Reich an optischen und geschichtlichen Eindrücken
Linard Candreia begleitete vergangene Woche eine 30-köpfige Reisegruppe zu den Wurzeln seiner Mutter Hanna: Nach Mittelbünden und ins Vinschgau imSüdtirol.
Ausgebucht war diese Leserreise bereits nach wenigen Tagen, nach nur einer Ausschreibung im Wochenblatt. Am vergangenen Donnerstag konnte die lange Vorfreude nun endlich von der Reisefreude abgelöst werden. Frühmorgens durften 31 Fahrgäste aus dem Laufental, dem Schwarzbubenland dem Leimental und dem Birseck mit den Reiseleitern Linard und Marlen Candreia und dem Begleiter des Wochenblatts, die Fahrt ins Bündnerland im bequemen Reisebus von Eurobus Saner antreten.
Es sollte eine interessante viertägige Kulturreise werden, wie sich bereits beim ersten Stopp, in Alvaschein erahnen liess. Hier, kurz vor Tiefencastel, wo Linard Candreia seine Kindheit verbracht hatte, durften die durchwegs geschichtlich und kulturell interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer die karolingische Kirche Mistail mit drei Apsiden (Baujahr ab 800 n. Chr) kennenlernen. Nebst den informativen Details von Linard und Marlen Candreia, liessen es sich die Zuhörer nicht nehmen, die fantastische Akustik in diesem Bauwerk mit einem kräftigen «Grosser Gott wir loben dich» zu erfahren.
Damit schien der Bann zwischen den Gästen gebrochen und das weitere Programm wurde zum Ereignis einer durch und durch homogenen Interessensgemeinschaft, die sich offenbar schon seit eh und je kennt. Linard Candreia kam – wie der moderne und komfortable Bus – mit dieser Feststellung zusätzlich in Fahrt und verabreichte seinem Publikum auch während der Reise durch Savognin, über den Julier und den Ofenpass, das Val Mustair hinab bis ans Tagesziel Schlanders im Vinschgau, gut verträgliche Dosen von Geschichtlichem, Anekdotischem, und Familiärem. Der kürzlich vom Kanton Graubünden mit einem Literaturpreis ausgezeichnete Autor, liess auch seine Frau da und dort zum Zug kommen, die als gebürtige Churwaldnerin unter anderem über die vor langer Zeit eingewanderten Walser und über die verschiedenen Idiome des Rhätoromanischen ausgezeichnet Bescheid wusste.
Eindrückliche Begegnung mit Matsch
Am Freitag stand der Besuch des Dorfes Matsch auf dem Programm. Hier, im steilen Gelände am Fusse des Reschenpasses wuchs Linards Mutter Hanna Pircher (geb. 8.12.1937) zusammen mit ihren zehn Geschwistern auf. Bei Schneetreiben – zwar wunderbar anzuschauen im bunten Herbstlaub – kriegten die Reiseteilnehmenden eine kleine Extraportion vom kargen Leben, hier auf 1576m ü.M., mit. Die in «Hanna, die Südtirolerin» beschriebenen Schauplätze, zusammen mit den spannenden Informationen von Linard Candreia, regten an, das vor zwei Jahren erschienene 260-seitige Werk (auf 130 davon sind die gleichen Kurzgeschichten in Rätoromanisch verfasst) bald ein zweites Mal zu lesen.
Besuche auf dem Herbstmarkt in Mals, im Städtchen Glurns, in Bozen und an weiteren interessanten Schauplätzen – auch eine besonders edle Weindegustation war dabei – rundeten diese spannende Reise ab.
Authentische Informationen eines Reiseteilnehmers, dessen Mutter in Graun am Reschenstausee aufgewachsen war, über die Überflutung des Dorfes Graun, ergänzten den lehrreichen viertägigen Ausflug auf der Heimreise in idealer Weise. Der aus dem Wasser ragende Kirchturm legt noch heute Zeugnis von diesem traurigen Ereignis um 1950 ab.
Nebst den Organisatoren und der kompetenten Reiseleitung war der Busfahrer – erst Mitte 20 – für sämtliche Mitreisende perfekt: «Nicht nur hinter dem Steuer, auch im Umgang mit seinen Fahrgästen ist Chauffeur Lulzim Königsklasse», lobte ein Fahrgast.