«Unsere Forderung ist moderat»

Mehrmals täglich läuten die Glocken der Herz-Jesu-Kirche in Laufen. Das frühmorgendliche Geläut um sechs Uhr hat nun eine Gruppe von Anwohnerinnen und Anwohnern dazu bewogen, eine Online-Petition zu lancieren.

Stört den Schlaf vieler Laufnerinnen und Laufner empfindlich: Das morgendliche Glockengeläut der katholischen Kirche in Laufen soll von 6 auf 7 Uhr verschoben werden, fordert eine Petition. Foto: Melanie Brêchet

In Laufen reisst das Morgengeläut der Herz-Jesu-Kirche um Punkt 6 Uhr früh von Montag bis Freitag viele Leute aus dem Schlaf. Für sie bedeutet das: Der Tag beginnt früher, als er müsste. Dagegen wehrt sich nun das Komitee «Laufen miteinander», das eine entsprechende Petition lanciert hat. Die zentrale Forderung: Das Geläut soll auf sieben Uhr verschoben werden. «Unsere Forderung ist moderat», sagt Sophia Arnold, die im Quartier lebt. Im Gespräch mit Sophia Arnold und Marcio Hamann, ebenfalls Mitglied des Komitees und direkt neben der Kirche in der Überbauung Kirchgarten wohnhaft, wird klar: Die Initiative entstand aus persönlichen Erfahrungen heraus. Weitere Mitglieder im Komitee sind Benjamin Speich und Claudio Eiselin, die ebenfalls im Hinterfeldquartier wohnen. Schon 2023 hatte Benjamin Speich das Gespräch mit dem Kirchenrat der katholischen Kirchgemeinde Laufen gesucht, erklärt Sophia Arnold. Auch sie selbst wandte sich im letzten November an die Kirche — ohne Erfolg. «Es hiess, wir seien Einzelfälle», berichtet Arnold. Die Betroffenen, die sich unterdessen gefunden hatten, beschlossen, gemeinsam aktiv zu werden und auf der Plattform «Open Petition» die Petition «Für ein Morgengeläut erst ab 7 Uhr» zu lancieren. Inzwischen haben über 190 Menschen die Petition, die noch bis Ende August läuft, unterschrieben. Viele leben selbst im Quartier oder zumindest in Laufen. Die meisten angefügten Kommentare der Unterzeichnenden schlagen in die gleiche Kerbe: Die Glocken stören den Schlaf, und zwar nicht nur jener Menschen, die im Hinterfeldquartier wohnen. «Wir sind keine Einzelfälle», betont Arnold. Und: Die Kirche habe im Jahr 2021 auf Anregung eines Einzelnen das Morgengeläut am Samstag eingestellt. «Das ist eigentlich ein Eingeständnis, dass das Geläut die Menschen eben doch aufweckt», sagt Sophia Arnold. Hamann verweist auf offizielle Messungen im Meisenweg durch den Kanton, die laut Komitee eine Lärmbelastung nahe am Grenzwert ergaben. Der politische Weg bleibe aber versperrt: Die Nachtruhe endet in Laufen um 6 Uhr.

Die Argumente des Komitees stützen sich nicht nur auf subjektive Empfindungen. Studien der ETH Zürich belegen, dass frühmorgendlicher Lärm durch impulsive Geräusche wie Glocken den Schlaf stören und langfristig gesundheitliche Folgen haben kann. Schlafmangel, Stress und Konzentrationsprobleme seien wissenschaftlich nachgewiesen. Arnold, die im medizinischen Bereich arbeitet, betont: «Lärm stresst den Körper, sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen — auch wenn man glaubt, sich daran gewöhnt zu haben.»

Die Petition verstehe sich ausdrücklich nicht als Angriff auf kirchliche Traditionen. «Es geht uns nicht ums Abschaffen des Kirchengeläuts, sondern ums Anpassen der Zeit», sagt Arnold. Die eine Stunde bewirke schon viel. Einige Gemeinden in der Region — Aesch, Arlesheim, Pratteln oder Binningen — hätten das Geläut bereits auf 7 Uhr verschoben oder ganz ausgesetzt. Warum nicht auch in Laufen? «Es wäre ein Zeichen von Dialogbereitschaft und Rücksichtnahme», so Hamann. Die Lebensrealitäten hätten sich geändert. Wer heute arbeite, tue das oft zu flexiblen Zeiten oder im Homeoffice — wie Hamann oder auch Arnold selbst. Das Glockengeläut um 6 Uhr sei dann nicht für alle ein willkommener Tagesbeginn.

Angesprochen auf die Petition erklärt Marlen Candreia, Kirchenratspräsidentin der Katholischen Kirchgemeinde in Laufen, dass man das Anliegen auch schon in der Kirchgemeindeversammlung ­thematisiert habe. Die Stimmung in der Versammlung sei jedoch eher ablehnend gewesen. Sollte die Petition offiziell eingereicht werden, werde das Thema voraussichtlich in der Kirchgemeindeversammlung vom Dezember traktandiert. «Wir stellen uns nicht quer, es gab ja auch bereits Anpassungen: Das Morgengeläut am Wochenende wurde eingestellt, die Dauer unter der Woche von fünf auf drei Minuten reduziert. Wir sind uns auch bewusst, dass die Glocken in Laufen sehr laut sind und haben darum auch schon geprüft, diese auszutauschen», räumt Candreia ein. Mitglieder der Kirchgemeinde, welche die Petition unterschrieben hätten, seien eingeladen, ihre Argumente an der kommenden Versammlung vorzubringen.

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