Politik aus Leidenschaft

Der Thierstein hat mit SVP-Politiker Christian Imark einen Vertreter im nationalen Parlament. Die FDP Dorneck-Thierstein teilt nun mit, dass sie für die Wahlen vom nächsten Jahr sowohl für den Nationalrat als auch für den Ständerat hervorragende Persönlichkeiten vorschlagen wird. Das Wochenblatt fragte bei Regierungsrat Remo Ankli aus Beinwil und beim Breitenbacher Gemeinderat Christian Thalmann nach.

Christian Thalmann (l.) und Remo Ankli: Sie sind seit langem in der Politik und die Lust ist ihnen noch nicht vergangen. Sie haben bei den nationalen Wahlen Ambitionen und beide feiern im nächsten Jahr den 50. Geburtstag. Foto: Bea Asper
Christian Thalmann (l.) und Remo Ankli: Sie sind seit langem in der Politik und die Lust ist ihnen noch nicht vergangen. Sie haben bei den nationalen Wahlen Ambitionen und beide feiern im nächsten Jahr den 50. Geburtstag. Foto: Bea Asper

Wobla: Remo Ankli, Sie möchten in den Ständerat, Christian Thalmann, Sie möchten in den Nationalrat. Offenbar fühlen Sie sich sehr wohl in der Politik. Wie kam es dazu?

Christian Thalmann: Ich startete meine politische Karriere mit 18 Jahren im Wahlbüro. Damals gaben viele Breitenbacherinnen und Breitenbacher ihre Stimme persönlich ab und man lernte die Einwohnerschaft besser kennen. 1997 wurde ich für den Gemeinderat vorgeschlagen und dieses Amt bereitet mir noch heute grosse Freude. Ich feiere nun das 25-Jahr-Jubiläum. In all diesen Jahren hat die Team­arbeit einwandfrei funktioniert und das hat meine Einstellung zur Politik positiv geprägt. Die Aufgabe ist vielseitig. Zu ­Beginn hatte ich das Ressort Soziales. Da musste ich mich in die Sozialgesetzgebung einarbeiten und als Präsident der Vormundschaftsbehörde schwierige Entscheidungen treffen. Später übernahm ich das Ressort Finanzen und spezialisierte mich auch in Solothurn auf die Finanz- und Steuerpolitik. Im Kantonsrat bin ich seit 2007. Nebst meiner Arbeit in der ­Finanzkommission engagiere ich mich im Vorstand der Kantonalpartei.

Remo Ankli: Bei mir war es im Jahr 2001. Die Jungliberalen suchten Kandidierende für die Kantonsratswahlen. Zudem wurde ich von der FDP Beinwil angefragt, ob ich das Gemeindepräsidium übernehmen könnte. Hans Tschan hatte seine Demission eingereicht. Ich musste mir das erst überlegen. Dann sagte ich zu und führte das Amt zwölf Jahre lang aus. 2005 schaffte ich den Sprung in den Kantonsrat. Es wurde zum ersten Mal nicht nach Bezirken, sondern in der Amtei Dorneck-Thierstein gewählt. Das Parlament wurde von 144 auf 100 verkleinert. Die Dorfbevölkerung schenkte mir einen weiteren Baum — den ersten hatte ich bei meiner Wahl zum Gemeindepräsidenten erhalten. Den ­dritten erhielt ich 2013 bei meiner Wahl in den Regierungsrat.

Was fasziniert Sie an der Politik?

Remo Ankli: Die Politik betrifft die ­Menschen. Sie hat Einfluss auf alle Lebensbereiche. Ein politisches Amt ist verbunden mit grosser Verantwortung, doch bietet es auch enorm viel Abwechslung und stellt einen immer wieder vor neue Herausforderungen. Dazu zählt auch, dass man die gesammelten Erfahrungen in anderen Ämtern erweitern möchte.

