«Vorwahlen» im Gymnasium Laufen
An einem hochkarätig besetzten Podium stellten sich Kandidierende für die Nationalen Wahlen der Schülerschaft des Gymnasiums Laufental-Thierstein.

Der Wahlkampf für die Nationalen Wahlen vom 22. Oktober ist allgegenwärtig. Die Kandidierenden sind allesamt eingespannt und haben wohl kaum noch freie Termine zur Verfügung. Den Verantwortlichen im Gymnsium Laufental-Thierstein ist es dennoch gelungen, gleich elf Kandidatinnen und Kandidaten aus zwei Kantonen für ein schulinternes Publikum zu gewinnen.
Um das Podium nicht zu überladen, wurden die Kandidierenden nach Kanton aufgeteilt aufs Podium gebeten. Den Anfang machten die Kandidierenden aus dem Kanton Solothurn, die sich für einen Sitz im Ständerat beliebt machen möchten, darunter auch der bisherige Ständerat Pirmin Bischof (Die Mitte), die Nationalräte Felix Wettstein (Grüne) und Christian Imark (SVP) und die Nationalrätin Franziska Roth (SP). Das Karussell der Kandidierenden vervollständigten der Breitenbacher Gemeindepräsident Dieter Künzli (GLP) und der Solothurner Regierungsrat Remo Ankli (FDP).
Der bisherige Ständertat Pirmin Bischof erklärte, dass er sich keinesfalls sicher fühle, es seien schon prominentere Ständeräte abgewählt worden als er es sei. Die Nationalrätin Franziska Roth plädierte für eine bürgerliche und eine linke Stimme im Ständerat — umso besser sei es, wenn der Kanton dabei auch gleich noch von einem Mann und einer Frau vertreten werde. Nationalrat Christian Imark hob die Wichtigkeit des Ständerates hervor. Die Arbeitslast würde sich auf weniger Schultern verteilen, man habe in mehr Kommissionen Einsitz und daher auch mehr Gewicht. Als Unternehmer und Familienvater könne er sich optimal in die kleine Kammer einbringen, die zu einem grossen Teil aus Berufspolitikerinnen und -politikern bestehe. Dieter Künzli bemerkte, dass im Ständerat nicht ideologisch diskutiert werde, sondern mit Sachverstand und Remo Ankli betonte, dass er insbesondere die Interessen des Kantons Solothurn in Bern vertreten wolle. In die gleiche Kerbe schlug Felix Wettstein, der seinen Einfluss jedoch für die ganze Nordwestschweiz geltend machen möchte. «Wir sind eine Region und werden in der Schweiz permanent unterschätzt», fügte er an. Zum Schluss des ersten Podiums durften die Schülerinnen und Schüler mittels Smartphone darüber abstimmen, wen sie wählen würden und erlebten somit hautnah, was direkte Demokratie heisst. Pirmin Bischof und Franziska Roth machten bei den Jugendlichen das Rennen.
Im zweiten Teil des Podiums nahmen Kandidierende für den Nationalrat aus dem Kanton Basel-Landschaft auf der Bühne Platz. Es waren dies die Bisherige Florence Brenzikofer (Grüne), die Landrätin Miriam Locher (SP), Landrat Martin Dätwyler (FDP), Parteipräsident Dominik Straumann (SVP) und Franz Meyer (Die Mitte). Sie wurden zuvor mit festgelegten Fragen der Schülerschaft konfrontiert, die zurzeit allesamt für angeregte und teilweise auch emotionale Diskussionen sorgen.
Zum ersten ging es um die Frage, wie die Podiumsgäste zur Einführung eines amtlichen, dritten Geschlechts stehen. Grundsätzlich dafür sprachen sich Miriam Locher und Florence Brenzikofer aus. Wichtig seien aber auch kleinere Schritte, die ohne Gesetzesänderung bewerkstelligt werden könnten, wie die unbürokratische Änderung des Namens. Dezidiert dagegen sprach sich Dominik Straumann aus. Das brauche es nicht. Dätwyler und Meyer stellen klar, dass es wichtig sei, darüber zu sprechen und sich tolerant zu verhalten. Auch hier hatte die Schülerschaft die Gelegenheit — dieses Mal themenbezogen — abzustimmen. Der Eingangsfrage standen die Schülerinnen und Schüler knapp positiv gegenüber.
Der zweite Punkt, die Einführung eines Stimm- und Wahlrechts für Ausländerinnen und Ausländer auf Gemeindeebene nach zehnjähriger Aufenthaltsdauer wurde ebenfalls angeregt diskutiert. Man solle eher das Einbür-gerungsverfahren vereinfachen und dort alte Zöpfe abschneiden, befand die bürgerliche Seite, worauf auch die Vertreterinnen von Links und Grün zustimmend nickten — die Schülerschaft lehnte das Begehren äusserst knapp ab.
Der Einführung eines Mindestlohns von 4000 Franken auf nationaler Ebene standen bis auf Brenzikofer und Locher alle kritisch gegenüber. Die Lebenshaltungskosten seien in den Kantonen zu unterschiedlich, monierte die bürgerliche Seite. Ausserdem seien Lohnverhandlungen Sache der Sozialpartner. Bei den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums in Laufen fand das Begehren jedoch Zustimmung.