Die Forschung geht weiter

Wer hätte gedacht, dass Büsserach ein wichtiges Zentrum für die Herstellung von eisernem Werkzeug war? Noch ist nicht jedes Geheimnis gelüftet, deshalb geht die Forschung weiter.

Handwerkliches Gehöft: In der Mitte das Wohnhaus, darum herum die Werkstätten für Eisen, Leder und Textilien. Es ist möglich, dass es daneben weitere Gehöfte gab. Bild: Benoit Clarys, Désaignes F.
Handwerkliches Gehöft: In der Mitte das Wohnhaus, darum herum die Werkstätten für Eisen, Leder und Textilien. Es ist möglich, dass es daneben weitere Gehöfte gab. Bild: Benoit Clarys, Désaignes F.

Wie reich die Geschichte des Schwarzbubenlandes ist, lässt sich jeweils Ende Jahr feststellen, wenn die Archäologie und die Denkmalpflege des Kantons ihr Jahrbuch herausgeben. Da werden zum Beispiel zwei kleine Silbermünzen beschrieben, welche Wolfgang Niederberger auf der Baflue in Grindel gefunden hat. Die zwei keltischen Münzen sind rund 2070 Jahre alt. Eine davon wurde an der französischen Atlantikküste geprägt, in der Region Aremorica. Asterix-­Leserinnen und -Leser wissen, dass dies im Norden ist. In der Schweiz sind bisher nur vier Münzen aus dieser Gegend gefunden worden!

Das ganze Buch liest sich sehr spannend, und keine Bange, auch Laien können den Texten gut folgen. Die Kurzberichte können häppchenweise gelesen werden. Wer sich bei den ausführlichen Grabungsberichten nicht für alle Details interessiert, kann sich auch bei den Bildern verweilen.

Gewerbe in Büsserach

Ausserordentlich interessant ist der Ausgrabungsbericht über das frühmittelalterliche Gewerbeviertel in Büsserach. Der Archäologe Fabio Tortoli hat mit seinen Mitarbeitenden Reste eines Gehöftes aus dem 7. und 8. Jahrhundert ausgegraben. Solche Gehöfte sind in der Schweiz äusserst selten. «Bisher hat man nur eine Handvoll gefunden», sagt Tortoli. Im Zentrum des Gehöfts stand wohl ein Wohnhaus, das 10 mal 20 Meter mass. Die Funde sind für einen Laien eher unscheinbar. Zu Vorschein kamen vorerst nur die Pfostenlöcher, und zwar als dunkle Kreise im Boden. «Erst mit der Zeit haben wir realisiert, dass die Pfostenlöcher zusammengehören und ein Wohnhaus ergeben», erklärt Tortoli. Zum Glück fand man auch eine Steinplatte, die als Herdstelle fungierte und die Küche markiert. Doch viel mehr weiss man über das Wohnhaus nicht.

Tortoli schätzt, dass wohl zehn bis zwanzig Menschen im Gehöft wohnten. Man weiss auch nicht, ob es sich dabei um eine Gross­familie handelte oder ob noch Leibeigene dabei waren. Es kann ebenso gut eine Wohngemeinschaft von Handwerkern gewesen sein. Die Archäologie weiss allgemein über diese Epoche sehr wenig.

Mehr geben schon die anderen Gebäude her, deren Überreste gefunden wurden. Die Bewohnerinnen und Bewohner brauchten sie, um darin zu weben und um Leder und Eisen zu verarbeiten. Sehr spannend ist, dass für das Eisen der ganze Prozess sichtbar wurde. Auf dem Gehöft haben die Menschen das Eisen zuerst in einem Rennofen verhüttet. Holzkohle wurde zusammen mit Bohnerz in den Rennofen geschichtet und angezündet. Dabei wurde das Eisenerz chemisch zu Schlacke und Eisen umgewandelt.

Aus diesem Eisen hat dann der Schmied in einer weiteren Hütte Werkzeuge, Messer und Scheren hergestellt.

Nun möchte Tortoli in den nächsten Monaten noch einen Schritt weitergehen und herausfinden, wo in Büsserach das Bohnerz abgebaut wurde. Einige mögliche Stellen sind ihm schon bekannt, doch ist er um Hinweise aus der Bevölkerung froh.

«Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn, Band 25, 2020» kostet 20 Franken. Beziehen kann man den Band beim Amt für Denkmalpflege und Archäologie, gabriela.schenk@bd.so.ch. Telefon für Bestellung und Hinweise: 032 627 25 77.

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