Christian Thalmann: Es wurde quasi eine Luftveränderung — von Solothurn nach Bern. Ich sehe in der Politik die Möglichkeit, als Steuerzahler Einfluss zu nehmen. Als Gemeinderat hat man diesbezüglich grösseren Spielraum. In einem Parlament funktioniert es anders — trotzdem kann man etwas bewirken.

Remo Ankli: Meiner Meinung nach sind gerade die Aufgaben in einer Gemeinde von grosser Bedeutung und man kann positiven Einfluss nehmen auf das ­Dorfleben. Die Politik bereitet uns Freude, weil man dabei etwas bewirken kann.

Es gibt aber auch ärgerliche Momente in der Politik?

Christian Thalmann: Wie alles im Leben hat auch die Politik ihre schönen und schlechten Seiten. Manchmal ärgert es mich, wenn Prinzipien anstatt Lösungsfindungen in den Vordergrund gerückt werden und wenn im Parlament zu lange über Unwesentliches philosophiert wird.

Remo Ankli: In der Tat, manchmal schmerzt es, wenn ein Lösungsvorschlag wegen sturen Haltungen und fehlender Kompromissbereitschaft scheitert. Man könnte die Frage aber auch positiv formulieren: Wann gelingt Politik? Sie gelingt, wenn Beteiligte gewillt sind, nach einer guten Lösung zu suchen, anstatt an einer Parteipolitik festzuhalten.

Wie sehen Sie Ihre Chancen als Politiker aus einer Randregion?

Remo Ankli: Der Thierstein hatte schon einige Male Vertreter in Bern, aktuell SVP-Politiker Christian Imark. Er hat angekündigt, auch für den Ständerat zu kandidieren. Es werden sich nebst mir sicherlich noch Vertreter weiterer Parteien um die Ständeratssitze bewerben. Bisher gewählt waren Roberto Zanetti und Pirmin ­Bischof. Bei der Majorzwahl geht es zum einen um den Bekanntheitsgrad im ­ganzen Kanton, doch auch um Authentizität und Glaubwürdigkeit.

Christian Thalmann: Die Wähler können sehr wohl unterscheiden, ob man sich aus ehrlichem Interesse politisch engagiert oder nur Wahlkampf betreibt. Ich denke, die politische Erfahrung spielt dabei eine wichtige Rolle, also, ob man sich über mehrere Jahre hinweg in der Kantonal­politik bewährt hat. Ich habe mich ­aufgrund der Zusage, als Kandidat für die Wahlen im nächsten Jahr zur Verfügung zu stehen, gegen einen vierwöchigen ­Aufenthalt in Japan entschieden.

Wie vereinbaren Sie die Politik mit ­Ihrem Privatleben?

Remo Ankli: Als Regierungsrat ist meine Agenda reichlich gefüllt, doch ich geniesse dabei auch den Gedankenaustausch, den es bei den vielen verschiedenen ­Begegnungen gibt. Den Ruhepol als ­Ausgleich finde ich in der Abgeschiedenheit meiner Wohngemeinde, der ich ­während meiner Regierungszeit treu ­geblieben bin, sowie beim Lesen. In den Ferien unternehme ich gerne Spazier­gänge — manchmal mit dem Hund meines Bruders, unter anderem im Gebiet der hohen Winde, wo man die Natur oft für sich alleine hat. Früher hatte ich mich in der Theatergruppe Beinwil als Souffleur engagiert und ging ab und zu den ­Aktivitäten im Schützenverein nach.

Christian Thalmann: Die politischen ­Tätigkeiten erfüllen mich mit grosser Freude und ich engagiere mich auch sehr gerne bei Anlässen (bei der Fasnacht, dem Banntag, der Bundesfeier oder am Markt) als Helfer. Das Dorfleben mitzugestalten, ist meine Leidenschaft — nebst dem ­Singen im Kirchenchor und dem Musizieren. Zum Ausgleich reise ich gerne ins Tessin oder besuche andere schöne Orte der Schweiz mit dem Zug. Im Dorf sieht man mich meistens auf dem Militärvelo.

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