Skilager haben Tradition im Laufental
Das Streichen des Ski-lagerbeitrags im Budget der Gemeinde Zwingen sorgte für Unmut. In den anderen Laufentaler Gemeinden wird weiterhin an dieser relativ kostenintensiven Lagerform festgehalten.

Skilager haben in den Primarschulen des Laufentals Tradition. Sie abzuschaffen, ist eine hochemotionale Angelegenheit. Dies war sich der Gemeinderat Zwingen wohl nicht bewusst, als er Ende September aus Spargründen den Beitrag fürs Skilager der Primarschule im Budget 2026 strich. Die Streichung hatte einerseits zur Folge, dass das für den Januar 2026 organisierte und bewilligte Lager von der Schule abgesagt werden musste, andererseits, dass Eltern sowie Schülerinnen und Schüler der beiden betroffenen sechsten Klassen gegen diesen Entscheid protestierten und privat Geld sammelten. Mit grossem Erfolg: Das Dorf zeigte sich solidarisch und spendete fleissig. «Eine solche Solidarität habe ich als Schulrätin noch nie erlebt. Das hat mich völlig überrascht. Es spendeten auch Vereine und Personen, die keine Kinder in der Primarschule haben. Das zeigt, welch hohen Stellenwert Skilager für einen Grossteil der Bevölkerung haben», stellt Schulratspräsidentin Denise Eicher fest. Sie betont aber, dass sich weder die Schule noch der Schulrat an dieser Aktion beteiligt hatten.
14000 Franken gesammelt
Tatsächlich sammelten die engagierten Eltern innerhalb eines Monats die fehlenden 14000 Franken. Béa Hilfiker-Morf, Rektorin der Primarschule Zwingen, beschloss daraufhin, das Skilager doch durchzuführen, denn die Enttäuschung wegen der Kurzfristigkeit der Absage war gross. «Die Lagervorbereitung wieder aufzurollen, bedeutete für uns einen enormen Effort. Dies soll aber kein Präzedenzfall werden. Ein Skilager sollte nicht in Abhängigkeit von privaten Spendenaktionen stattfinden», erklärt Hilfiker. «Gemeinsam mit Schul- und Gemeinderat sollen Strategien und Lösungen für Lager erarbeitet werden. Es ist uns bewusst, dass Zwingen, wie viele andere Gemeinden auch, sparen muss.»
Sommerlager finden weiterhin statt
Ob es in weiterer Zukunft ein Skilager sein muss, lässt Hilfiker offen. Sie betont aber, dass Lager, in welcher Form auch immer, einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder haben. «Lager sind nicht einfach Ferien. Sie fördern die Gemeinschaft, die Selbstständigkeit und die Persönlichkeitsentwicklung und bieten die Chance, neue Lernorte in der Natur zu entdecken.» Deshalb findet einmal im Zeitraum während der 3. bis 5. Klasse ein Sommerlager statt, das von der Gemeinde finanziell unterstützt wird, jedoch ungefähr halb so viel kostet, wie ein Skilager.
Fridolin Karrer und der Kanton Bern
Den Wert von Lagern erkannte bereits Fridolin Karrer. Schon in den 1960er-Jahren setzte sich der Brislacher Lehrer dafür ein, dass auch Kinder aus einkommensschwachen Familien Skifahren lernen konnten. Er sammelte Skiausrüstungen und organisierte mit Helfenden die ersten Skitage. Aus seinem Engagement entstand später die Fridolin-Karrer-Stiftung, die bis heute Skilager in der Region unterstützt – auch jenes in Zwingen. Ob Karrer der Grund war, weshalb alle Primarschulen im Laufental jährlich ein Skilager durchführen oder ob das noch aus der Zeit kommt, als das Laufental zum Kanton Bern gehörte, lässt sich schwer beantworten.
Dass das Laufental in Bezug auf Skilager im Kanton Baselland eine Ausnahme ist, zeigt sich hingegen klar. «Wenn ich die J+S-Fortbildungskurse besuche, bin ich umgeben von Sekundarlehrpersonen. Im restlichen Kanton finden an den Primarschulen wenige Skilager statt», stellt Simone Gunti, Schulleiterin der Kreisschule Röschenz, fest. In Röschenz besuchen die Kinder in der 5. und in der 6. Klasse das Skilager, hinzu kommt ein Sommerlager in der 3. Klasse. Wie gesetzlich vorgesehen, zahlen die Eltern einen Beitrag, der den Kosten für die Verpflegung zu Hause entspricht, nämlich 16 Franken pro Tag, bzw. 80 Franken pro Lagerwoche. Eine Skilagerwoche kostet effektiv rund 500 Franken pro Kind. Die Gemeinde übernimmt das Defizit, das nach Abzug der Elternbeiträge und der Spenden übrig bleibt. «Ich spüre aus der Bevölkerung einen grossen Zuspruch fürs Skilager und auch der Röschenzer Gemeinderat steht voll und ganz hinter dem Lager», erzählt Gunti und fügt an, dass aber auch in Röschenz der Spardruck auf die Schule spürbar sei. Sie persönlich sieht Skifahren als Nationalsport, und findet es gut, dass die Kinder die Chance erhalten, Ski- oder Snowboardfahren zu erlernen. Dank sozialer Institutionen wie Kirchen und des Tauschs von Skikleidung unter den Familien, können auch finanzschwache Familien die Auslagen fürs Skilager stemmen. Als Lehrerin findet sie es wichtig, dass Lager in irgendeiner Form stattfinden.
Verschiedene Konzepte
Eine Umfrage bei den Laufentaler Gemeinden zeigt, dass jede Gemeinde ihr eigenes Konzept hat, aber alle Lager einen Beitrag von den Gemeinden erhalten. So findet zum Beispiel in Laufen jedes Jahr ein Skilager für alle 5. Klassen statt. In der 4. Klasse gibt es ein fünftägiges und in der 6. Klasse ein dreitägiges Lager. In Wahlen wird jedes Jahr alternierend ein Skilager für die 3./4. Klasse oder 5./6. Klasse durchgeführt. Sporadisch finden auch Sommerlager statt. In Blauen besuchen die Kinder der 3. bis 6. Klasse das Skilager. Dieses wird grösstenteils durch Spenden sowie durch die Gemeinden Blauen und Nenzlingen finanziert. Zudem erhält die Schule einen Zustupf aus den Einnahmen aus den Weihnachtsaufführungen im Dezember und Essensspenden von Eltern. In Brislach gehen jeweils die 4. und 5. Klasse zusammen ins Winterlager. In der 6. Klasse findet jeweils zwischen Mai und Juni ein Abschlusslager statt. In Liesberg verbringen die 3. bis 6. Primarschulklassen gemeinsam ein Skilager. Ein Sommerlager findet nicht statt.


