Geplante Lärmschutzwand spaltet Anwohner der Kantonsstrasse in ein Nord- und ein Südlager
Auf der Kantonsstrasse in Zwingen plant eine Privatperson den Bau einer Lärmschutzwand. Anwohner befürchten zusätzlichen Lärm und die Beeinträchtigung des Blicks auf Birs und Schloss. Auch der Verschönerungsverein erhebt Einsprache gegen das Baugesuch.

Die Lärmbelastung für die Anwohner der Laufenstrasse in Zwingen ist massiv. Von Mai 2016 bis April 2017 mussten die Anwohner zusätzlich Baulärm ertragen, da im Abschnitt Hartweg–Hübelweg die Kantonsstrasse saniert wurde. Doch dem nicht genug. Aufseiten der Birs wurde im November 2016 auf dem neu erstellten Trottoir zur Absicherung provisorisch eine Bretterwand erstellt, welche als Nebeneffekt den Schall des Verkehrslärms zur nördlichen Hangseite verstärkte. Am 15. Juni 2017 wurden die Instandsetzungsarbeiten der Laufen-strasse abgeschlossen – die Bretterwand steht immer noch. «Auf unsere Anfrage, wann die Wand demontiert wird, wurde uns vom Tiefbauamt Baselland mitgeteilt, dass anstelle des geplanten Geländers eine Privatperson eine Lärmschutzwand erstellen möchte. Solange dieses Verfahren laufe, bleibe die Bretterwand stehen», erzählt Dora Brunner. Sie und weitere 42 Anwohner nördlich der Laufenstrasse haben gegen das Baugesuch Einsprache erhoben. «Wir verstehen nicht, weshalb eine Privatperson auf öffentlichem Grund bauen darf», so Brunner. Auch der Verschönerungsverein Zwingen wehrt sich gegen das Vorhaben. «Der Blick auf das Schloss, die alte Ramsteinerbrücke und auf den Ramsteinerturm am anderen Birsufer wird insbesondere auch für die Autofahrer und Mitfahrenden durch die Wand behindert, so Markus Schalch, Vizepräsident des Vereins.
Einmalig im Kanton
Bauherr der Lärmschutzwand ist Urs Scherrer. Seine Liegenschaft steht rund 60 Meter von der Strasse entfernt, auf der anderen Seite der Birs. Durch die Wand werde der Verkehrslärm auf seiner Seite von 60 Dezibel um rund drei Dezibel gesenkt, erklärt Scherrer. Er fügt an, dass die Aluminiumlochblechwand, gefüllt mit Dämmmaterial, den Motorenlärm allgemein dämpfen werde und somit auch für die Anwohner der Nordseite von Nutzen sei. Dieser Aussage stimmt Urs Hess, Leiter Kantonsstrasse Tiefbauamt Baselland, zu: «Herr Scherrer muss den Beweis erbringen, dass auf der anderen Seite kein Mehr-lärm entsteht, ansonsten kommt das Projekt nicht zustande.» Seit zwei Jahren steht der Kanton mit Scherrer in Verhandlung. Für den Kanton Baselland ist es das erste Mal, dass auf einer Kantonsstrasse eine Privatperson eine Lärmschutzwand errichten möchte. «Der Fall wurde juristisch abgeklärt und ein Vertrag aufgesetzt, um die Verpflichtungen beider Parteien festzulegen», so Hess.
Eingeschaltet wurde auch die Ortsbildpflege des Kantons. «Eine Lärmschutzwand ist aus ästhetischer Sicht für ein Ortsbild nie ideal. Da die Wand jedoch nicht in der Kernzone stehen wird, können wir keine Einwände geltend machen», erklärt Konstanze Domhardt. «Im Gespräch mit dem Tiefbauamt, der Gemeinde Zwingen und Urs Scherrer konnten wir schliesslich eine Lösung finden, die für alle akzeptabel ist.» Immerhin sei die Wand von rund 1,20 Meter Höhe überschaubar und biete den Fussgängern immer noch einen Blick auf die historischen Gebäude, fügt Domhardt an.
Inzwischen hat die Familie Brunner einen Anwalt engagiert. Scherrer bedauert, dass bisher mit der Familie kein Gespräch möglich war. Die Lärmschutzwand, welche von ihm und weiteren sechs Familien auf der Südseite der Strasse, finanziert werden soll, bringe eine Verbesserung für alle. Sogar die Gemeinde habe Interesse gezeigt, die Wand bis etwa zum Imbissstand zu verlängern, jedoch wegen der Kosten das Vorhaben fallen gelassen, so Scherrer. Gemeindepräsident Ermando Imondi wollte zum aktuellen Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben, da die Auflagefrist erst am Montag abgelaufen war.