Wie viel Journalismus wollen die Gemeinden?
Die Laufentaler möchten gerne unabhängige,kritische Informationen. Die Gemeinden wollen in den Zeitungen präsent sein, doch nur mit positiven Berichten. Die Lokalzeitung will es beiden recht machen und zudem die Inserenten nichtvergraulen.

Möchten die Leute denn schon vor einer Gemeindeversammlung informiert werden, um sich eine fundierte Meinung bilden zu können?», fragte LorenzoVasella, Präsident des Vereins ÖZB,Öffentliche Zeitung Baselland (siehe Kasten). Er hatte am Dienstag zu einer Podiumsdiskussion eingeladen über das Thema Berichterstattung im Laufental. Ein Votant aus Liesberg bejahte die Frage vehement. Er bedauert es sehr, dass die Liesberger sich nicht unabhängig informieren könnten. Sogar die Homepage der Gemeinde sei hoffnungslos veraltet.
Politiker informieren lieber selber
Dezidiert anderer Meinung war Alex Imhof, Laufens Stadtpräsident. Er war als Podiumsgast geladen, zusammen mit Dieter Wissler, Gemeindepräsident von Blauen, und Martin Staub, leitendem Redaktor des Wochenblattes. So erklärte Imhof: «Wir wollen, dass ein Traktandum an der Gemeindeversammlung diskutiert wird, ohne dass vorher ein Journalist eine Riesengeschichte daraus macht!» Ins gleiche Horn stiess auch Wissler: «Eine Gemeindeversammlung ist keine Schmuseveranstaltung, sondern dient der Information und der Auseinandersetzung.» Es genüge, wenn die Stimmberechtigten den politischen Diskurs an der Versammlung führten.
Zudem war bei beiden Gemeindepräsidenten die Skepsis gross, dass Journalisten fair über die Gemeindeversammlungen berichten. Gemäss Staubs Erfahrung sind die beiden Gemeindepräsidenten nicht allein mit dieser Haltung: «Von vielen Gemeinden erhält das Wochenblatt gar nie eine Einladung zu einerGemeindeversammlung. Nicht alle Gemeinden sind daran interessiert, dass man über sie berichtet.»
Nicht nur Politiker dürfen informieren
Das Wochenblatt habe aber den Anspruch, dass die Menschen auch zu Informationen kämen, die nicht ausschliesslich von Politikern stammten.
So entsendet das Wochenblatt regelmässig jemanden, der über die LaufnerGemeindeversammlung berichtet. Und dies, obwohl die Stadt selber auf ihrereigenen Wochenblatt-Seite über dieVersammlungen schreiben lässt.
Zudem druckt das Wochenblatt möglichst alle Leserbriefe ab, um so auch im Vorfeld einer Gemeindeversammlungeine Diskussion zu ermöglichen.
Das Wochenblatt werde zu 90 Prozent von den Inserenten finanziert, deshalb müsse auch auf deren Bedürfnisse Rücksicht genommen werden, so Staub.