Hetzen beim Einkaufen

In Laufen herrscht Parkplatzmangel. Bauherren, Angestellte und Anwohner dauerbelegen viele Plätze. Potenzielle Kunden haben das Nachsehen. Zwar erhebt die Stadt Gebühren, setzt das Geld aber nicht wie vorgesehen für den Bau von Parkraum ein.

Öffentliche Strasse zugeparkt: Fussgänger müssen sich zwischen parkierten Autos durchschlängeln. Foto: Gini Minonzio
Öffentliche Strasse zugeparkt: Fussgänger müssen sich zwischen parkierten Autos durchschlängeln. Foto: Gini Minonzio

Alles wäre bereit für einen entspannten Einkaufsbummel in Laufen. Die Wirte haben hoffnungsfroh hinausgestuhlt und die Boutique-Besitzerinnen die Schaufenster verheissungsvoll dekoriert. Auch das Wetter macht mit. Alles wäre also bereit. Alles? Wirklich? Ein mächtiger Spielverderber verwandelt jedoch jeden geplanten Bummel in eine rasende Hetzerei: Der Parkplatz am Amthausplatz ist voll, Bezahlplätze hat es keine mehr. Es bleibt also nichts anderes übrig, als das Auto in der blauen Zone abzustellen. Doch vom Einkaufsbummel mit anschliessendem Schwatz beim Kaffee kann ja wohl keine Rede mehr sein, wenn das Ganze maximal 89 Minuten dauern darf.

Solche Szenen spielen sich im Augenblick nicht selten ab. Grund dafür sind die vielen Baustellen. Beim Stedtli sind 16 Parkplätze fix für Handwerker reserviert und etliche weitere von ihnen belegt. Und auch bei der Vorstadt sind einige Parkplätze weggefallen.

«In der IG Laufen diskutieren wir die Parkplätze immer wieder, und zwar sehr heiss», sagt Alex Beck, Präsident der IG Laufen. Man habe festgestellt, dass immer mehr Parkplätze wegfielen, aber keine neuen dazukämen. Die IG Laufen diskutiere immer wieder Ideen, doch zuerst müsse man sich intern einig sein, bevor man damit an den Stadtrat gelange. Beck geht davon aus, dass die Stadt nicht an einem Parkhaus vorbeikommen werde, auch wenn die Hürden dafür hoch seien.

Der Optiker Roger Chalon hat eine neue, unkonventionelle Idee. «Es fällt auf, dass sehr viele Parkplätze im Stedtli den ganzen Tag von Anwohnern, Geschäftsinhabern und ihren Angestellten belegt sind.» Manche Autofahrer nähmen eine allfällige Busse in Kauf, andere verstellten einfach die Parkscheibe. Es sei einfach nicht gut, wenn dafür potenzielle Kunden keinen Parkplatz mehr fänden. Chalons Vision ist es, das Stedtli tagsüber mit einem richterlichen Verbot zu belegen. Tagsüber dürften nur Kunden, Sonderfälle und Lieferanten im Stedtli parkieren. Alle anderen müssten draussen bleiben. Ein richterliches Verbot hätte zudem den grossen Vorteil, dass die Bussen im Wiederholungsfall deutlich erhöht werden könnten. Natürlich müsste ein ideenreicher Jurist diese Vision prüfen und allenfalls weiterentwickeln, so Chalon.

Dieser Idee kann der Stadtpräsident Alexander Imhof wenig abgewinnen. Es stelle sich die Frage, ob eine solche Nutzungseinschränkung rechtlich zulässig sei. «Abgesehen davon liegt es in der Eigenverantwortung der Ladeninhaber, den Kunden nicht die guten Parkplätze wegzunehmen», so Imhof.

Ersatzabgabe wird nicht eingesetzt

Aber auch Chalon ist grundsätzlich enttäuscht vom Stadtrat, was die Parkplatzsituation angeht: «Seit Jahrzehnten werden Parkplätze aufgehoben, aber keine neuen geschaffen.»

Dabei wäre die Stadt laut Parkplatzreglement von 1993 verpflichtet, neuen Parkraum zu schaffen. Laufen erhebt Parkplatzersatz-Abgaben, die für neuen Parkraum verwendet werden müssen. Wer bei einem Umbau oder Neubau keine erforderlichen Parkplätze erstellen kann, muss eine Abgabe bezahlen, die zurzeit rund 10300 Franken beträgt.

Insgesamt sei so knapp eine Million Franken zusammengekommen, bestätigt Imhof. «Wäre die Überbauung Nau realisiert worden, hätten wir diese Ersatzabgaben für Parkplätze genutzt. Nun müssen wir nochmals über die Bücher», erklärt er.

In ein paar Monaten sollten die reservierten Parkplätze beim Amthaus wieder frei sei. Bei der Laufner Vorstadt werde es jedoch etwas länger dauern, vor allem auch, wenn dann die Rö-schenzstrasse saniert und beim Kirchgarten gebaut werde. Kurzfristig wäre es denkbar, das Schwesternareal für Parkkartenbesitzer freizugeben oder das Regime beim Schlachthaus zu überdenken, so Imhof.

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