Geduldsprobe, doch auch Genugtuung

Wer seine Elektrogeräte, Sicherungen, Kabel oder sanitären Einrichtungen nicht mehr will, entsorgt sie (gratis) beim Recyclinghof Bättwil und unterstützt damit die Arbeitsintegration.

Markus Huber: Sein Betrieb ist nicht nur ein Ort der Wiedergewinnung und Nachhaltigkeit, sondern eine wertvolle Integrationsstelle für Menschen ohne Arbeit. Foto: Bea Asper
Markus Huber: Sein Betrieb ist nicht nur ein Ort der Wiedergewinnung und Nachhaltigkeit, sondern eine wertvolle Integrationsstelle für Menschen ohne Arbeit. Foto: Bea Asper

Vor dem Recyclinghof Bättwil steht ein mit Elektromüll beladener Transporter — ein bunter Berg alter Kabel. «Der Schein trügt», sagt Unternehmer Markus Huber. «Es ist nicht ein Haufen Müll, sondern eine Menge Arbeit, die darin verborgenen Rohstoffe zu gewinnen.» Zum Glück braucht es dafür nicht nur Maschinen, sondern Menschen. In einer Zeit, in der grosse Unternehmungen Menschen ersetzen durch Maschinen, sieht Hubers Konzept vor, die Handarbeit zu fördern und Menschen, denen die Arbeit ausging, am Arbeitsleben wieder teilhaben zu lassen. «Einen Job zu haben, ist sinnerfüllend. Das Eingebundensein in einen sozialen Prozess fördert das Wohl- und Selbstbefinden des Menschen.» Ja, mit Menschen Arbeiten zu verrichten, denen das Arbeiten schwerfällt, sei eine Geduldsprobe, räumt Huber im Gespräch mit dieser Zeitung ein. «Doch letztlich kann man daraus auch sehr viel Freude gewinnen, und nicht selten erfährt man Dankbarkeit.»
Wie schmerzlich es ist, seinen Job zu verlieren, hat Markus Huber in jungen Jahren selber erfahren. «Ich hatte zum Glück die Kraft zum Selbstantrieb», sagt er rückblickend zum steinigen Weg in die Selbstständigkeit vor über 20 Jahren. Gekoppelt mit seiner Hilfsbereitschaft ist aus seinem Betrieb nicht nur der Ort der Wiedergewinnung und Nachhaltigkeit, sondern eine wertvolle Integrationsstelle geworden.

Früher war die soziale Komponente Teil des Unternehmertums und Huber besinnt sich darauf aus Überzeugung: «Ich verstehe das Anbieten von Wiedereinstiegsmöglichkeiten als Bestandteil unserer gesellschaftlichen Verpflichtung.» So wurde er zum verlässlichen Partner für das Zentrum Erlenhof und für andere soziale Einrichtungen, die Menschen unterstützen, die vom Arbeitsleben ausgesteuert sind oder keine Ausbildungsstätte finden. Bekannt wurde er als Palettenhuber. Mit seinem handwerklichen Geschick macht er aus beschädigten Transportgebinden wieder gebrauchsfähige Materialien. In Corona-Zeiten sind vor allem seine Holzrahmen für Hochbeete gefragt wie nie zuvor.

Der Recyclinghof Bättwil ist für die Einwohner der Region die Anlaufstelle, wo sie die Gegenstände (gratis) entsorgen, für die sie keine Verwendung mehr haben. Dazu zählen nicht nur Elektrogeräte, sondern selbst alte Sicherungen im Elektrokasten oder sanitäre Anlagen, die bei Renovationsarbeiten aus dem Bad oder aus der Küche gerissen werden. Für Huber sind diese Dinge Bares wert und der Zweck seiner Unternehmung. «In den Gegenständen verbergen sich Rohstoffe wie Kupfer, Silber und Messing.» Fein säuberlich aufgetrennt kann Huber die Rohstoffe an Unternehmungen verkaufen, die daraus neue Alltagsgegenstände fertigen. Für die schwierigen Aufsplittungsprozesse (Trennung vom Plastik) werden die Mitarbeitenden von Maschinen unterstützt, ein Grossteil der Arbeiten fällt aber nach wie vor in die Hände von Menschen, erklärt Huber auf einem Rundgang durch seinen erneuerten Betrieb im Industriequartier von Bättwil. Bis vor drei Jahren war er auf dem Areal neben der Kreisschule beheimatet, welches die Gemeinden des Solothurnischen Leimentals im Rahmen einer Bedürfnisabklärung neu nutzen wollen. Für die Leimentaler, Schwarzbuben und Laufentaler ist der Recyclinghof Bättwil Ansprechpartner in allen Fragen der Entsorgung, auch bei ganzen Hausräumungen. Hubers Recyclinghof ist aber vor allem auch ein geschätzter Ort für Menschlichkeit.

 

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