Kann die Eisenbahn die Quellen retten?
Landrat Klaus Kirchmayr schlägt vor, das Baselbieter Aushubmaterial zukünftig per Bahn in Kiesdeponien im KantonZürich zu fahren, statteigene wertvolle Flächen für Deponien zu opfern.

Das Laufental ist in Aufruhr. Der Plan der Regierung, an den Standorten Stutz in Blauen und Sunnerai in Zwingen Aushubdeponien zu errichten und dafür zwei Quellen mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser zu opfern, stösst auf erbitterten Widerstand. 3483 Unterschriften wurden für das Referendum gegen die Festlegung der Deponiestandorte im kantonalen Richtplan gesammelt — mehr als doppelt so viele wie nötig. Am 30. Oktober laden die Deponiegegner gar zu einer Laufentaler Landsgemeinde ins Schloss Zwingen, um die Einigkeit und Entschlossenheit der Region zu demonstrieren. Sollte das Baselbieter Stimmvolk die Richtplananpassung am 27. November dennoch annehmen, ist ein langwieriger Rechtsstreit vorprogrammiert.
Keine Lastwagenkolonnen
«Angesichts der Emotionalisierung der Debatte besteht die Gefahr, dass der Kanton am Ende ohne eigene Deponie dasteht», befürchtet Klaus Kirchmayr, Landrat aus Aesch und Fraktionspräsident der Grünen. In der Abstimmung über die Richtplananpassung im Parlament enthielt er sich der Stimme. Es brauche aber eine Lösung, damit das Aushubmaterial zukünftig nicht mehr in «langen, schmutzigen Lastwagenkolonnen zu weit entfernten Deponien» transportiert werden müsse.
Kirchmayr fordert den Regierungsrat deshalb in einem Postulat auf, einen Plan B zu prüfen. «Ideale Deponiestandorte sind alte Kiesgruben, welche im Rahmen ihrer Renaturierung aufgefüllt werden müssen», meint Kirchmayr. Leider gäbe es solche in der Region Nordwestschweiz aber nicht mehr in nennenswerter Grösse. Anders sehe es etwa im Rafzerfeld im Kanton Zürich aus, wo es riesige Kiesgruben mit direktem Bahnanschluss gäbe. Dort sei beispielsweise auch der Ausbruch der Zürcher Durchmesserlinie entsorgt worden. Kirchmayr schlägt vor, Industriebrachen mit Bahnanschluss im Kanton Baselland als kleine Zwischenlager für das Aushubmaterial zu nutzen. Die Lager könnten dann mehrmals jährlich geleert und der Aushub zur endgültigen Deponierung mit einem Güterzug ins Rafzerfeld gefahren werden — oder an einen vergleichbaren Standort. «Durch dieses dezentrale Konzept würden die Lastwagenfahrten auf kurze Strecken zu den Zwischenlagern reduziert und der Kanton müsste keine wertvollen Flächen für eine eigene Deponie nutzen», erläutert Kirchmayr. Er ist überzeugt, dass man dabei auch lokale Unternehmer sinnvoll einbeziehen könnte.
Die Regierung zeigt sich gegenüber Kirchmayrs Idee offen. Sie beantragt dem Landrat die Entgegennahme seines Postulats, möchte aber vor der Abstimmung vom 27. November inhaltlich noch keine Stellung dazu beziehen. Wie ernsthaft der Regierungsrat Kirchmayrs Vorschlag tatsächlich prüfen wird, dürfte entscheidend davon abhängen, ob das Baselbieter Stimmvolk den Deponiestandorten Stutz und Sunnerai an der Urne eine Abfuhr erteilt. In diesem Fall ist ohnehin ein Plan B gefragt. Warum eigentlich nicht B wie Bahn?