Naubrücke lässt die Emotionen hochgehen
Am 30. November kommt die Verlegung der Laufner Brücke vors Baselbieter Stimmvolk. Befürworter und Gegner verlangen sich einiges ab.
«Eine Brücke für Generationen» oder «Eine skandalöse Mogelpackung». Der Abstimmungskampf zur Verschiebung der Naubrücke in Laufen tobt. Am 30. November entscheidet das Baselbieter Stimmvolk, ob die Verkehrsbrücke rund 200 Meter birsabwärts neben die Eishalle verlegt wird.
Zwischen dem aktuellen und dem geplanten neuen Standort der Brücke präsentiert der Kanton Baselland in einem Info-Center den Hochwasserschutz in Laufen. Hier treffen auf Anfrage der bz ein flammender Befürworter der Verschiebung und ein erbitterter Gegner aufeinander. Die Ansichten der beiden Männer, das wird schon nach kurzer Zeit klar, gehen meilenweit auseinander.
Alle Parteien sind für die Verschiebung
Auf dem Weg zum Info-Center hängen an mehreren Kandelabern Abstimmungsplakate des Pro-Komitees. Am Tag des Gesprächs ist in der bz und heute im Wochenblatt ein Inserat der Gegner publiziert worden. Dafür verantwortlich ist Roland Roth, der in der Norimatt aufgewachsen ist und dessen Eltern noch immer dort wohnen. Die Überbauung an der Birs wäre am stärksten von der Verschiebung betroffen, da die neue Brücke neben dem Wohngebiet zu stehen käme.
Präsident Roland Roth hat mit einem Referendumskomitee 1724 Unterschriften gesammelt. «Ich vertrete breite Teile der Laufentaler Bevölkerung», sagt er. Mit den Unterschriften, von denen 570 aus Laufen stammen, ist es ihm gelungen, dass die Vorlage vors Volk kommt. Der Baselbieter Landrat hatte das 34,4 Millionen Franken teure Projekt im Mai mit 77 zu 2 Stimmen deutlich genehmigt. Den grössten Teil der Verschiebung finanziert der Kanton, während der Bund knapp 6 Millionen Franken beiträgt.
Während Roland Roth die Verschiebung eindeutig ablehnt, sieht Pascal Bolliger viele Chancen. Der Laufner Stadtpräsident steht dem Pro-Komitee als Präsident vor und sagt: «Durch eine Verlegung entstünde für die Bevölkerung ein Naherholungsgebiet an der Birs.» Dem Komitee, das sich für die Verschiebung einsetzt, gehören sämtliche Parteien des Kantons, alle Baselbieter Nationalräte und die Stadt Laufen an.
Als sich Roth und Bolliger über ein Modell von Laufen mit der neuen Naubrücke beugen, wird klar, wie aufgeladen die Stimmung zwischen den beiden ist. Obwohl sie sich seit Jahren kennen, scheint die Naubrücke einen Keil zwischen sie getrieben haben. Es ist vor allem Roland Roth, der Pascal Bolliger immer wieder ins Wort fällt und sich empört über die Ausführungen des Stadtpräsidenten.
In seinem Zeitungsinserat macht das Kontra-Komitee deutlich, was es vom Kantonsprojekt hält: nichts. Roth und seine Mitstreiter zählen sechs «Skandale» auf, die in ihren Augen mit der Vorlage verbunden sind. Die Bevölkerung werde getäuscht und der Kanton hantiere mit zu hohen Kosten für den Neubau der Naubrücke am bestehenden Ort. Die aktuelle Brücke muss im Zuge des Hochwasserschutzes in Laufen ohnehin abgerissen werden.
«Eine solche Aussage ist tragisch»
Ausserdem findet Roland Roth, wie er vor Ort in Laufen sagt: «Die verlegte Naubrücke löst keine Verkehrsprobleme und verschwendet Steuergelder.» Diametral anders sieht es Pascal Bolliger: «Mit einer Verschiebung können wir den motorisierten Verkehr vom Langsamverkehr trennen, was zur Schulwegsicherheit beiträgt. Gleichzeitig würde die Strasse künftig parallel zur Bahnlinie verlaufen. So bündeln wir die Lärmquellen.»
Für Roth wäre das Schwimmbad Nau mit der Brücke am neuen Standort von höheren Lärmemissionen geplagt, weil die Brücke einen Meter über das Bahngleis ragt. Ebenso erklärt er: «Der Langsamverkehr wird nicht durch die Verschiebung der Brücke getrennt, sondern durch einen Bahndurchstich.» Diesen könnte man auch ohne eine Verlegung der Brücke für nur 1,5 Millionen Franken bauen.
Das geplante Naherholungsgebiet würde durch die Verlegung vom Lärm der neuen Strasse im Mitleidenschaft gezogen, findet Roth. Das ist für Bolliger unverständlich und er antwortet: «Eine solche Aussage ist tragisch.» Eines der Ziele der Verlegung sei gerade, dass der künftige Birspark nicht von einer Brücke zerschnitten werde. Bei einem Neubau am derzeitigen Standort wäre das der Fall. Die Badi wiederum werde aufgrund der konischen Form der Brücke kaum mit Mehrlärm konfrontiert sein.
Das Gespräch der beiden ist angespannt und zuweilen gehässig. Ein wenig kühlt sich die Stimmung ab, als sie im Regen für das Foto posieren. Sie stehen auf dem Norimattsteg, dort, wo die neue Brücke gebaut werden soll. Auch hier zeigt sich, dass die Hochwasserschutzmassnahmen des Kantons schon in vollem Gange sind.
Ein Einzelkämpfer auf weiter Flur
Seit Anfang Jahr laufen die Arbeiten, die Ende 2028 abgeschlossen sein sollen. Zu diesem Zeitpunkt soll auch die verlegte Naubrücke den Betrieb aufnehmen. «Hochwasserschutz und die neue Naubrücke gehen Hand in Hand und bedingen einander», sagt Pascal Bolliger, zurück im Info-Center an der Baselstrasse. Roland Roth ist anderer Ansicht: «Die verlegte Brücke bietet keinen Mehrwert bezüglich Hochwasserschutz.»
Das Aufeinandertreffen von Roland Roth und dem Pro-Komitee wirkt ein wenig wie ein Kampf von David gegen Goliath. Der Laufner Bürger hat es sich fast im Alleingang zum Ziel gesetzt, die Verschiebung zu bodigen. Dabei hat er das ganze politische Baselbiet gegen sich, das über viel höhere Mittel verfügt.
Die Bevölkerung kann Ende November kundtun, welchen Standort sie für den besseren hält.






