Anekdote und Sage zu Gilgenberg

Die Freiherren von Ramstein liessen im späten 13. Jahrhundert die imposante Burg Gilgenberg bauen. Sie ist geprägt von einer wechselvollen Geschichte: Unter anderem wurde Gilgenberg beim grossen Erdbeben von Basel 1356 beschädigt und beim Franzoseneinfall 1798 in Brand gesetzt.

Hoch über Zullwil: Gilgenberg ist wie viele andere Burgen sagenumwoben.
Hoch über Zullwil: Gilgenberg ist wie viele andere Burgen sagenumwoben.

Einem Einheimischen fragte ich mal nach dem Namen der mittelalterlichen Festung. «Gilgenberg!», kam es wie aus der Kanone geschossen. Ich hakte nach: «Hab ich es richtig gehört, Galgenberg?» Die Korrektur folgte subito: «Nein, Gilgenberg, der Ausdruck hat nichts mit Galgen zu tun, Gilgenberg stammt von Lilie, im Wappen der Burg sind zwei Lilienstäbe.» Da fiel es mir ein: Gelgia ist der rätoromanische Ausdruck für Lilie und stammt wohl auch aus dem Lateinischen.

Die Schwarzbubensage

Auf Gilgenberg lebte vor langer Zeit ein böser Landvogt zusammen mit seiner noch böseren Tochter Ilde. Letztere frönte tagein, tagaus ihrer Jagdpassion. Eines Tages begegnete sie Toni, einem fleissigen jungen Zullwiler Bauern. Dieser war gerade im Begriff, reifes Korn zu schneiden. Ilde meinte fest entschlossen zu Toni: «Lass das Bauerndasein, komm zu mir auf Gilgenberg! Dort wirst du mir dienen und es schöner haben.» Dem Zullwiler, der verlobt war, blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Tatsächlich, auf Gilgenberg liess es sich nicht schlecht leben: reichliche Mahlzeiten, feiner Wein, grosse Feiern, schöne und ausgedehnte Jagden. Toni verliebte sich über beide Ohren in Ilde, nahm eines Tages seinen ganzen Mut zusammen und wagte den Heiratsantrag, aber scheiterte damit kläglich. Es kam noch schlimmer: Die böse Ilde meinte nämlich, dass er dieses Mal zu weit gegangen sei und liess ihn im dunklen Burgverlies einsperren.

Eines Nachts erschien ihm eine Frau in Weiss, mit schönen goldenen Haaren. Sie müsse einen Schatz hüten und warte schon lange auf die Erlösung. Sie werde in nächster Zeit dreimal in einer anderen Form erscheinen und Toni solle sie jedes Mal küssen.

Das erste Mal tauchte die Schatzhüterin als wüste Schlange auf, das zweite Mal als wilder Ziegenbock und das dritte Mal als böser Drache, der Feuer spie und Rauch produzierte.

Dreimal hatte Toni mit je einem Kuss grossen Mut bewiesen und am Schluss wurde er mit Goldmünzen beschenkt. Die eiserne Tür seines Gefängnisses öffnete sich von selbst, so dass er nach Zullwil fliehen konnte. Dort tauchte er bei seiner Verlobten mit einem schwarzen Gesicht und einem reichen Schatz auf. Seither heissen die Leute aus der Gegend um Gilgenberg «Schwarzbuben».

Weiterführende Literatur: «Burgenwanderbuch Birseck-Schwarzbubenland-Laufental», Schwarzbubenland Tourismus, 2010. «miniaturen-miniaturas», L. C., Verlag Desertina, Chur, 2006. «Die Schwarzen Buben», Arnold Büchli, in «Schweizer Sagen», Buchclub Ex Libris, Zürich, 1975.

Linard Candreia, Laufen, Autor und Landrat, schreibt Kurzgeschichten fürs Wochenblatt.

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