto: Kantonsarchäologie Solothurn, zVg

Erstaunlich viele Leute hatten sich trotz der Hitze im Konzertsaal des Schulhauses Kirsgarten eingefunden. Bevor Frau Landammann Sandra Kolly ein Grusswort der Regierung überbrachte, spielte ein Quintett der Brassband Konkordia Büsserach das Stück «Jupiter» aus den «Planeten» von Gustav Holst. Nach einem weiteren musikalischen Intermezzo ergriff Kantonsarchäologe Pierre Harb das Wort. Er gab einen allgemeinen, ersten Überblick über die Ausgrabungen in Büsserach. Die Fundstelle an der Mittelstrasse wurde erst 2008 entdeckt. Man fand vor allem Holzkohle und 4,7 Tonnen Schlacke. All das wies darauf hin, dass es hier auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern eine intensive Eisenverhüttung gegeben hatte, d. h. ein veritables frühmittelalterliches Eisengewerbeviertel, in dem auch Fachleute in der Textil- und Lederverarbeitung arbeiteten. Insgesamt 17 Personen beteiligten sich 2010 und 2011 an den Ausgrabungen.

Die Detailbefunde

Simone Mayer vertiefte den allgemeinen Befund unter Verwendung von anschaulichem Bildmaterial. Auf der gesamten Fläche links und rechts der Mittelstrasse wurden 24 Grubenhäuser, 4 Pfostenbauten, 15 Gruben, 5 Feuerstellen, Reste von 3 Rennöfen, 3 Schmiedeessen und 2 Steinpflästerungen gefunden. Die Grubenhäuser waren einfache, in den Boden eingetiefte Werkstätten aus Holz. Chronologisch lassen sich fünf aufeinanderfolgende Siedlungsphasen vom 5. bis 11. Jahrhundert n. Chr. feststellen. Neben den Schlacken fand man auch Keramikfragmente und andere Kleinfunde, die im Zusammenhang mit der Eisenherstellung standen, wie etwa Messer oder Beschläge. Aber auch Glasperlen oder Spindelteile zur Textilbearbeitung wurden geborgen. Von besonderem Interesse war die Grube 5, die zuerst als Vorratsgrube, später aber als Abfallgrube diente.

Aufwendige Eisengewinnung

Stefan Schreyer ging genauer auf die damalige Verhüttungsmethode ein. Vor der Einführung des Hochofens gab es die sogenannten Rennöfen. Ein Rennofen bestand aus einem konischen Schacht aus Lehm oder Steinen, der mit Holzkohle und Bohnerz beschickt wurde. Bei einer Betriebstemperatur bis zu 1200 Grad Celsius entstanden zuerst der Eisenschwamm und die Rennofenschlacke, die in die Renngrube abfloss. Danach wurde der Eisenschwamm zu einer sogenannten Schmiedeluppe weiterbearbeitet. Dabei fielen «Kalottenschlacken» als Abfallprodukte an. Schliesslich wurde die Luppe vom Schmied an Esse und Amboss zu Eisenobjekten geschmiedet. Auch ­dabei fielen wieder Kalottenschlacken und zudem Hammerschlag als Abfall an. Das Bohnerz wurde damals in der näheren Umgebung abgebaut. Pierre Harb machte den Übergang zum Buchverkauf und zum Apéro, und die BBKB spielte zum Abschluss «Halleluja» von Leonard ­Cohen.

Ludwig Eschenlohr (u. a.), «Ein frühmittelalterliches Eisengewerbeviertel in Büsserach». Ausgrabungen an der Mittelstrasse 2010 und 2011, Beiträge zu Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn 5, 2025.

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