Raum für Neuntöter und Fledermäuse

Neben der Produktivität sollen in der Landwirtschaft auch die Ökologie, das Tierwohl und die dezentrale Besiedlung berücksichtigt werden. Im VP Thierstein werden diese Vorgaben vorbildlich umgesetzt.

Berberitze und Fledermausnistkästen: Urs Saner engagiert sich für das Vernetzungsprojekt Thierstein. Foto: Gaby Walther
Berberitze und Fledermausnistkästen: Urs Saner engagiert sich für das Vernetzungsprojekt Thierstein. Foto: Gaby Walther

«Für Produkte der Landwirtschaft wird immer weniger bezahlt, dafür erhalten Bauernbetriebe immer mehr Direktzahlungen», stellt Urs Saner doch auch etwas frustriert fest. Dass aber der Einsatz für die Ökologie honoriert wird, begrüsst der Beinwiler Landwirt. Seit über acht Jahren ist er Präsident der Trägerschaft des Vernetzungsprojekts (VP) Thierstein. Im Jahr 2020 wurden 630000 Franken an Vernetzungsbeiträgen an 117 Bewirtschaftende im VP Thierstein ausbezahlt. Mit dem Vernetzungsprojekt sollen Biodiversitätsförderflächen (BFF) wie Hecken, Blumenwiesen, Weiden, Brachen sowie Hochstamm-Obstgärten und Einzelbäume am richtigen Ort angelegt werden. Sie bereichern die Landschaft und schaffen für Tiere wichtige Verbindungswege, welche deren Ausbreitung und die Wiederbesiedlung von isolierten Lebensräumen ermöglichen.

Der Projektperimeter Thierstein umfasst die Gemeinden Bärschwil, Beinwil, Breitenbach, Büsserach, Erschwil, Fehren, Grindel, Meltingen, Nunningen und Zullwil. Zu Saners Aufgaben als Ansprechperson der Trägerschaft gehören unter anderem, die Arbeitsgruppen zu leiten und die Gemeinden und die Öffentlichkeit zu informieren.

Im letzten Jahr wurden im Perimeter des VP Thierstein 1000 Hektaren der ­total 3500 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche als BFF bewirtschaftet. Die Ökoflächen umfassen somit knapp 30 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Davon sind 900 Hektaren im Vernetzungsprojekt beteiligt. «Das ist im Vergleich zum restlichen Kanton ein sehr hoher Anteil. Als Auflage gelten 12 Prozent. Wir haben das Ziel damit weit übertroffen», erklärt Saner. Grund für das gute Resultat sei sicher die Topografie. Das hügelige Gebirge eigne sich weniger gut für die intensive Landwirtschaft als Regionen im Mittelland, wo vermehrt Ackerbau betrieben werden könne, erklärt Saner. Das für die Projektleitung verantwortliche Ingenieurbüro BSB + Partner Ingenieure und Planer AG schreibt in seinem Jahresbericht: «Der sehr hohe Anteil ist für die Biodiversität äusserst erfreulich. 90 Prozent der BFF gelten als ökologisch wertvoll. Das heisst, nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität der Flächen ist erfreulich gut.»

Saners Ökovernetzung ist eher klein, denn mit seinem Milchviehbetrieb ist die Bewirtschaftung eher intensiv. Das Mitmachen beim Vernetzungsprojekt ist freiwillig. Wer sich dazu entschliesst, muss gewisse Vorgaben erfüllen, welche dann auch kontrolliert werden. Vorgaben sind zum Beispiel das Verscheuchen von Wildtieren vor der Mahd und der Verzicht auf den Mähaufbereiter, das Stehenlassen von Rückzugsstreifen oder das Anlegen von Kleinstrukturen wie Ast- und Steinhaufen. Bei den Bäumen wird das Aufhängen von Nistkästen vorgeschrieben. «An ­einem Vortrag über Fledermäuse reifte beim VP Thierstein die Idee, Fledermäuse speziell zu fördern», erzählt Saner. So bestellte er 20 Fledermausnisthöhlen, welche er an sechs Bauernhofbetriebe verteilen wird.

Um die Wirkung der Vernetzung feststellen zu können, wird die Entwicklung von ausgewählten Arten in einem Gebiet jährlich von lokalen Naturkennern und Naturkennerinnen beobachtet. Vögel eignen sich für dieses sogenannte «Monitoring» besonders gut, sodass die Aufnahmen mit der Hilfe der lokalen Natur- und Vogelschutzvereine durchgeführt werden. «Festgestellt wurde zum Beispiel die Zunahme vom Neuntöter, aber auch von verschiedenen Schmetterlingsarten», berichtet Saner.

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