Röschenz will aus dem Forstrevier Chall austreten
Die Burgerkorporation Röschenz hat mit ihrem Entscheid, aus dem Forstrevier Chall auszutreten und neue Wege zu gehen, bei den benachbarten Revieren einen Prozess in Gang gesetzt.
Die Burgerkorporation Röschenz beschloss, aus dem Forstrevier Chall auszutreten. Die Gemeinschaft war 1998 von der Burgerkorporation Dittingen (384 Hektar Wald), der Burgerkorporation Röschenz (536 ha) und der Gemeinde Burg (79 ha) gegründet worden und wird derzeit operativ von Revierförster Peter Stampfli geführt — mit eigenen Jahresrechnungen für jedes Mitglied und das Revier selbst. «Ende 2026 geht unser Förster in Pension. Die personellen Veränderungen veranlassten uns, über die Strukturen nachzudenken. Dabei prüften wir verschiedene Möglichkeiten, unter anderem, uns dem Forstrevier Laufen-Wahlen anzuschliessen», erklärt Dietmar Schnell, Präsident der Burgerkorporation Röschenz, auf Anfrage dieser Zeitung. «Derzeit laufen Verhandlungen. Wir stehen im Austausch mit den Verantwortlichen der Reviere. Alle Betroffenen sind inzwischen offen für eine Neuausrichtung. Wie diese konkret aussieht, ist noch nicht entschieden», führt Schnell aus.
Nur ein kleiner Teil in Privatbesitz
«Die Burger von Röschenz haben einen Bezug zu ihrem Wald. Wir haben schon immer in die Jungwuchspflege wie auch in das Wegnetz investiert. Dies kommt allen Einwohnerinnen und Einwohnern zugute und diesbezüglich gibt es eine Vereinbarung mit der Einwohnergemeinde Röschenz», sagt Schnell. Dass aus vier Revieren ein Einheitsgebilde wird, ist für ihn keine Option. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Burgerkorporation Röschenz ihren Forst einem Zweckverband überlassen möchte. Fast der gesamte Wald von Röschenz gehört der Burgerkorporation, nur ein sehr kleiner Teil ist in Privatbesitz», führt Schnell aus. Parallelen sieht er beim Forstrevier Laufen-Wahlen, das ebenfalls Wert auf die Selbstbestimmung lege. Laufen hat eine Gesamtfläche von 720 Hektar (davon entfallen 150 Hektar auf Wahlen) und funktioniere als Kopfbetrieb mit eigenem Forstteam und Infrastruktur.
Schnell gibt zu bedenken, dass die Strukturen im Laufental unterschiedlich und keineswegs gleich seien wie im Schwarzbubenland, in welchem sich die Waldbesitzer zur Forstbetriebsgemeinschaft Schwarzbubenland zusammengeschlossen haben.
Vorteil vom Zweckverband
Ueli Jermann, Präsident des Burgerrats der Burgerkorporation Dittingen und Präsident der Revierkommission des Forstreviers Chall, sieht in etwas grösseren und dadurch gestärkten Forstrevieren — insbesondere in der Form des Zweckverbandes — grosse Vorteile. Er verweist dabei auf die Forschungsresultate der Berner Fachhochschule Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) zu Reviergrössen und Organisationsformen. Wichtig sei es aber auch, die gesetzlichen Voraussetzungen für Reviere zu beachten. «Ein Austritt aus einem Forstrevier ist nur dann gültig, wenn die anderen Mitglieder dem Austritt zustimmen, da es sich um eine Vertragsänderung handelt. Dasselbe gilt für die Aufnahme in ein anderes Revier, es braucht dazu die Zustimmung der bestehenden Mitglieder». Die Diskussion habe einen Zukunftsprozess in Gang gesetzt.
«Der Burgerrat Dittingen hat im Einklang mit dem Projektteam zur zukünftigen Mitgliedschaft der Sparte Forst beschlossen, sich nicht primär mit dem Austritt der Röschenzer herumzuschlagen. Der Burgerrat verfolgt — in Abstimmung mit der Revierkommission des Forstreviers Chall und den Verantwortlichen der umliegenden Forstreviere — höhere und langfristigere Ziele: Das Ziel ist eine Zusammenarbeit der verschiedenen umliegende Reviere anzustossen und einen Setup im Bereich Forst für die kommenden 20 bis 30 Jahre zu entwickeln», hält Jermann fest. Von Forstgrösse und Hiebsatz her seien verschiedene Kombinationen möglich. «Diese sollen in Ruhe geprüft werden.» Der Burgerrat von Dittingen sei sehr positiv gestimmt, gemeinsam «eine modernere und zukunftsorientierte Organisationsform zur Zufriedenheit aller Beteiligten zu finden», erläutert Jermann. «Der erste Schritt in diesem anspruchsvollen Prozess war ein Treffen der vier Revierpräsidenten des Forstreviers Chall und der drei umliegenden Reviere. Es besteht erfreulicherweise eine grosse Offenheit, die bestehenden, 30 Jahre alten Revierstrukturen in Frage zu stellen und die Voraussetzungen zu schaffen, um den künftigen Herausforderungen im Forst gestärkt zu begegnen», resümiert Jermann.
Einheits-Forstbetriebsgemeinschaft
Im Schwarzbubenland hätten die meisten Waldbesitzer den Schritt zur Einheits-Forstbetriebsgemeinschaft vollzogen, im Laufental habe sich das Forstrevier Laufental-Thierstein West 2009 für die Form des Zweckverbandes entschieden. Das Forstrevier Laufental-Thierstein West bewirtschaftet 1780 Hektaren Wald und das Team setzt sich aus mehreren Förstern zusammen. Beim Forstrevier «Unteres Laufental», welches 1998 gegründet worden sei, seien die Strukturen als klassische Forstbetriebsgemeinschaft ähnlich wie beim Forstrevier Chall, zeigt Jermann auf. Bei Forstbetriebsgemeinschaften seien insbesondere Doppelspurigkeiten im Bereich Buchhaltung zwangsläufig ein Nachteil. Das Forstrevier «Unteres Laufental» bewirtschaftet 1100 Hektar Wald, hat kein eigenes Forstarbeitsteam und besteht aus den Burgerkorporationen Blauen (347 ha), Brislach (313 ha), Nenzlingen (141 ha), Zwingen (147 ha) und Privatwald (162 ha).
Jermann sagt, er freue sich auf die anstehenden Aufgaben und die Zusammenarbeit mit den Vertretern der umliegenden Forstreviere und Waldbesitzern. «Ich bin gespannt, welche Organisationsform und Reviergestaltung sich für die kommenden Jahre durchsetzen werden.»