Auf Du und Du mit Bundesrätin Viola Amherd

Susanne Koch, Kantonsrätin und langjährige Gemeindepräsidentin von Erschwil, hatte in diesem Jahr das Amt der höchsten Solothurnerin inne. Im Interview erzählt sie über ihre Aufgaben und Erfahrungen als Kantonsratspräsidentin.

Susanne Koch: Nach ihrem Jahr als Kantonspräsidentin wird die Gemeindepräsidentin wieder vermehrt in der Gemeindeverwaltung Erschwil anzutreffen sein.  Foto: Gaby Walther
Susanne Koch: Nach ihrem Jahr als Kantonspräsidentin wird die Gemeindepräsidentin wieder vermehrt in der Gemeindeverwaltung Erschwil anzutreffen sein. Foto: Gaby Walther

Frau Koch, was waren Ihre Aufgaben als Kantonsratspräsidentin?

Ich durfte den Kanton Solothurn an zahlreichen Anlässen präsentieren. Im Weiteren präsidierte ich die Kantonsratssitzungen (Sessionen) in Solothurn und war zusammen mit den beiden Vizepräsidenten für die Führung des Parlamentssekretärs zuständig.

Was waren die Highlights?

Mir hat dieses Jahr als Kantonsratspräsidentin grosse Freude gemacht und ich fand alle Aufgaben sehr interessant. Besonders spannend waren die rund 90 Anlässe, die ich besuchen durfte — von der Vergabe der kantonalen Sportpreise in Büsserach, der 200-Jahr-Feier von Stahl Gerlafingen bis zur Teilnahme an zahlreichen Verbandsversammlungen oder dem Festgottesdienst 250 Jahre St.-Ursen-Kathedrale in Solothurn. Es beeindruckt mich zutiefst, mit wie viel Herzblut sich die Menschen für die Vereine engagieren.

Dabei kamen Sie in den Kontakt mit verschiedenen Persönlichkeiten.

Genau, ich kam in Kontakt mit Parlamentspräsidentinnen und -präsidenten anderer Kantone. Mit Bundesrätin Viola Amherd bin ich nun per Du und an einem Anlass im Gymnasium in Laufen war Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider anwesend. Sie schenkte mir einen der Blumensträusse, die sie erhalten hatte, was mich sehr freute.

Wo lagen die Schwierigkeiten als Präsidentin?

Das Führen von Sitzungen fällt mir leicht. Ich habe während vier Jahren die Finanzkommission geleitet. Die Kantonsrats­sessionen dauern jedoch lange. Als Präsidentin muss man die ganze Zeit präsent und aufmerksam sein. Man muss darauf achten, dass die Redezeiten eingehalten werden, es braucht Geduld und man kann nicht einfach eine Pause einlegen. Das ist manchmal recht anstrengend. Übrigens, die letzten Sessionen 2023 findet am 12., 13. und 20. Dezember statt, sie sind öffentlich. Zudem können sie über www.so.ch/Parlament über Livestream mitverfolgt werden.

Gelang es Ihnen als Erschwilerin, das Schwarzbubenland bekannter zu machen?

Den Kantonsratsausflug durfte ich organisieren und der fand, wie das so üblich ist, in unserer Region, also im Schwarzbubenland, statt. 1.-August-Reden hielt ich in Grindel und in Aetingen. Das Kloster Mariastein ist durch verschiedene Veranstaltungen immer wieder präsent. In Gesprächen stelle ich auch immer wieder fest, egal in welchem Teil ich im Kanton Solothurn unterwegs bin, dass irgend­jemand immer jemanden im Schwarzbubenland kennt.

Ihr Ziel im Präsidialjahr war unter anderem, mehr Frauen für politische Ämter zu motivieren. Konnten Sie dies umsetzen?

Ich hatte den Frauentag in Solothurn unter dem thematischen Gesichtspunkt «Frauen in der Politik» initiiert. Im Zen­trum stand das Sichtbarmachen weiblicher Vorbilder in der Politik. Der Austausch unter politisch aktiven Frauen mit Teilnahme von Bundesrätin Viola Amherd sowie zahlreichen Politikerinnen aus der Nordwestschweiz fand grossen Anklang. Die Stimmung untereinander war toll. Rückmeldungen zeigten, dass es wichtig ist, Frauenarbeit nicht parteipolitisch zu gewichten, es war deshalb auch gut, dass ich als Mitte-Politikerin Gastgeberin war. Wir zeigten damit, dass Gleichberechtigung auch für uns immer noch ein Thema ist. Gerade Politikerinnen, die eher auf der rechten politischen Skala unterwegs sind, scheinen zu glauben, dass bereits alles erreicht worden ist. Doch es sind immer noch zu wenig Frauen in der Politik. Das kommt auch daher, dass den Frauen die geschichtlichen Vorbilder fehlen. Beim zweiten Wahlgang des Ständerats bezog ich klar Position für eine Frau und konnte als gestandene Politikerin sicher Meinungen beeinflussen oder zumindest stärken.

Was bewegt den Kanton Solothurn im Moment und was sollte ihn noch mehr bewegen?

Die Finanzen sind immer ein Thema. Der Kanton wird im Budget 2024 ein Defizit von 100 Mio. Franken ausweisen. Ich bin froh, dass aktuell ein solides Eigenkapital vorhanden ist. Persönlich wünsche ich mir, dass der Kanton Solothurn progressiver wird, zum Beispiel im Energiegesetz. Die Klimaziele sollten stärker verfolgt werden und die Bemühungen sollten nicht ein Flickwerk von verschiedenen Bestrebungen sein.

Vom Januar an werden Sie wieder mehr Zeit für sich haben. Wie werden Sie diese ausfüllen?

Ich werde mich wieder stärker meinen Ämtern als Gemeindepräsidentin und im Vorstand der Administration des Theaters in Dornach engagieren können, denn in diesem Jahr hatte ich vieles delegiert. Und ich freue mich, wieder mehr Zeit für den Garten und mehr selbstbestimmte Zeit zu haben.

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