ReMarkt am Ende — Hoffnung auf Neubeginn

Der gemeinnützige Verein ReMarkt in Büsserach kämpfte an gegen die Wegwerfgesellschaft und baute Brücken von der Verzweiflung zum Erfolgserlebnis. Nach zwölf Jahren steht er vor dem Aus.

Schade, wenn alle Gegenstände in einer Mulde landen würden: Kim Neijt und Matthias Minder vor den reparierten Gegenständen im Verkaufsladen. Vielleicht gibt es einen grösseren Rampenverkauf.  Foto: Bea Asper
Schade, wenn alle Gegenstände in einer Mulde landen würden: Kim Neijt und Matthias Minder vor den reparierten Gegenständen im Verkaufsladen. Vielleicht gibt es einen grösseren Rampenverkauf. Foto: Bea Asper

Wenn die Kaffeemaschine nicht mehr tut, was sie soll, konnte man bisher darauf hoffen, dass die Mitarbeitenden vom ReMarkt in Büsserach sie wieder zum Laufen bringen – oder man dort günstig zu einer Ersatzmaschine kommt. Der ReMarkt stellt seinen Reparaturservice nun aber ein. Nach zwölf Jahren Wohltätigkeit für die Region musste die soziale Institution ihre Türen schliessen. Bis zum November wollen die Gründer Hans und Marjon Neijt die Reparaturwerkstatt und den Laden an der Industriestrasse 6 in Büsserach räumen und dichtmachen. Alltagsgegenstände zu erwerben, ist derzeit auf Anfrage noch möglich und es wird vielleicht noch einen grösseren Rampenverkauf geben, bestätigt Kim Neijt auf Anfrage. Sie stand ihren Eltern beim ReMarkt vor allem im Marketingbereich unterstützend zur Seite und prüfte auch die Idee eines Webshops. «Letztlich blieben wir aber dabei, die Alltagsgegenstände, die im  ReMarkt repariert werden, ausschliesslich vor Ort zu verkaufen, da dies die Grundidee eines sozialen Treffpunktes unterstützt», erklärt Kim Neijt. Die Nachfrage nach dem Reparaturservice ist in den letzten Jahren auch stetig gestiegen. «Die Tage im Laden waren fast zu kurz, um allen Anforderungen gerecht zu werden, also um die Kunden zu empfangen und die Reparaturen zu machen», bestätigt Mitarbeiter Matthias Minder. Kollege Christian Bütikofer ergänzt: «Ich habe dann halt die Geräte mit nach Hause genommen, um mich in aller Ruhe der komplexen Problemstellungen anzunehmen.» Das Erfolgserlebnis blieb nicht aus: Er selbst und natürlich die Eigentümer waren hocherfreut, dass ihr gutes Stück, welches den Alltag erleichtert, wieder läuft wie geschmiert. «Manchmal braucht es gar nicht viel, das Innenleben von Schmutz und Kalk befreien, eine Dichtung oder eine Sicherung auswechseln», schildert Bütikofer. Und wer eine gute Tat vollbringen wollte, fand beim ReMarkt den Ort, wo er seinen noch funktionierenden Computer abgeben konnte für ein Hilfsprojekt in Drittweltländern.


Dann kam Corona
Natürlich haben die einschränkenden Massnahmen wegen des Virus beim ReMarkt ihre Spuren hinterlassen. «Sie sind aber nicht die Ursache für das Ende an der Industriestrasse 6», relativiert Hans Neijt. «Die Gründe für die Aufgabe des ReMarktes in Büsserach liegen bei der Finanzierung. Schon seit längerem nehmen die staatlichen Gelder ab, weil wir weniger Asylsuchende zugeteilt bekommen. Die Einnahmen reichten nicht mehr aus, um die Ausgaben für die Miete zu decken. Wir hatten grosses Glück, dass die Vermieterin bisher sehr kulant war», erklärt Marjon Neijt im Gespräch mit dem Wochenblatt. Sie und Hans Neijt haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. «Sollten wir günstigere Räumlichkeiten finden, könnte der  ReMarkt weitergeführt werden. Wir wünschten uns dies vor allem für all die Menschen, die im ReMarkt neuen Lebensmut fanden. Wir konnten den Menschen nicht bloss eine Beschäftigung, sondern Erfolgs­erlebnisse bieten und der Region die Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen gegen die Wegwerfgesellschaft.» Der ReMarkt war zwölf Jahre lang Lernwerkstatt: «Wem zu Hause die Decke auf den Kopf fiel, hatte die Gelegenheit, hier das ­Reparieren von Alltagsgegenständen zu lernen und einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen», erklärt Hans Neijt. Der Biologe weiss, wovon er spricht. Mit dem gemeinnützigen Verein ReMarkt hatte er sich selbst aus dem Loch der Leere gerettet, nachdem er unfallbedingt den Leistungsansprüchen im Erwerbsleben nicht mehr genügen konnte. «Doch es ist nun auch die Zeit gekommen für eine Nachfolgeregelung», geben Hans und Marjon zu bedenken. «Wir und die langjährigen Mitarbeitenden wären gerne bereit, Hand zu bieten für einen Neubeginn. Dieser müsste aber unterstützt werden von einer Trägerschaft, die über die notwendigen finanziellen Mittel und ein gutes Netzwerk verfügt.»


Die Suche habe längstens begonnen und werde nun noch intensiviert, bevor im November definitiv der Stecker rausgezogen wird.
Unterstützungsangebote nimmt Hans Neijt gerne entgegen unter der Nummer: 079 226 25 89 oder per E-Mail: kontakt@remarkt.ch oder auf facebook.com/ReMarkt.

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