Ricola legt Werk im Aargau auf Eis
Die US-Zölle bremsen den Bonbonhersteller. Dieser will auch seinen Hauptstandort in Laufen schützen.
Es waren grosse Pläne, die Ricola vor ziemlich genau einem Jahr bekannt gab: Der Bonbon-Hersteller mit Sitz in Laufen wollte das Hero-Werk in Lenzburg übernehmen und dort künftig selber produzieren. Der Standort sei ideal, hiess es damals: Die Infrastruktur von Hero sei ähnlich und ermögliche einen reibungslosen Übergang, der Einzug sei auf das erste Quartal 2026 rasch möglich, die Verkehrsanbindung von Lenzburg für die Bedürfnisse von Ricola ideal.
Grund für die Übernahme des Hero-Werks waren Kapazitätsengpässe von Ricola bei der Produktion. Seit dem Ende der Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Ricola-Produkten stark angezogen. Insbesondere in den USA und in Asien, mit zweistelligen Wachstumsraten. «Ricola wächst dynamisch und hat beispielsweise in den USA die Marktführerschaft in der Kategorie Hustenbonbons erreicht», hiess es in der Mitteilung der Firma.
Ricola will grundsätzlich in der Schweiz produzieren
Im Mai dieses Jahres zeigten sich dann im Baugesuch des Unternehmens die Dimensionen des Projekts. Die Baukosten für den Umbau des Hero-Werks waren auf knapp 19,9 Millionen Franken veranschlagt. Laufe alles planmässig, könne der Baustart im Herbst dieses Jahres erfolgen, hiess es.
Auf die Frage der bz, was die damals erst angekündigten US-Zölle für Ricola bedeuten, hiess es von der Medienstelle, es seien zwar Sofortmassnahmen initiiert, aber vieles sei noch offen. Es gehe erst einmal darum, einen kühlen Kopf zu bewahren, «bevor wir Entscheidungen fällen, die langfristige Auswirkungen haben», so das Unternehmen weiter.
Inzwischen gilt jedoch ein Importzoll von 39 Prozent für Schweizer Produkte in die USA — was die eigentlich erfreulichen Wachstumsraten von Ricola in diesem Markt in einem anderen Licht erscheinen lässt. Und die US-Zölle haben Auswirkungen auf das Unternehmen, wie SRF am Dienstag sowohl im Radio als auch im Fernsehen berichtete. Demnach verschiebt Ricola die geplante Eröffnung von zwei neuen Produktionslinien in Lenzburg wegen der US-Zölle. CEO Thomas Meier sagt gegenüber dem Sender, man nehme «den Fuss vom Gas». Der Bonbon-Hersteller will die weitere Entwicklung bei den Zöllen genau beobachten und im ehemaligen Hero-Werk erst investieren, wenn sich die Lage geklärt hat.
Es geht für Ricola auch darum, den Hauptstandort in Laufen und die Mitarbeitenden zu schützen, die zum Teil seit Jahrzehnten dort angestellt seien, sagt Meier weiter. Weil die Bonbons von Ricola aufgrund der Zölle in den USA deutlich teurer werden, will sich der Firmenchef alle Optionen offenhalten. Grundsätzlich wolle man in der Schweiz produzieren, eine Auslagerung in andere Länder schliesst Meier allerdings nicht aus.
Bonbons in den USA bald zehn Prozent teurer
Die neuen Zölle haben im Moment noch keine Auswirkungen auf Ricola, «da wir unsere Lager in den USA vor Inkrafttreten gut gefüllt haben». Man habe mit Blick auf die Zölle aber Massnahmen getroffen und werde beispielsweise die Preise in den USA per 1. Dezember um zehn Prozent erhöhen. «Es gilt nun zunächst scharf zu beobachten, wie der Markt reagiert und wie sich das auf unser Wachstum auswirkt», hält die Medienstelle fest.
Das bestehende Ricola-Werk in Laufen sei nach wie vor sehr gut ausgelastet, heisst es weiter. «In den letzten Jahren sind wir vor allem in den USA derart rasant gewachsen, dass wir unsere Kapazitäten so schnell wie möglich ausbauen mussten.» Die neue Situation mit den hohen Zöllen stelle nun die bisherigen Wachstumsprognosen in den USA infrage, und der Umbau in Lenzburg erscheine «in dieser Situation nicht mehr gleich dringend».