Seine eigene Geschichte verfilmt

Zurzeit läuft das Luzerner Filmfestival (LiFF). In der Kategorie Swiss Films ist «Neutral Territory» von Josias Tschanz vertreten. Ein mehrfach ausgezeichnetes Werk eines Regisseurs, der in Soyhières aufgewachsen und in Laufen zur Schule gegangen ist.

Viel unterwegs: Josias Tschanz im Bahnhof Basel zwischen zwei Pressekonferenzen in Bern und Luzern.  Foto: Martin Staub
Viel unterwegs: Josias Tschanz im Bahnhof Basel zwischen zwei Pressekonferenzen in Bern und Luzern. Foto: Martin Staub

Im verzweifelten Bemühen, seine Herkunft zu verdrängen, wird der im Berufsleben gut etablierte Henry auf die alte Auseinandersetzung mit seinem Vater zurückgeworfen.» So beginnt die Kurzbeschreibung von «Neutral Territory», dem ersten abendfüllenden Spielfilm von Josias Tschanz. Diese Worte treffen aber ebenso auf den Kanada-Schweizer zu. Der Film, von ihm selber produziert, trägt nämlich stark autobiografische Züge. «Mit 16 Jahren wurde ich gegen meinen Willen – nach dem Schulabschluss an der Laufner Sekundarschule – von Soyhières nach Kanada ‹verpflanzt›. Ich musste mich an die neue Umgebung und die Kultur auf einer abgelegenen Ranch im Norden BC’s (British Columbia, Region Vancouver) gewöhnen», beschreibt Tschanz seine Geschichte. Und weil er sich oft innerlich zerrissen fühlte und mit einer Identitätskrise kämpfte, hat der auf dem Hof Rohrberg aufgewachsene junge Mann mit der Filmkamera versucht, seine Situation auszudrücken. «Dies hat mich dann bewogen, ein Studium in Film und Theater zu absolvieren», erzählt er.
Seit rund zehn Jahren arbeitet Josias Tschanz nun nebenberuflich als Regisseur mit eigener Film-Produktionsgesellschaft («Counting Ants Production). Nach vielen Werbespots, Musikvideos, Dokumentar- und Kurzfilmen wagte er sich vor drei Jahren an den Stoff, der sein Leben prägte. Der Film «Neutral Territory», bei dem er die Hauptrolle selber spielt, sein Vater, ein Bauer, der mittlerweile Josias bester Freund wurde, übernahm seine eigene Vater-Rolle und von den andern Crew-Mitgliedern und Schauspielern waren ein halbes Dutzend Schweizer. Schweizerisch ist übrigens auch der Soundtrack (Bänz Isler, Züri West).
«Innert 15 Tagen musste die Geschichte im Kasten sein», erzählt Josias Tschanz. Die Umstände bezeichnet er aber als ideal. «Wir hatten einen Helikopter zur Verfügung, ein leeres Spital und die elterliche Ranch», schwärmt er.
So unglaublich die ganze Geschichte tönt, so gut kam bis jetzt der Film bei diversen Festivals an. «Neutral Territory» hat in aller Welt 14 Nominierungen (unter anderem in Peking, New York und jetzt in Luzern) erhalten und wurde schon siebenmal mit einem Preis ausgezeichnet. Obs in Luzern zu einem Preis gereicht hat, stand bei Drucklegung dieser Ausgabe noch nicht fest.
Josias Tschanz arbeitet neben seiner filmischen Tätigkeit noch immer als Lehrer an einer Sprachschule in Vancouver. Dies dürfte sich aber vielleicht auch bald ändern. «Zwei neue Spielfilme sind bereits in Arbeit», verrät er stolz.
Übrigens: Josias Tschanz dürfte in Zukunft wieder vermehrt in der Schweiz anzutreffen sein, denn seine beiden Schwestern sind vor kurzem in ihr Heimatland zurückgekehrt. Und der Vater kehrt ebenfalls zurück. Er selber hat aber in den 15 Jahren in Kanada Fuss gefasst.

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