Asiatische Hornisse weiter auf dem Vormarsch

Es gibt immer mehr Sichtungen der Asiatischen Hornisse. Jetzt ist eine gute Zeit, um die Hauptnester hoch oben in den Baumkronen zu sehen und zu melden.

Gefährliche Einwanderin: Die Asiatische Hornisse ist im Kanton Basel-Landschaft auf dem Vormarsch. Hier eine Sichtung aus Laufen Mitte Oktober. Im Unterschied zur heimischen Hornisse ist ihr Hinterteil zu einem grossen Teil schwarz und sie hat deutl
Gefährliche Einwanderin: Die Asiatische Hornisse ist im Kanton Basel-Landschaft auf dem Vormarsch. Hier eine Sichtung aus Laufen Mitte Oktober. Im Unterschied zur heimischen Hornisse ist ihr Hinterteil zu einem grossen Teil schwarz und sie hat deutlich gelbe Beinglieder. Foto: Melanie Brêchet

Da sitzt sie und frisst gierig von den Trauben, die noch nicht geerntet wurden. Und sie tut es nicht alleine: Drei weitere Exemplare der eingewanderten Asiatischen Hornisse tun es ihr gleich. Gleich daneben sitzt eine einheimische Hornisse. Sie hat ein deutlich gelberes Hinterteil als ihre asiatische Verwandte und braune Beine — das letzte Beinglied der Asiatischen Hornisse ist gelb.

Für den Menschen ist die invasive Hornissenart grundsätzlich nicht gefährlicher als die einheimische. Das Problem liegt jedoch darin, dass sich die Neozoen (tierisches Äquivalent zu Neophyten) deutlich schneller vermehren, weiss Maria Corpataux von der Koordinationsstelle für die Asiatische Hornisse der beiden Basel. Die Imkerin ist im Verein Bienen Liestal aktiv und beschäftigt sich schon seit zwei Jahren mit der eingewanderten Hornisse. Gemeinsam mit Joost Oerlemans kümmert sie sich im Auftrag der beiden Basel und des Bienenzüchterverbands beider Basel um Meldungen und Bekämpfung.

Rasanter Anstieg der Nester

Im letzten Jahr wurden in den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt rund 50 Nester gefunden. In diesem Jahr sind es bereits über 240. «Das ist das grosse Problem: Die Population wächst enorm schnell», sagt Corpataux. In einem einzigen Nest leben bis zu 3000 oder mehr Tiere (bei der einheimischen Hornisse sind es 200 bis 300 Tiere), die gemeinsam rund elf Kilogramm Insekten pro Jahr fressen. «Sie verspeisen Honigbienen, Wildbienen, Spinnen, 1400 weitere Insekten, Obst und Aas. Man kann sie schon fast als Allesfresser bezeichnen», so Corpataux. Die Ausbreitung hat darum auch Folgen für die Biodiversität und für die Landwirtschaft. Besonders betroffen sind Rebberge und Obstkulturen, wo die Hornissen reife Früchte ansteuern. In Frankreich, wo die Asiatische Hornisse schon ein grösseres Problem ist, wird es regional schon schwierig, offene Marktstände zu betreiben, da die Hornissen sich an den Auslagen verpflegen. «In stark befallenen Gebieten können bis zu 15 Nester pro Quadratkilometer vorkommen», sagt Corpataux. Natürliche Feinde hat die Art hier dabei kaum. «Ein paar Raben oder Elstern greifen sie vielleicht an, vielleicht auch mal ein Wespenbussard — der Einzige, der auch die Nester zerstören kann — dieser ist bei uns aber nur auf der Durchreise. Ansonsten hat die Asiatische Hornisse in unseren Breitengraden keine Fressfeinde.»

Gefahr bei der Gartenarbeit

Im Frühling entstehen die Primärnester der Asiatischen Hornissen an vielerlei Orten, oft tief in Hecken, Scheunen oder unter Dächern. Diese sind besonders heikel, weil sie leicht übersehen werden. «Das Schneiden von Hecken kann gefährlich werden, weil die Tiere ihr Nest vehement verteidigen», warnt Corpataux. Ab Sommer verlagern viele Kolonien ihre Sekundärnester hoch in die Bäume – dort sind sie jetzt, im Herbst, gut sichtbar. Aber: Rund 30 Prozent der Primärnester werden am ursprünglichen Ort weitergebaut, «es sind längst nicht alle Nester in einer Baumkrone zu finden». Derzeit entfernen Corpataux und ihr Team fast täglich Nester. «Ich bin gerade dabei, ein Nest zu zerstören», erzählt sie am Telefon. Das geschehe mit Spezialanzügen, Lanzen und Druckluft, um ein Insektizid oder Aktivkohle einzubringen. «Auf keinen Fall sollte man selbst Hand anlegen», berichtet Spezialistin ein wenig atemlos. «Die Tiere werden jetzt gerade ziemlich sauer und lassen kaum von mir ab.»

Blick in die Zukunft

Im Winter wollen die beiden Basel über die weitere Strategie im Kampf gegen die Asiatische Hornisse entscheiden. Die Bekämpfung wird von beiden Kantonen und den Bienenzüchtern finanziert, doch die Mittel sind begrenzt. «Wir sind im Baselbiet gut aufgestellt und erhalten grosse Unterstützung. In anderen Kantonen ist das nicht selbstverständlich», sagt Corpataux. Eine nationale Bekämpfungsstrategie fehle bislang, wäre aber in ihren Augen dringend nötig.

Trotz aller Bemühungen ist die Expertin wenig optimistisch: «Das, was wir jetzt sehen, ist erst der Anfang. Nächstes Jahr rechne ich mit 1000 bis 1500 Nestern, langfristig könnten es bis zu 15000 werden — nur in den beiden Basel.»

Wer ein Nest entdeckt, sollte es nicht zerstören, sondern melden, etwa über die nationale Meldeplattform: www.asiatischehornisse.ch. Auf der Website des Vereins Bienen Liestal oder des Vereins Bienen Schweiz finden sich auch Anleitungen zur Identifikation und Nestsuche.

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