Die Flugangst bewältigen
Ferienzeit: Viele Menschen zieht es in die Ferne. Doch nicht alle besteigen ein Flugzeug mit gutem Gefühl. Daniel Vuilliomenet hilft Betroffenen, ihre Flugangst zu überwinden.

Es brummt, das Flugzeug vibriert leicht, nimmt Fahrt auf und hebt ab. Das Geräusch des eingefahrenen Fahrwerks ist deutlich hörbar. Im Cockpit erklärt der Pilot der Passagierin neben sich genau, was er tut, was zu sehen und zu hören ist. Doch ein realer Flug ist es nicht — wir befinden uns in einem Flugsimulator. Ein Absturz ist ausgeschlossen. Für Menschen mit Flugangst kann jedoch schon diese Simulation eine Stresssituation auslösen. «Wenn sich mein Gast am Steuerknüppel festklammert, zu schwitzen beginnt oder sich ihm die Härchen aufstellen, versuche ich im Gespräch, beruhigend einzuwirken», erklärt Daniel Vuilliomenet. «Notfalls kann ich den Simulationsflug per Knopfdruck jederzeit abbrechen.»
Der ehemalige Sekundarlehrer lebt seit einem Jahr mit seiner Frau in Dittingen. Im umgebauten Nebengebäude seines Wohnhauses hat er einen professionellen DA42-Fullmotion-Flugsimulator eingerichtet. In seinem «Fly-Diamond Center» bietet Vuilliomenet sowohl Laien als auch ausgebildeten Pilotinnen und Piloten verschiedene Trainings an: vom manuell gesteuerten Sichtflug (VFR) über den Einsatz eines Autopiloten bis hin zu realistischen Flügen nach Instrumentenflugregeln (IFR), inklusive Anflügen mit ILS oder RNAV auf unterschiedlichste Flughäfen weltweit.
Als Segel- und TMG-Pilot bei der Segelfluggruppe Dittingen und durch seine ehemalige Tätigkeit als Simulationsinstruktor bei FLYFSX in Riehen hat Vuilliomenet auch Erfahrung im Umgang mit Flugangst gesammelt. «Eine Frau kam zu uns, nachdem sie während eines Fluges eine so starke Panikattacke erlitten hatte, sodass sie isoliert und beatmet werden musste», berichtet er. Im theoretischen Teil wurden zuerst die Ursachen der Flugangst angesprochen und die Grundlagen des Fliegens vermittelt. Anschliessend ging es in den Simulator. «Ich erklärte ihr jeden Schritt genau, und wir unternahmen gemeinsam einen simulierten Flug.» Beim nächsten echten Flug wurde die Frau dann seitens FLYFSX per WhatsApp begleitet und dabei unterstützt, ihrer Angst zu begegnen.
Das Thema Flugangst gezielt anzugehen, lohnt sich. Viele Betroffene wissen schlicht nicht, was während eines Fluges, insbesondere bei Start und Landung, genau geschieht. «Dieses Wissen zu vermitteln, hilft vielen, sich sicherer zu fühlen», sagt Vuilliomenet. Gleichzeitig betont er: «Ich bin kein Psychologe. Ich biete die Möglichkeit, sich in sicherem Rahmen mit der eigenen Angst auseinanderzusetzen. Liegt jedoch ein tiefergehendes psychisches Problem vor, etwa ein Trauma oder das Unvermögen, Kontrolle abzugeben — was beim Fliegen zwangsläufig nötig ist — empfehle ich den Kontakt zu einer psychologisch geschulten Fachperson.» In einer Informationsbroschüre, die er den Teilnehmenden mitgibt, erklärt der 67-Jährige, wie Flugangst entsteht, warum ein Flugzeug sicher ist und wie es überhaupt fliegen kann. «Mit Aufklärung und Übung kann man der Angst die Schärfe nehmen», ist sich Vuilliomenet sicher.