Ade, ihr gefiederten Freunde
Buchfinken, Ringeltauben, Erlenzeisige und viele andere Arten flogen über den Gupf in ihre Winterquartiere. Mit Argusaugen und Feldstechern beobachteten einige Dutzend Naturfreunde die Heimreise unserer Vögel.

Punkt zehn Uhr hellte sich der Himmel auf und die ersten Sonnenstrahlen fielen auf den Gupf, der Grenze zwischen Erschwil und Grindel. «Jetzt werden die Greifvögel kommen, die Thermik setzt ein und sie lassen sich in die Höhe tragen», meinte Josef Borer. Und siehe da, über dem Chienberg schwang sich ein Mäusebussard in die Lüfte und liess seine langgezogenen Schreie ertönen. Weit im Norden folgte ein Schwarm Ringeltauben, worauf Borer zur Strichliste griff und die Heimkehrer säuberlich notierte. «Ich zähle immer nur die Beine und teile das Resultat durch zwei», kalauerte Borer vergnügt an diesem Sonntagmorgen. Die Stimmung hätte nicht besser sein können, auf dem Gupf genossen die Vogelbeobachter eine fantastische Rundsicht, eine wohltuende Ruhe und ein deftiges Zmorge-Buffet.
Einige Eichelhäher krächzten in den umliegenden Bäumen, was Förster Borer bewog, sie als wertvolle Forsthelfer zu loben. Sie würden Eicheln als Notvorrat für den Winter verstecken und so unseren Eichenbestand erhalten. «Sie sorgen auch für junge Nussbäume, denn deren Nüsse stehen ebenfalls auf ihrem Speisezettel», fügte er an. Der Eichelhäher habe übrigens ein riesiges Repertoire an Gesängen und könne den Mäusebussard zum Verwechseln nachahmen!
Einige Bachstelzen flatterten aufgeregt vorbei und ein Wiesenpieperpaar suchte im Gras Proviant, um den beschwerlichen Weg in den Süden zu meistern. Die kleinen Vögelchen fliegen über die hohen Alpen und legen einige Tausend Kilometer zurück. «Achtung Rauchschwalben, sie haben sich offenbar verspätet», rief ein Beobachter der Gruppe zu. Alle richteten ihre Feldstecher gen Norden, wo zehn Exemplare in zügigem Tempo den Gupf überquerten.
In der Zwischenzeit hatte sich der Mäusebussard auf einen abgestorbenen Baum gesetzt, um von dieser Warte eine Maus zu erbeuten. Sein jugendliches Gefieder war ordentlich zerzaust. Wie im besten Naturfilm konnte der Vogel durch die aufgestellten Stativfeldstecher beobachtet werden. Seine Augen gleiteten über die Wiese und mit seinem gekrümmten Schnabel putzte er seine Federn. «Heute ist sehr wenig los», erklärte der Biologe Paul Walser, der jedes Jahr aus Zürich anreist, um den Zugvogeltag mitzuerlleben. Immerhin wurde er mit einem Habichtsadler belohnt, welcher der Gruppe einen Besuch abstattete.