Bereichernder Lockruf an reiche Basler
Der Gemeinderat nutzte die Gunst der Stunde und lockte spontan und keck nach dem Basler Ja zur «Topverdiener-Steuer» reiche Basler in den Thiersteiner Bezirkshauptort. Die überwiegend positiven Rückmeldungen überraschten selbst die Exekutive.

Natürlich Breitenbach» ist man versucht zu sagen, wenn es um die Natur rund um Breitenbach oder ihr Naturbad, das allererste in der Region, geht. «Natürlich Breitenbach» heisst es jeweils im Schwarzbubenland», wenn die Breitenbacher Exekutive mal wieder aus der Reihe tanzt. So geschehen am Tag nach dem grossen Abstimmungssonntag vom 19. Mai, als der ganze Gemeinderat sich tief über die rückläufigen Steuereinnahmen in der Rechnung 2018 beugte. «Eine erneute Steuersenkung kommt nicht in Frage», kam Gemeindevizepräsident und Finanzchef Christian Thalmann gleich allfälligen Begehren in dieser Richtung zuvor. Auf eine Forderung aus der illustren Runde, man brauche mehr Spitzenverdiener und Vermögende, war sie auf einmal da, scherzhaft zuerst und dann keck, die Blitzidee: «Wir heissen die reichen Basler bei uns willkommen, denen die gestern angenommene «Topverdiener-Initiative» nun höhere Steuern einschenkt.» Gesagt und getan mit Augenzwinkern und etwas provokativem «Forechecking». In der gleichen Woche lockte bereits ein Inserat in der Basler Zeitung mit der liebenswerten Einladung: «Liebe Basler, in Breitenbach sind auch Reiche herzlich willkommen».
Unterschiedliche Reaktionen
«Das Echo ist überwiegend positiv. Das Inserat sollte, wie schon gesagt, mit einem Augenzwinkern verstanden werden, mit einem kleinen Seitenhieb an die «Umverteilungsgläubigen» in Basel», so der Breitenbacher Gemeindepräsident Dieter Künzli, « zudem wollten wir ins Gespräch kommen mit unseren Vorzügen wie intakte Natur, optimales Schulangebot, erträgliche Steuern, niedrige Gebühren, gute Einkaufsmöglichkeiten und ein ebensolches öV-Angebot. Sein Stellvertreter Christian Thalmann, hat als Kantonsrat in Solothurn als auch in Oensingen in Kommentaren wie «typisch Breitenbach» auch so etwas wie versteckte Bewunderung für dieses kecke Vorprellen verspürt. Negative Kommentare habe er in den sozialen Medien gelesen, dies nach einem Bericht in «20 Minuten» über eine unrichtige Steuerberechnung, dabei aber mit leichtem Schmunzeln auch Verwechslungen mit Spreitenbach (AG) festgestellt. «Eine gute Idee» habe seine Umgebung in Breitenbach das Inserat befunden, gut eben, um als Gemeinde im Gespräch zu bleiben, erklärt Gemeindeverwalter Andreas Dürr. Ein Marketing-Gag gleichsam. Dennoch blickte der Gemeinderat nach dem befürchteten, aber ausgebliebenen «Shitstorm» anfangs Juni in einer Art «Manöverkritik» nochmals auf die Aktion zurück und nahm zur Kenntnis, dass das Inserat im Ort nicht überall als Promotion für Breitenbach, sondern auch als «gschämig» oder «Verschleuderung von Steuergeldern» verstanden worden sei.