Kugeln können Grundwasser vergiften

Tonnenweise hochgiftige Metalle lagern in den Böden der Schiessstände. Sie drohen das Grundwasser zu vergiften. Nun werden diese Böden saniert. Gemeinden und Schiessvereine müssen sich nicht an den Kosten beteiligen.

<em>Zu viel Blei im Boden? </em> Fehrens Kugelfang..Foto: Gini Minonzio
<em>Zu viel Blei im Boden? </em> Fehrens Kugelfang..Foto: Gini Minonzio

Endlich geht es vorwärts. Der Kanton Solothurn will innerhalb der nächsten zwanzig Jahre die Schiessanlagen sanieren. Dabei will er die Erde der Kugelfänge entfernen, die voller hochgiftiger Metalle ist. Die Problematik ist seit Jahrzehnten bekannt. Der Projektleiter Stephan Margreth vom kantonalen Amt für Umwelt erklärt, dass im Kanton vermutlich mit wenigen Ausnahmen alle Kugelfänge so belastet sind, dass sie von Gesetzes wegen saniert werden müssen.

Nun untersucht der Kanton die 18 Schiessanlagen der Gemeinden Breitenbach, Fehren, Himmelried, Meltingen, Nunningen, Seewen und Zullwil. Sie sollen 2021 saniert werden.

Dabei reicht es nicht, lediglich den Erdwall oder den Hang hinter den Zielscheiben abzugraben. «Oft wurde die Erde in der Vergangenheit umgelagert. Auch wurden Wälle neu aufgeschüttet oder versetzt», erklärt Margreth. Das bedeutet, dass diese kontaminierte Erde voller alter Geschosse rund um die bestehenden Kugelfänge verteilt sein kann. Es ist eine Aufgabe der Voruntersuchungen, den belasteten Perimeter festzustellen.

Wie tief die Erde abgetragen werden muss, ist sehr individuell. In der Regel werden Erdwalle ganz entfernt und der umliegende Boden bis zu einem halben Meter tief abgetragen. Dank tragbaren Messgeräten kann die Bleibelastung an Ort und Stelle bestimmt werden. Wenig belastete Erde wird in Deponien gelagert. Erde mit einem hohen Bleigehalt wird in eine Schweizer Bodenwaschanlage gebracht. «Die Arbeiten an einer Anlage dauern zwischen einer und vier Wochen», so Margreth.

Verursacher müssen nicht zahlen

Insgesamt hat es im Kanton Solothurn 229 Schiessanlagen, wovon 143 noch in Betrieb sind. Die Sanierung wird rund 70 Millionen Franken kosten. 50 Millionen übernimmt der Kanton, den Rest der Bund. Eigentlich müssen laut eidgenössischem Umweltgesetz die Verursacher die Kosten für die Sanierung tragen. Bei den Schiessanlagen kommen infrage: Einwohnergemeinden, die fürs Obligatorische verantwortlich sind, Schützenvereine, Grundeigentümer oder Militäreinheiten. Doch keiner der Aufgezählten muss sich an den Kosten beteiligen. Wieso? Die Erfahrungen bei anderen Kantonen haben gezeigt, dass bei den Schützenvereinen meist wenig Geld zu holen sei. Ländliche Gemeinden seien mit der finanziellen Belastung überfordert. Und wo die Verursacher zahlungsunfähig sind, müsse von Gesetzes wegen der Kanton ihren Anteil übernehmen. Deshalb habe der Kantonsrat beschlossen, dass der Kanton die Sanierung selber an die Hand nimmt und bezahlt. Voraussetzung ist, dass alle beteiligten Verursacher mit dem Vorgehen einverstanden sind. «Der Vorteil ist, dass grössere Aufträge vergeben werden können, was billiger ist», sagt Margreth.

Im Kanton Solothurn gelangen seit mindestens fünf Jahren praktisch keine Geschosse mehr in den Boden. Denn nun sind die Zielscheiben auf Kasten angebracht, wo die Kugeln aufgefangen und gesammelt werden.

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