Szenen aus dem Alltag
Pedro Lenz las am letzten Freitag im Kulturzentrum Alts Schlachthuus Mundartgeschichten vor. Begleitet wurde er auf dem Kontrabass von Michael Pfeuti.

Bereits vor drei Jahren begeisterte Pedro Lenz in Breitenbach mit einer Lesung, und auch diesmal konnte er ein grosses Publikum anlocken – am letzten Freitag trat er zusammen mit Michael Pfeuti im Kulturzentrum Alts Schlachthuus in Laufen auf. «Ich lese eine Geschichte vor, und um diese setzen zu lassen, spielt Michael Pfeuti auf dem Kontrabass, und um seine Musik setzen zu lassen, lese ich wieder etwas vor und so weiter», erklärte Lenz. Eine gute Kombination, so hatte man Zeit, Musik undGelesenes wirken zu lassen, ohne beim Zuhören zu ermüden.
Mit seiner tiefen Stimme und in angenehmem Dialekt las Lenz aus seinem Buch «Radio» Morgengeschichten vor, die er für verschiedene Theatergruppen und für das Schweizer Radio SRF geschrieben hatte. Aus nichts eine Geschichte zu machen, ist grosse Kunst, und genau das kann der Autor. Es sind alltägliche Begegnungen, Gespräche zwischen Menschen, wie sie überall stattfinden können, die Lenz erzählt. Nichts Aussergewöhnliches und doch regen sie zum Schmunzeln, Lachen oder Nachdenken an. Da ist die Mutter, die zu ihrem Kind mehrmals sagt: «Ig säg es nid zwöi Mou», oder ein mitgehörtes Gespräch beim Warten an der Ampel oder ein altes Ehepaar, dass währendeiner ganzen Zugfahrt nichts sagt ausser einem gewöhnlichen Satz, der aber gerade durch seine Einmaligkeit beim Gegenüber viele Fragen auslöst. Ob dieGeschichten genauso spannend sind, wenn man sie zu Hause im stillen Kämmerchen liest? Pedro Lenz zuzuhören, war jedenfalls ein Vergnügen. Die Musik von Michael Pfeuti passte zu den Geschichten. Sie war schräg, komisch, schön, harmonisch, experimentell. Der klassisch ausgebildete Kontrabassist hat an zahlreichen Musik-, Film-, Theater-, CD- und TV-Produktionen teilgenommen, spielte in Sinfonie- und Kammerorchestern, in Rock-, Jazz-, Experimental- und Avantgardebands, als Solist, Ensembleleiter und auf der Sommertour 03 von «Stiller Has».
Nach der Pause spannten die zwei Künstler zusammen. Während Lenz von Wachstum in all seinen möglichenVaria-tionen erzählte, nicht nur ironisch, sondern auch sozialkritisch, begleitete ihn Pfeuti auf dem Kontrabass, gab das Tempo an, wurde laut, dann wieder leiser. «Wir spielen noch zwei Zugaben und danach gehen wir mit euch noch einen Kaffee oder ein Bier nehmen», meinte Lenz nach knapp zweistündigem Auftritt und mischte sich danach unter das Publikum.