«Jede Träne ist es wert»

Sechs Personen nutzten das neue Angebot in Laufen und besuchten das Trauercafé. Gemeinsam tauschten sie sich aus und profitierten von den Erfahrungen der anderen.

Trauerbegleiterin: Pia Küng lädt einmal im Monat ins Trauercafé im reformierten  Kirchgemeindehaus in Laufen ein. Foto: Gaby Walther
Trauerbegleiterin: Pia Küng lädt einmal im Monat ins Trauercafé im reformierten Kirchgemeindehaus in Laufen ein. Foto: Gaby Walther

Würde wohl jemand kommen und sich getrauen, über seine Gefühle zu sprechen? Am 11. Januar lud Pia Küng zum ersten Mal ins Trauercafé ein und wurde überrascht. Zwei Frauen und vier Männer erschienen im reformierten Kirchgemeindehaus in Laufen. «Der Tod ist in unserer Gesellschaft ein Tabuthema. Trotzdem ist es wichtig, darüber zu reden und sich für die Trauer Zeit zu nehmen», ist die in Röschenz wohnhafte Trauerbegleiterin überzeugt. Als ehemalige Spitex-Mitarbeiterin und Sterbebegleiterin hat sie sich stark mit dem Tod auseinandergesetzt und liess sich deshalb während anderthalb Jahren zur Trauerbegleiterin ausbilden.

«Das Wichtigste bei der Trauerbegleitung ist das Zuhören. Getrauert wird unterschiedlich», sagt Pia Küng. So würden Männer oftmals anders trauern als Frauen. Sie würden sich oft verbieten, zu weinen und verarbeiten die Trauer mit Sport oder Arbeit. «Doch jede Träne ist es wert, vergossen zu werden.» Pfützentrauern nennt Pia Küng das Verhalten bei kleinen Kindern. Sie seien traurig und dann beim Spielen wieder glücklich. Wichtig sei es aber, auch kleine Kinder in die Sterbe- und Trauerbegleitung zu involvieren. Die Vorschläge der zweifachen Mutter tönen unkonventionell, aber auch plausibel: Fotos von der Beerdigung, von der Urne und den Blumen machen, um das Ereignis auch für die Kinder in Erinnerung zu behalten, den Sarg anzumalen oder den Toten zu besuchen.

Überleben

Im Trauercafé ist der Ablauf konventioneller. Mit einem Würfel mit aufgemalten Symbolen drücken die Teilnehmenden ihre aktuelle Stimmung aus und erzählen etwas über sich. Es folgt eine Pause mit Kaffee und Kuchen, anschliessend wird auf ein Thema eingegangen. Beim ersten Mal war es das Thema «Überleben». Fotos mit verschiedenen Motiven wie Computer, Medikamenten, Alkohol, Natur oder Arbeit sind auf dem Tisch ausgebreitet und die Anwesenden erzählen mithilfe der Bilder, wie sie die erste Zeit der Trauer bewältigt haben. In einer Schlussrunde werden nochmals Gefühle, Eindrücke und Erwartungen thematisiert.

Begleitung, aber keine Therapie

«Die sechs Personen haben den Austausch sehr geschätzt und einige bekräftigten, dass sie das nächste Mal wieder kommen möchten», sagt Pia Küng. Die Gründe, weshalb sie das Trauercafé besuchen, sind unterschiedlich. Sie haben Familie und Freunde. Doch sie möchten niemandem zur Last fallen. Oder sie haben plötzlich sehr viel Zeit, weil die Partnerin, die sie so lange gepflegt haben, verstorben ist. Der Austausch mit Menschen in ähnlicher Situation tue gut. «Ich begleite als Trauerbegleiterin Menschen, aber ich mache keine Therapie», betont Pia Küng. Wenn sie merke, dass jemand den Absprung ins Leben nicht mehr finde, verweise sie auf weitere Hilfsangebote oder Therapien.

Das Trauercafé ist kostenlos. Finanziert wird es von der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Laufental. Willkommen sind alle, egal von welcher Konfession. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Die nächsten Termine: 15. Februar, 15. März, 12. April, 10. Mai, 14. Juni, Kirchgemeindehaus, Schutzrain 15, Laufen, Leitung Pia Küng, Telefon 079 568 74 10. E-Mail: trauerbegleitung@gmx.ch

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