Theater als Mutprobe — die 2 AB glänzt mit «Unsere kleine Stadt»

Am letzten Wochenende spielte die Klasse 2AB des Gymnasiums Laufen «Unsere kleine Stadt» von Thornton Wilder und erntete am Schluss grossen Applaus. Das epische Stück berührte das Publikum sichtlich.

Auf dem Friedhof: Die Toten und die Lebenden im Nebel. Foto: Matthias Wäckerlin zVg.

Dem Regisseur Daniel Boos und der Deutschlehrerin Noëlle Borer gelang es, die Klasse 2 AB zu einem Ensemble ­zusammenzuschweissen, das im Theaterlager in Hottwil das Stück während vier Tagen auf die Beine stellte. Am Samstag war die Aula proppenvoll.

In diesem symbolistischen Drama wird alles durch Sprache und Vorstellungskraft vermittelt. Speziell an «Unsere kleine Stadt» ist die epische Struktur. Drei Spielleiter sind die übergeordnete Instanz, die den Ablauf und den Ausgang bereits kennen und auch das Publikum miteinbeziehen. Im Stück, in dem es um die universalen Themen Alltag, Liebe, Tod und Vergänglichkeit geht, exponieren sich die Schülerinnen und Schüler stark: Theater als Mutprobe. Um es vorwegzunehmen: Die Ensembleleistung der 2 AB war ausserordentlich überzeugend.

Langsamer Spannungsaufbau

Im ersten Akt wird Grover’s Corners, eine fiktive Kleinstadt in New Hampshire, vorgestellt. Es geht um das tägliche Leben. Der Akt besteht fast ganz aus Belanglosigkeiten und vermeintlichen Banalitäten, wobei sich schon eine Romanze zwischen den Jugendlichen George Gibbs und Emily Webb abzeichnet. Im zweiten Akt sagt ein Spielleiter: «Man muss das Leben lieben, um es zu leben, und man muss das Leben leben, um es zu lieben.» Dies ist ein typischer Satz von Thornton Wilders Welt- und Menschenbild, wie es sich auch in seinen Romanen findet. Das Motto lautet jetzt «Liebe und Heirat». Emily und George sind im Begriff, zu heiraten. Das Largo aus Händels ­«Xerxes» legt sich über die Hochzeitsfeier wie ein Schleier der Zwiespältigkeit. «Ich möchte kein Mann sein», sagt George, und Emily Webb erklärt: «Ich möchte nicht heiraten.» Dafür finden Mrs. Soames und Louis die Hochzeit «einfach entzückend».

Berührender dritter Akt

Der dritte Akt spielt 13 Jahre später auf einem Friedhof in Grover’s Corners. Emily findet sich nach der Geburt ihres zweiten Kindes im Reich der Toten ­wieder, erhält aber die Möglichkeit, nochmals ins Reich der Lebenden zurückzukehren. Julia Gibbs, ihre Schwiegermutter, rät ihr ab, doch Emily reist zurück zu ihrem 12. Geburtstag. Plötzlich realisiert sie, wie nichtig die Dinge sind, womit Lebende sich befassen. Sie versucht erfolglos, ihre Mutter aus der Lethargie des Alltags zu reissen. Resigniert kehrt sie ins Totenreich zurück. Trotz des scheinbar pessimistischen Endes gelingt es Thornton Wilder, am Schluss so etwas wie eine kosmische Dimension ins Spiel zu bringen. Schon vorher sagte eine Spielleiterin: «Etwas gibt es da tief im Innern eines jeden Menschen, das unsterblich ist.» Am Ende kommen alle nochmals auf die Bühne. Das Lied «Both Sides Now» von Joni Mitchell erklingt. Die Spielenden legen ihre Kostüme ab und ziehen ihre Strassenkleider an. Im Zuschauerraum ist es ganz still, hier und da fliesst eine Träne. Unwillkürlich kommt einem der letzte Satz von Thornton Wilders «Die Brücke von San Luis Rey» in den Sinn: «Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten, und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe — das einzig Bleibende, der einzige Sinn.»

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