Die Lüssel wird aufgewertet

Die Mitglieder des Fischereivereins Thierstein schaffen im Auftrag des Kantons neue Lebensräume im Fliessgewässer.

Voller Leben: Thomas Rüfli zeigt den verbesserten Boden des Flussgrundes.
Voller Leben: Thomas Rüfli zeigt den verbesserten Boden des Flussgrundes.

Sanftes Plätschern, Vogelgezwitscher in den Bäumen und Spaziergänger auf dem Uferpfad. Was fehlt, sind die Fische. In ihrem heutigen geraden Verlauf bietet die Lüssel ihren Bewohnern nicht den Lebensraum, den sie brauchen. «Der Fischbestand ist in den letzten Jahren merklich zurückgegangen», gibt Fischereiaufseher Thomas Rüfli zu bedenken. Deswegen stehen er und seine Vereinskollegen des Fischereivereins Thierstein in der Dorfmitte von Büsserach mit Pickel und Schaufel im Wasser.

Dass sie nicht die Angelrute in der Hand halten, sondern im Dienste des Gewässerschutzes unterwegs sind, ist keine Seltenheit, erklärt Christian Dietiker, Präsident des Solothurnischen Kantonalen Fischerei-Verbandes (SoKFV), bei seinem Besuch im Thierstein. Er steht dem Fischereiverein Thierstein beratend zur Seite bei der Umsetzung von baulichen Massnahmen. Diese haben zum Ziel, mehr Leben in die Lüssel zu bringen. Hinter dem Projekt «Fischer schaffen Lebensraum» verbirgt sich die Hoffnung, den Fischbestand mittel- bis langfristig steigern zu können, führt Dietiker aus.

Die Bewirtschaftung der Gewässer erfüllt der Fischereiverband bereits seit längerem im Leistungsauftrag des Kantons Solothurn. Für das aktuelle Projekt hat der Verband zusammen mit Wasserbauspezialisten die Rahmenbedingungen inklusive Bewilligungsverfahren aufgegleist und übernimmt die Kontrolle. Die ausführenden Kräfte sind die Mitglieder der regionalen Fischereivereine.


Die Thiersteiner sind engagiert
Im Thierstein stiessen die Fachleute auf offene Ohren. «Es war nicht schwierig, die Mitglieder für dieses Projekt zu begeistern», sagt Thomas Rüfli vom Fischereiverein Thierstein. Dietiker bestätigt: Die Thiersteiner Mitglieder geniessen auf der anderen Seite des Passwangs den Ruf, sehr engagiert zu sein — auch in der Jungfischerausbildung. Bereits im letzten Jahr haben die Thiersteiner auf einer Gewässerlänge von 100 Metern nahe der Schlossgumpi von Büsserach Hand angelegt, um die Lüssel aufzuwerten.

Mit natürlichen Elementen wie Wurzelstöcken, Steinblöcken, Baumstämmen, Pflockbauten und Geäst bringen die Fischer Abwechslung in den geraden Lauf der Lüssel und schaffen für die Bachforelle Orte, an denen sie sich fortpflanzen kann und sicher ist vor ihren Fressfeinden aus der Luft (Graureiher, Kormoran).  Stolz zeigt Rüfli die ersten Erfolge. Während der Flussgrund zuvor hart und steinig war, ist er nun weich und voller Leben. Rüfli greift in den Lebensraum und freut sich über eine Hand voll Krabbelviecher als Nahrungsgrundlage für die Fische. Ausserdem haben die angelegten Strukturen den Strömungen standgehalten während der Hochwasser. Die Strukturen werden von Fachleuten berechnet und von den Kantonsbehörden bewilligt. Sie werden bei Hochwasser überspült, so dass sie keine Stauungen verursachen. Die Strömungen leiten sie nicht nach aussen ans Ufer, sondern ins Innere des Fliessgewässers.

Mit vereinten Kräften haben sich die Mitglieder des Fischereivereins Thierstein nun an die Realisierung weiterer 180 Meter gemacht. Genau nach Plan werden die Strukturen in den Flussgrund hineingebaut. Die Freude über das Entstehen der neuen Lebensräume tröstet über die Absage des beliebten Sommeranlasses hinweg. Im August hätte der Verein die Bevölkerung zum traditionellen Plauschfischen eingeladen. Dieses fällt wie so vieles wegen Corona ins Wasser. Für ihren Arbeitseinsatz zur Aufwertung der solothurnischen Gewässer werden die Fischereivereine entschädigt mit 70 Franken pro Laufmeter. «Mit der ehrenamtlichen Tätigkeit kommt die Aufwertung der Gewässer den Kanton fünfmal günstiger zu stehen, als wenn er die Arbeiten öffentlich ausgeschrieben hätte», gibt Dietiker zu bedenken. Er ist jetzt schon gespannt, wie die neu geschaffenen Lebensräume die Lüssel in den nächsten Jahren positiv verändern werden. Eine erste Bestandsaufnahme plant er für Herbst.

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