Zwei Freundinnen tauschen sich aus

Die eine ist Bundesrichterin geworden, die andere Journalistin und Buchautorin: Karin Scherrer und Regula Wenger, beide ehemalige Schülerinnen des Gymnasiums Laufen, trafen sich zu einem Gespräch an ihrem früheren Lernort.

Ungezwungen und offen: Karin Scherrer Reber (l.) und Regula Wenger sprechen über ihren Werdegang und über den Wert von Freundschaft. Foto: Thomas Immoos

Das regionale Gymnasium Laufental-Thierstein in Laufen hat seit seinem Bestehen in den letzten gut vierzig Jahren Tausende von Schülerinnen und Schülern ausgebildet. Um sich zu treffen und auch ihre ehemalige Schule zu unterstützen, gibt es den Ehemaligenverein (Ever). Zum zweiten Mal hat der Verein zum Evertalk geladen, einem öffentlichen Diskussionsabend.

Dieses Mal sprachen zwei Freundinnen. Sie sind seit Kindheitstagen, die sie in Grellingen verbrachten, miteinander verbunden: Karin Scherrer ist inzwischen Anwältin und seit knapp einem Jahr Bundesrichterin, Regula Wenger ist Journalistin und Buchautorin. Humorvoll sprachen die beiden über verschiedene Themen. Es schien, als ob sie sich in einem Café im Stedtli zum Gespräch trafen — ohne Publikum. Sie befragten sich, aufmerksam verfolgt von Klassen- und Schulkameradinnen und -kameraden und von ehemaligen Lehrerinnen und Lehrern, darunter zwei früheren Rektoren.

Beide verbinden nicht nur gemeinsame Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend, sondern auch ihre Liebe zur Sprache. Karin Scherrer führte dies, geleitet auch von einem Gerechtigkeitssinn, in die Juristerei, während Regula Wenger Journalistin und Buchautorin wurde. Wie es war, als sie erfuhr, dass sie von der Vereinigten Bundesversammlung zur Bundesrichterin gewählt wurde, erwiderte Scherrer nur knapp: «Ich war sehr erfreut!» Sie erzählte von ihrem Werdegang als Juristin, als welche sie unter anderem beim Solothurner Baudepartement tätig war. Als sie sich als Oberrichterin bewarb, habe sie ihre Schwangerschaft verschwiegen — und wurde gewählt. Noch heute ist sie empört, wenn sie sich daran erinnert, dass man ihr später Vorwürfe machte, beim Bewerbungsgespräch ihre Schwangerschaft verheimlicht zu haben.

Regula Wenger hat sowohl beim Radio als auch bei Zeitungen gearbeitet. Sie erinnerte sich an sexistische Sprüche ihres damaligen Chefredaktors. Nachdem sie ihrer Verärgerung darüber in einer Kolumne verklausuliert Luft machte, habe der Chefredaktor geantwortet: «Ich habe verstanden.»

Nebst diesen negativen Erlebnissen erinnerten sich die zwei Frauen vor allem an lustige Ereignisse. Sie lachten viel — und auch das Publikum hatte viel zu schmunzeln. Etwa, als die Frauen erzählten, wie die Klasse einem Lehrer, über den sie sich ärgerte, die Bücher zwar bezahlt hätte, aber die gesamte Summe in Fünfrappenstücken lieferte. Den Betrag hätten sie ihm in einer schweren Kiste überreicht. Mit Schmunzeln hat die Juristin später bei ihrem Studium erfahren, dass der Lehrer so viele Münzen auf einmal als Zahlungsmittel gar nicht hätte entgegennehmen müssen.

An Regulas Debütroman «Leo war ihr erster», wie auch an ihrem zweiten Buch «Lamborghini Görlz» hätten ihr der Humor, die leichtfüssige Erzählweise und die gute Beobachtungsgabe gefallen, meint Scherrer. Regula ihrerseits schätzt an ihrer Freundin, dass sie sich stets eingesetzt habe für Dritte, wenn diese ungerecht behandelt wurden. Auch Selbstkritisches war zu erfahren. So erinnert sich Regula Wenger an ein erfolgloses Anstellungsgespräch bei einer Radiostation und bekannte: «Ich hätte mich selber auch nicht eingestellt.»

Das Publikum erlebte zwei Frauen in der Mitte ihres Lebens. Und man hätte ihnen noch gerne länger zugehört.

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