«Bäri» wollte nicht mit

Ein besonders leutseliger Hund begleitet manchmal Wanderer und Wanderinnen auf dem Weg zum Kloster Beinwil. Mit dem Wochenblatt-Autor mitzugehen, hatte «Bäri» keine Lust.

Bäri hat heute was anderes vor: Der viereinhalbjährige Rüde auf dem Heimweg zum Hof Schachen. Foto: Martin Staub

Der Wanderführer «60 Kurztouren um das Laufener Becken» erschien vor anderthalb Jahren und ist schon mehrfach vergriffen. Pius Lombriser, der Hauptautor, ist offensichtlich einem Bedürfnis gefolgt und hat eine Marktlücke gefüllt. Es soll Wanderfans geben, die alle 60 Touren, zum Teil sogar mehrfach, durchwandert haben. Zahlreiche Kritiken zur aufwendigen Arbeit des Autorenteams liegen unterdessen vor. Mehrfach positive, vereinzelt auch negative. Und man erzählt sich Geschichten rund um einzelne Touren.

So empfahl man mir, nachdem ich mich selber schon mehrfach vom praktischen Büchlein durch unsere abwechslungsreiche Region hatten leiten lassen, doch einmal die Tour 36 unter die Wanderschuhe zu nehmen, um auf einem wesentlichen Abschnitt von «Bäri», einem Mischlingsrüden aus den Rassen Appenzeller und Malinois, begleitet zu werden.

Das wollte ich mir nicht entgehen lassen, zumal ich doch Hunde mag. Vor einigen Tagen, an einem sonnigen Sommermorgen, parkierte ich mein Auto vor dem ehemaligen Gasthof Reh in Unterbeinwil und machte mich auf die Socken zur 8,2 Kilometer langen Tour «Widder und Hochaltar». Wanderzeit: schlappe 2 h 20 min. Auf das Eintreffen auf halber Strecke beim Hof Schachen freute ich mich. Alles war organisiert, Bauernsohn Valentin hat «Bäri» am frühen Morgen festgebunden, damit er für mich bereit und nicht schon anderweitig unterwegs war. Leider funktionierte das Projekt diesmal nicht wunschgemäss. «Bäri» war zwar da, begrüsste mich, wie sich das für einen pflichtbewussten Hofhund gehört, lautstark und nicht sonderlich freundlich. Da sonst gerade kein menschliches Wesen auf dem Hof war, telefonierte ich Valentin, der mir damit die Lizenz zum Leinelösen gab. «‹Bäri› kommt dann schon mit», versicherte er mir. Der Hund freute sich offensichtlich über die Freiheit, rannte zweimal um das Tenn herum, liess sich dann vom aufgeschreckten Grossvater, der keine Ahnung von meinem Vorhaben hatte, rufen und hatte in der Folge null Interesse, mit mir zu kommen. Unterdessen erschien auch Bäuerin Carmen Gerber, der ich zuerst erklären musste, weshalb ich «Bäri» losgebunden hatte. Sie zeigte Verständnis, holte eine Leine und ich durfte ein Stück des Weges mit dem viereinhalbjährigen Mischling zurücklegen. Nach ein paar hundert Metern schien sich der Hund mit mir versöhnt zu haben. Ich löste die Leine und schoss ein Foto, das «Bäri» so zeigte, wie wenn er auch mich — wie unzählige andere Wanderer und Wanderinnen vor mir — auf dem Weg zum Kloster Beinwil begleitete.

Der Hund kam mit mir zurück zum Hof der Familie Gerber, wo wir noch bei Kaffee und Gebäck nicht nur über diese Geschichte diskutierten und lachten. Wie begonnen, genoss ich die zweite Hälfte der Wanderung ohne Hund, dafür mit einer wertvollen Begegnung mehr.

«60 Kurztouren um das Laufener Becken» von Eva Sprecher, Pius Lombriser, und Andrea Gerber ISBN 978-3-03865-106-2

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