Glückwünsche zum 95. Geburtstag

Heute vor 95 Jahren erblickte Walter Studer in Breitenbach das Licht der Welt. Was ist das ­Geheimnis des Erfinders, Tüftlers, Autors, ­Sammlers und Kunst­schaffenden, der immer noch voller Tatendrang ist?

Verblüffende Ähnlichkeit: Walter Studer als Einstein-Model für das Sachsenlotto. Foto: Thomas Brunnschweiler
Verblüffende Ähnlichkeit: Walter Studer als Einstein-Model für das Sachsenlotto. Foto: Thomas Brunnschweiler

Trotz massiver Schicksalsschläge in den letzten Jahren ist Walter Studer sein Lebens­mut und Optimismus nicht abhandengekommen. Menschen wie ihn gibt es nur noch selten. «Bei mir ist nie fertig», sagt der freundliche alte Mann, der im Bezirk Thierstein und vor allem in Breitenbach längst eine Legende ist. Über seine Erfindungen ist schon viel geschrieben worden, und seine 18 Bücher und seine zwei Co-Produktionen mit anderen Autoren finden sich in vielen Haushalten. Er gehört zu jenen Dorforiginalen, die nicht vergessen werden. Beim letzten Auftritt im AZB-Kulturforum waren die Ränge gefüllt, als ob ein junger literarischer Durchstarter am Lesen sei. Wie sind Studers ungebrochene Hoffnung in die Zukunft, seine Zuversicht und sein oft feiner Humor zu begründen? Heute spricht man von Resilienz, um solche Biografien zu erklären. Resilienz ist laut Wikipedia «der Prozess, in dem Personen auf Probleme und Veränderungen mit Anpassung ihres Verhaltens reagieren». Traumatische Erfahrungen und Stress erfordern Resilienz. Es müssen Ressourcen vorhanden sein, die den Anpassungsprozess begünstigen, etwa ein gutes Selbstwertgefühl und eine positive Lebens­haltung. Schliesslich müssen Menschen auch die nötigen Konsequenzen ziehen. Walter Studer erlebte in Breitenbach eine schöne Kindheit. Sein Vater war Abwart in der Brac. In der Primar­schule hatte er eine Lehrerin, die ihm wichtige Impulse gab, seine Kreativität zu entwickeln.

Eine ideale Basis für Optimismus

Ohne diese Grundlagen in der Kindheit hätte Studer ein verbitterter Mensch werden können, denn in seinem Berufsleben erfuhr er nicht nur Wertschätzung und Lob. Er war schon früh sehr innovativ, lernbeflissen und neugierig. Als Mechaniker — er verdiente in der Lehre gerade einmal 12 Rappen Stundenlohn — dachte er häufig weiter als seine Vorgesetzten. Einmal wurde er eines Diebstahls bezichtigt. Seine Mutter ging zu einem Wahrsager in Münchenstein, der ihn entlastete. Wenn Walter Studer später Neuerungs- oder Veränderungsvorschläge machte, wurde er als subalterner Mitarbeiter vom Direktor gerne blossgestellt. «Ohne Diplom bist du ein Nobody», sagt Studer. Die mangelnde Wertschätzung focht ihn aber nicht an. Er besuchte als Reaktion vier Jahre die Ingenieurschule in Grenchen. Studer war und ist ein buchstäbliches Stehaufmännchen, ein Mann, der immer wusste und heute noch weiss, was er kann. Seine Vielseitigkeit als Tüftler, Erfinder der weltweit ersten Kunststoffuhr, als Sammler und Jäger von ­Geschichten, als Fotograf und Kunst­schaffender trug ihm oft den Ruf des «Dilettanten» ein. Dabei bedeutet das italienische Wort «dilettarsi» so viel wie «sich erfreuen», «sich vergnügen». Bei Walter Studer ist immer Herzblut dabei, und daher lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen, wenn andere ihn nicht ganz ernst nehmen wollen. Ernst zu nehmen ist er auf jeden Fall. Darum erhielt er 1988 den Kulturpreis des Kantons Solothurns, 1996 den kulturellen Auszeichnungspreis des Lions Clubs und 1997 den Förderpreis der Raurachischen Geschichtsfreunde, um nur drei Ehrungen zu nennen. Seine unendlich scheinende Widerstands­fähigkeit gegen alle Schicksalsschläge liessen ihn Corona überstehen, woran seine Partnerin leider starb. Er war im letzten Jahr einige Wochen in der Reha Rheinfelden, wo er eine gefährliche Erkrankung auskurieren musste. Jeder andere Mensch hätte nach diesen schweren Jahren sein Wirken eingestellt; nicht so Walter Studer. Er ist geblieben, was er immer war: ein Krampfer, ein Kämpfer, ein Kollege von vielen ihm zugetanen Menschen und nicht zuletzt ein Menschen­freund, dem alle noch viele Jahre gönnen. Ad multos annos, Walter!

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