Schlaf, Laufen, schlaf

Die Geleise im Laufental müssten nicht mehr auf Doppelspur ausgebaut werden, falls der Bund die Schnellzüge über Olten umleiten würde. Diese Pläne wecken den Kampfgeist.

Tristesse: Was ist ein Bahnhof ohne Züge?  Foto: Gini Minonzio
Tristesse: Was ist ein Bahnhof ohne Züge? Foto: Gini Minonzio

Das Laufental, den Thierstein, ja den ganzen Kanton Jura aufs Abstellgeleise stellen! Solche Pläne schmieden das Bundesamt für Verkehr (BAV) und die SBB. Sie klären still und heimlich ab, was sie sparen könnten, wenn die Intercity-Züge von Lausanne nach Basel nicht mehr über Laufen fahren würden, sondern über Olten.

Das würde für die Pendler bedeuten, dass sie sich von sauberen, sicheren und klimatisierten Intercity-Wagen verabschieden müssten. Es gäbe wohl nur noch alte, lärmige, heisse Wagen oder die schmuddelige und unbegleitete S-Bahn. Von den Plänen erfahren hat der jurassische Ständerat Claude Hêche. Und der hat sein Wissen flugs politisch umgesetzt. Zusammen mit Politikern — unter anderem der Laufner Stadtpräsidentin Brigitte Bos — und Handelskammern der Region hat er das Komitee Liaison directe auf die Beine gestellt.
«Liaison directe will die Bevölkerung mobilisieren. Wir lassen uns die direkte Verbindung zwischen Lausanne und Basel nicht nehmen», erklärt der Pressesprecher Jean-Claude Hennet. Inzwischen habe das Komitee schon ein wichtiges Zwischenziel erreicht. Es konnte 12 000 Unterschriften sammeln. Dadurch habe man sich bei den SBB mehr Respekt geschaffen. Diese haben nun mit Liaison directe Kontakt aufgenommen.
Nach den schnellen Jurassiern haben sich nun auch die Baselbieter, die Thiersteiner und die Basler organisiert und das lokale Komitee Pro Juralinie gegründet. Das Präsidium teilen sich Elisabeth Schneider-Schneiter, Baselländer Nationalrätin, und Marc Scherrer, Präsident KMU Laufental. Scherrer fährt selber täglich Zug und bittet die ganze Bevölkerung, die Erklärung zu unterzeichnen. Diese fordert, dass die direkte Bahnverbindung zwischen Basel, Laufen, Delsberg, Lausanne und Genf bestehen bleibt. Zudem soll der Bund endlich den Doppelspurausbau vorantreiben, so wie das Volk es bereits 1987 in einer eidgenössischen Abstimmung beschlossen hat.
Wieso gibt es nun ein zweites Komitee? Vermindert das nicht das politische Gewicht? «Nein», erklärt Hennet. «Wichtig ist, dass die Bevölkerung sensibilisiert ist. Zwei Komitees sind die bessere Lösung, weil der Kanton Jura und die Region Laufen eigene Ziele haben, die sich teilweise widersprechen.» Der Kanton Jura hätte gern, dass jede halbe Stunde ein Schnellzug nach Basel fährt. Die Baselländer möchten jedoch jede Viertelstunde einen S-Zug. Beides gleichzeitig ist jedoch nicht möglich. Das geht technisch ohne vollen Doppelspurausbau nicht. Hennet weiss auch, dass es noch Jahre dauern wird, bis die Linie auch nur an einzelnen Stellen auf Doppelspur ausgebaut wird. Denn die SBB planen in einigen Jahren einen Fahrplanwechsel ab Lausanne. Das wird zur Folge haben, dass die Züge dann an einem anderen Ort kreuzen werden. Solange man nicht weiss, wie der Fahrplan ab Lausanne aussieht, hat eine Planung des Ausbaus keinen Sinn, so Hennet.

Die direkte und schnelle Anbindung an die Westschweiz ist auch Dieter Künzli wichtig, Breitenbachs Ammann und Vizepräsident von Pro Juralinie. «Wir wollen doch nicht zu einem Basler Vorort verkommen», erklärt er. Ein wichtiger Schnellzughalt an einer grossen Linie habe auch einen psychologischen Aspekt. Es hat sich auch im Fricktal gezeigt, dass dies für Unternehmen und Wohnungssuchende attraktiv ist. Zudem sind Intercity-Züge sauber und man fühlt sich vor allem nachts sicherer.

Wichtig ist eine leistungsfähige, direkte Linie Genf-Lausanne-Laufen-Basel auch für die ganze Schweiz. Denn sollten die Geleise bei Olten einmal unterbrochen sein, so wäre Basel vom Rest der Schweiz abgeschnitten, so Künzli.

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