Politik ohne angezogene Handbremse
Marc Scherrer wird im März mit grosser Wahrscheinlichkeit Präsident der CVP Baselland — und macht den Laufentaler CVP-Parlamentariern Brigitte Bos und Franz Meyer den Landratssitz streitig.

Die Polit-Karriere des 27-jährigen Marc Scherrer geht weiter steil bergauf. Am 27. März wird der Laufner höchst wahrscheinlich zum neuen Präsidenten der CVP Baselland gewählt: Er ist der einzige Kandidat. Die amtierende Präsidentin Sabrina Corvini-Mohn (29) erwartet ein Kind und tritt deshalb zurück.
Herr Scherrer, Sie könnten locker als Bachelor bei 3+ durchgehen, ziehen es aber vor, Präsident der CVP Baselland zu werden. Wieso?
(lacht) Ob ich als Bachelor durchgehen könnte, lassen wir mal im Raum stehen, das wäre für mich jedenfalls keine Alternative. Nein im Ernst, ich habe mich schon sehr früh für Politik und das Geschehen interessiert und politisiere jetzt seit knapp vier Jahren in der CVP. Wir haben einen tollen Vorstand und die Partei hat mich immer unterstützt. Ich möchte auch etwas zurückzugeben und sehe es als grosses Privileg, in meinem Alter ein solches Amt übernehmen zu dürfen.
Womit begann Ihr politisches Engagement und wie sind Sie bei der CVP gelandet?
Das begann mit dem Eventportal kra.ch im Jahr 2009. Unser Büro lag im Business Parc Laufental direkt neben dem des Laufner FDP-Präsidenten Roland Mamie. Er hat uns angefragt, ob von uns jemand beim KMU Gewerbeverein mitmachen möchte. Ich habe spontan zugesagt und wurde so Vorstandsmitglied und später Präsident. Kurz darauf, die Landratswahlen standen vor der Tür, kam ich mit den bürgerlichen Parteien in Kontakt. Nebst dem Parteiprogramm waren für mich auf kommunaler Ebene vor allem auch die Personen bei der Parteiwahl entscheidend. Bei der FDP hatte ich mit gewissen Leuten etwas Mühe. Die SVP war keine Option. Letztlich haben mich Alt-Nationalrat Walter Jermann und Martin Schindelholz, Vizepräsident des KMU Gewerbevereins, von der CVP überzeugt.
Sie arbeiten Vollzeit in der Finanzabteilung der Manor, sind am Masterabschluss in Luzern, sind Vizepräsident der CVP Baselland, Präsident der CVP Laufental, Präsident des KMU Gewerbevereines Laufental, Vorstandsmitglied der Promotion Laufental, Stiftungsratspräsident des Business Parc Laufental und Mitglied des Wirtschaftsrates Baselland. Jetzt wollen Sie auch noch kantonaler CVP-Präsident werden. Hat Ihr Tag mehr als 24 Stunden?
Diese Frage bekomme ich oft gestellt. Ich denke, es ist nicht eine Frage der Zeit an sich, sondern der Prioritätensetzung und des Zeitmanagements. Die Ämter sind für mich weniger eine Belastung als viel mehr eine Leidenschaft.
Werden Sie nervös, wenn Sie mal einen freien Tag haben?
Nein, absolut nicht! Aber so wie ein Sportler täglich trainiert, so setze ich mich täglich mit politischen Themen auseinander. Politik macht mir Spass. Aber ich brauche auch Abstand. In zwei Stunden fährt mein Zug in die Skiferien (lacht).
Seit dem Kantonswechsel vor 20 Jahren stellt die CVP im Laufental zwei Landräte, kantonsweit verlor sie aber praktisch bei jeder Wahl Sitze. Was machen die Laufentaler CVPler besser als ihre Kollegen?
Die CVP war im reformierten Oberbaselbiet noch nie fest verankert. Aber woher die Verluste rühren, ist schwierig zu analysieren, da gibt es verschiedenste Thesen. Im Laufental sind wir erfolgreich, weil wir hier sehr engagiert sind und eine starke Mitgliederbasis haben. Es ist sicher ein Vorteil, dass wir in Form der CVP Laufental auch als Bezirkspartei organisiert sind, während andere Parteien nur Ortsparteien haben.
Wie möchten Sie als Kantonalpräsident der CVP im Unter- und Ober-
baselbiet wieder zu Wahlsiegen verhelfen?
Das ist eine grosse Herausforderung. Wir hatten mit Sabrina Corvini-Mohn bereits eine sehr junge Parteipräsidentin, insofern kann ich nicht sagen, dass jetzt alles jugendlicher und dynamischer wird, aber das muss es auch nicht. Personell sind wir mit Regierungsrat Anton Lauber und Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter sehr gut aufgestellt. Von diesen Aushängeschildern müssen wir profitieren und nun auch im Oberbaselbiet, wo wir bisher nicht gross kandidiert haben, mit eigenen Leuten antreten. Ich sehe auch in der Mitte-Konstellation CVP-EVP-BDP-GLP sehr viel Potenzial und glaube, dass die Mitte sogar die Mehrheit stellen kann, wenn wir einen guten Job machen.
Ein kantonaler CVP-Präsident gehört in den Landrat. Welcher CVPler wird bei den Wahlen 2015 den Sitz für Sie räumen müssen – Brigitte Bos oder Franz Meyer?
Wir werden alle drei antreten. Die Chancen auf drei CVP-Sitze sind aber minimal, für jemanden wird es also nicht reichen. Wir haben das aber schon zusammen besprochen, das ist kein Problem. Im Gegenteil, wir sehen diese Ausgangslage als Ansporn, unser Bestes zu geben. Ich werde aber deswegen keinen Wahlkampf mit angezogener Handbremse führen, dafür ist mein Ehrgeiz zu gross, mich im Landrat einzusetzen.
Derzeit engagieren Sie sich für ein Ja zu FABI, weil die kantonale Vorfinanzierung für den Doppelspurausbau im Laufental an ein Ja gekoppelt ist. Die Laufentaler haben bei der Vignettenabstimmung gezeigt, dass sie sich zwar gerne über Verkehrsprobleme beklagen, aber nicht bereit sind, für Verbesserungen zu bezahlen. Wie bringen Sie die Region diesmal dazu, ein Ja in die Urne zu legen?
Die Ausgangslage ist eine andere. Bei der Vignette war der Stimmbürger direkt durch eine Preiserhöhung betroffen, bei FABI ist es eine indirekte Belastung. Die Vorfinanzierung des Doppelspurausbaus hätte man meiner Meinung nach nicht an ein Ja binden müssen. Aber nun ist es so. Umso wichtiger, dass wir der Vorlage zustimmen. Wenn wir Laufentaler eine zukunftsgerichtete Bahninfrastruktur wollen, die unsere Region wirtschaftlich zum florieren bringt, kommen wir um ein Ja nicht herum. Ich habe ein gutes Gefühl.