Von der Schönheit der Versöhnung
Am letzten Samstag konzertierte das Neue Orchester Basel in der Katharinenkirche Laufen. Mit dem Doppelkonzert von Johannes Brahms und Griegs «Peer Gynt» begeisterte es das Publikum zu Standing Ovations.

Man könnte Christian Knüsel mit seinen innovativen Ideen und seinem Talent, dem Publikum Musik näherzubringen, als Showman im besten Sinne bezeichnen; er ist es nicht auf jene sich selbst inszenierende Art wie bei Herbert von Karajan, der seine Person zur Marke machte. Knüsel legt Wert auf ein zeitgemässes Verständnis von Konzertdramaturgie und stellt immer die Musik in den Vordergrund. So auch am Freitag, als er die «Tragische Ouvertüre» von Johannes Brahms anspielen liess, um dann über das Zerwürfnis zwischen dem Komponisten und dem Geiger Joseph Joachim zu sprechen. Knüsel stellte kurz den Anfang des Violinkonzerts in D-Dur vor, das die Versöhnung mit Joachim markierte. Auch das Doppelkonzert a-Moll Op. 102 von 1887 ist ein Werk der Versöhnung. Es zeichnet sich durch die ungewöhnliche Besetzung von Violine, Violoncello und Orchester, die Gleichberechtigung der Solostimmen und die kompositorische Reife aus. Für die Soloinstrumente erwies sich das Brüderpaar David und Alexandre Castro-Balbi als ideale Besetzung. Nach der kurzen Tutti-Einleitung im Allegro setzen die beiden Solisten kadenzartig ein. Der Dialog zwischen Violine und Cello vollzieht sich in Imitationen und kontrapunktischen Bewegungen. David Castro-Balbi zeigte auf der Violine einen insistenten, geschmeidigen Strich. Auf dem Cello brillierte Alexandre Castro-Balbi mit warmem, elegantem Klang und einem schönen Vibrato. Das Allegro war ein Wechselbad der Gefühle. Ruhige, lyrische Passagen wechseln hier mit brachialen, energiegeladenen Abschnitten. Im Andante folgt auf den Einsatz der Holzbläser ein sanftes, liedhaftes Thema. Der dritte Satz, ein Vivace non troppo, ist dramatisch und virtuos. Dank des brillanten, flexiblen und dynamisch nuancierten Orchesterklangs des NOB war das Doppelkonzert von Brahms funkensprühend und doch voller Tiefe. Als Zugabe gab es von den Solisten ein Stück von Ravel.
«Peer Gynt» als Kontrapunkt
Nach Brahms anspruchsvollem Doppelkonzert befand sich das Publikum bei Edvard Griegs «Peer Gynt» wieder auf vertrauterem Boden. Christian Knüsel verzichtete auf eine weitere Kommentierung und liess die zwölf bildhaften Stücke für sich sprechen. Den norwegischen Volkstanz «Halling» interpretierte David Castro-Balbi solistisch mit viel Rhythmusgefühl. Bekannt ist vor allem die «Morgenstimmung» aus der Peer-Gynt-Suite Nr. 1, die musikalisch einen Sonnenaufgang darstellt. Wellenartig und ruhig beginnen Flöte und Oboe; mit weiteren Instrumenten wächst die Dynamik, und das Finale stellt dann das vollständige Aufgehen der Sonne dar. Dieses Stück vermittelt nicht nur Hoffnung, sondern auch eine universelle Kraft der Versöhnung. Das letzte Stück «In der Halle des Bergkönigs» besticht durch Dynamik und Zunahme des Tempos. Die Spannung in einer Trollhöhle wird durch die Pizzicati in den Streichern noch erhöht und ist fast physisch zu spüren. Nach Standing Ovations spielte das NOB noch einen norwegischen Tanz.