Totalsperre führt nicht zu Chaos

Die fünf betroffenen Gemeinden geben ein erstes Fazit zur kompletten Sperre des Bahnverkehrs im Laufental.

Geregelter Ablauf: Ab Laufen verkehren zwei Buslinien nach Aesch – eine direkt (und teilweise mit komfortablen Doppeldecker-Bussen), die zweite durch alle Gemeinden. Foto: Kenneth Nars

Neongelbe Gestalten mit weissen Handschuhen blitzen immer wieder an den Kreuzungen auf, wo der Ersatzverkehr durchfährt. Dank ihnen kann sich der Bus einigermassen flüssig durch das Getümmel schlängeln. Im Inneren springt der Blick einiger Passagiere dennoch hektisch vom Handy mit geöffnetem Onlinefahrplan zum Bildschirm im Bus – spätestens dann, wenn sich die Fahrt im Eggfluetunnel verlangsamt. Es ist fast wie im Casino: Glückssache, ob es heute in Aesch auf den Zug Richtung Basel reicht oder nicht.

Seit rund zwei Wochen ist die Totalsperre wegen des Doppelspurausbaus Grellingen–Duggingen Tatsache. Sie dauert bis Ende September. Fünf Gemeinden sind davon besonders betroffen und ziehen ein erstes Fazit.

Die Leute arrangieren sich

«Die erste Woche war relativ ruhig», sagt Rudolf Gitzi, Gemeinderat von Grellingen. Die darauffolgende Woche sei jedoch turbulent gestartet. Die Autos hätten sich weit zurückgestaut, lediglich bei Fussgängerstreifen habe es Lücken in der Verkehrskolonne gegeben. Einwohnende hätten bereits reklamiert. «Momentan fahren auch noch alle paar Minuten mit Schotter beladene Lastwagen von der Baustelle durchs Dorf.» Gitzi bereitet aber etwas anderes Sorgen.

«Wenn es regnet, beschlagen im Eggfluetunnel die Scheiben.» Dann würden viele Autolenker über Grellingen fahren. Kollabiere daraufhin der Verkehr im Dorf, könne der Bus nicht mehr einwandfrei zirkulieren und die Leute würden wieder aufs Auto umsteigen, befürchtet Gitzi. Dennoch erklärt er: «Ich bin überrascht, wie gut es läuft.» Der Ersatzverkehr komme meist zügig durchs Dorf und auch über überfüllte Busse könne er nicht klagen. «Die Schnellbusse, die von Laufen und Zwingen direkt durch den Tunnel nach Aesch fahren, bieten eine starke Entlastung.» Einzig der Fussgängerverkehr am Bahnhof müsse noch besser organisiert werden. «Wir müssen die Leute kanalisieren.»

In Aesch läuft die Organisation derweil gut. Der erste Eindruck sei positiv. Gemeinderat Stephan Hohl sagt: «Die neuen provisorischen Bushaltestellen ermöglichen ein unkompliziertes Umsteigen.» Der Verkehrsfluss sei durch die zusätzlichen Verkehrsdienste in den Stosszeiten sichergestellt. «Die Verkehrsteilnehmenden zeigen sich verständnisvoll, obwohl Verkehrseinschränkungen wohl nie auf Freude stossen.»

Auch Pascal Bolliger, der Stadtpräsident von Laufen, meint: «Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.» Es sei spürbar, dass es eine Mehrbelastung an Verkehr gebe, unerträglich sei diese aber nicht. «Ich versuche auch, Termine später zu timen, sodass sie nicht in die Stosszeiten fallen.» Man müsse nun eben noch besser koordinieren. «Bisher läuft es aber besser als erwartet.»

«In den Stosszeiten gab es ein Chaos», erzählt wiederum Christian Friedli, der Gemeindeverwalter von Duggingen. Im Kern des Dorfes gebe es sowieso bereits eine enge Stelle, an welcher Fahrzeuge nicht kreuzen könnten. «Autos sind dann aufs Trottoir ausgewichen.» Besonders für Schulkinder sei dies gefährlich gewesen. Heute stehe der Verkehrsdienst dort. «Auch Velofahrende sind teils schwer belehrbar und beachten die Signalisationen nicht», fügt Friedli an. Im Grossen und Ganzen nehmen die Duggingerinnen und Dugginger die Situation jedoch gelassen. «In anderen Fällen erhält man schnell mal eine Mail oder ein Telefon, wenn den Leuten etwas nicht passt.» Bisher sei es jedoch ruhig. Hier würden wohl alle wissen: Es ist nicht zu ändern.

Auch in Zwingen hätten sich die Menschen arrangiert, sagt Gemeindepräsident Thomas Schmid. Er erinnert sich: «Am ersten Tag der Sperre wollten alle Leute den frühestmöglichen Bus nehmen.» Das Fahrzeug sei derart überlastet gewesen, dass es nicht habe losfahren dürfen. «Nun aber kennen und vermeiden sie die Stosszeiten, so gut es geht.» Die Befürchtungen, dass es gar nicht mehr vorwärtsgehe oder Pendelnde massiv zu spät zur Arbeit kämen, hätten sich nicht bewahrheitet. «Ganz so dramatisch ist diese Totalsperre dann doch nicht.» Natürlich gebe es ein Plus an Stau. Der Verkehr in und durch Zwingen nehme jedoch seit längerem zu. «Irgendwann wird es für Laufen und Zwingen eine Umfahrungslösung brauchen», meint Schmid. Ausserdem hofft er, dass sich das Konzept «Hitch and Hike» nun etablieren kann. Ob solche Fahrgemeinschaften aktuell bereits genutzt werden, weiss er nicht. «Dafür ist es noch zu früh.»

Wenigstens ein «Zückerli» im bitteren Kaffee

Für einige Menschen bietet die Situation temporär auch Vorteile – und das nicht nur in Aesch, wo nun jede Viertelstunde eine S3 nach Basel fährt. In Grellingen wurde beispielsweise für den Ersatzverkehr eine weitere Haltestelle nahe dem Schulhaus errichtet. Diese soll laut Gitzi nach der Totalsperre weiterhin bestehen und wird bereits heute rege genutzt. «Es stehen immer Leute da.»

Auch in Duggingen können Einzelne davon profitieren, dass der Bus direkt ins Dorf fährt. Friedli: «Man muss nicht mehr vom Bahnhof zuerst noch den steilen Hang hinaufwandern.» Auch für Personen, die nach Aesch wollen, sei der Weg nun einfacher. Ähnlich tönt es aus Zwingen: Ein längerer Fussmarsch zum Bahnhof bleibt manchen aufgrund eines näheren Busstopps erspart. Ausserdem bestehe nun beinahe alle zehn Minuten eine Verbindung von Zwingen nach Laufen, so Schmid. «Das freut die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten besonders.» Und auch in Laufen gebe es für einzelne sicher Vorteile, sagt Bolliger. Noch bedeutender sei jedoch der Mehrwert nach dem Doppelspurausbau der Bahngleise. «Wir müssen nach vorne schauen.»

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