Gemeinderat soll nochmals über die Bücher gehen

Die Gemeindeversammlung von Röschenz distanzierte sich von den Vorlagen des Gemeinderats.

286 Stimmberechtigte erschienen zur Gemeindeversammlung, an der es über Ausführungskredite von insgesamt 18 Millionen Franken ging. Der Gemeinderat war auf den Andrang vorbereitet. Wäre die für die Aula zulässige Obergrenze von 300 Personen geknackt worden, wären die zusätzlichen Stimmberechtigten in der Turnhalle, die unter der Aula liegt, untergekommen. Zur Überwindung der räumlichen Trennung standen Beschallungsanlage und Grossleinwand bereit. Die beiden Räumlichkeiten in Zukunft miteinander zu verbinden, die Aula mit einem multifunktionalen Boden auszustatten und sie zu vergrössern, war der Vorschlag, den der Turnverein an diesem Abend aufs Tapet brachte. «Hier könnte eine Mehrzweckhalle für das ganze Dorf entstehen, hier könnte man Hochzeiten feiern, also die Halle für private Anlässe mieten», schwärmte Sandro Karrer. Er und Marco Karrer hatten den Gemeinderat darum gebeten, vor Beginn der Gemeindeversammlung ein paar Punkte klarzustellen. «Uns sind die heutigen Preisschilder für den Bau einer zweiten Turnhalle und des Garderobengebäudes im Frühjahr mitgeteilt worden — und uns ist klar, dass die Beträge zu hoch sind». Im Verlauf der Planung sei man davon ausgegangen, dass das Projekt die Gemeinde etwa zwölf Millionen Franken kosten werde. Begonnen hatte die Planung mit der Idee einer zweiten Turnhalle. Der Bedarf dafür war von den Vereinen nachgewiesen worden. Das Projekt wurde mit dem Wunsch des FC für ein Gebäude mit vier Garderoben und vier Duschen ergänzt. Weiter ging es darum, das Schulhaus an die heutigen Anforderungen anzupassen. Es fehlen Gruppenräume. Durch einen Ausbau des Dachstockes sollen der Platz erweitert und die Struktur verändert werden. Insgesamt gibt es dann neun Klassenzimmer, acht Gruppenräume sowie Räumlichkeiten für Gestalten, Werken, Schulleitung und Lehrerschaft. Das 49-jährige Gebäude soll saniert und die bestehende Ölheizung ersetzt werden. Für dieses Projekt beantragte der Gemeinderat nun einen Planungs- und Ausführungskredit von 10,975 Millionen Franken, wobei er sich bei der Art der neuen Heizung noch nicht festgelegt habe, erfuhren die Stimmberechtigten. Sie waren mittels Infobroschüre und im August an einer Infoversammlung vom Gemeinderat über die Details der Projekte ins Bild gesetzt worden. Die Botschaft des Gemeinderates lautete: Er bringt das Garderobengebäude und den Bau einer zweiten Turnhalle vor die Gemeindeversammlung, lehnt aber beide Projekte aus Kostengründen ab. Das Garderobengebäude liegt bei 1,25 Millionen Franken und die Turnhalle bei 5,9 Millionen Franken. Die Entrüstung über die Kosten war gross. Die Aussicht auf massive Steuererhöhung liess erahnen, die Vorhaben werden versenkt werden — entweder an der Gemeindeversammlung oder dann an der Urne.

Mit einem Rückweisungsantrag wollten Sandro Karrer und Marco Karrer verhindern, dass die Gemeinde nach siebenjähriger Planung vor dem Nichts steht. Bis jetzt seien 25000 Franken ausgegeben worden, erklärte Gemeinderat Guido Rabaglio.

Der Gemeinderat müsse nochmals über die Bücher gehen, vieles lasse sich auf der bisherigen Planungsgrundlage aufbauen, in manchen Punkten müsse man aber auch neu denken, liess Sandro Karrer die Versammlung wissen. Die Vereine zeigten sich versöhnlich, der FC würde sich mit zwei Garderoben zufriedengeben und der Turnverein sei bereit, auf den Bau einer zweiten Halle zu verzichten, erklärten die Vorstände.

Im Verlauf der Versammlung wurde darauf hingewiesen, dass man einen Rückweisungsantrag rechtlich nicht mit einem neuen Auftrag versehen kann. Es sei nicht der Moment, neue Bedingungen zu stellen, der Gemeinderat sei aber bereit, die vorgebrachten Ideen als Wünsche entgegenzunehmen. Vorschriften und Kosten würden letztlich über die Machbarkeit entscheiden, sagte Gemeindepräsident Holger Wahl. Die Rückweisung obsiegte mit grossem Mehr.

Schnell erledigt waren die beiden anderen Geschäfte. Die Ausführungskredite für den Bau der Garderoben und der zweiten Turnhalle waren separat aufgeführt und wurden von der Versammlung mit Nichteintreten beerdigt.

 

«Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt»

bea. Sandro Karrer stellte im Namen der Sportvereine den Rückweisungsantrag. Das «Wochenblatt» fragte bei ihm nach.

Wochenblatt: Was ist insgesamt schief gelaufen?

Sandro Karrer: Die Vereine wurden zwar bei der Planung miteinbezogen. Da die drei Projekte Turnhalle, Garderobengebäude und Schulhaus getrennt voneinander bearbeitet wurden, gingen die Wechselwirkung und der Synergieeffekt verloren. Letztlich wurden wir bei den Kosten vor vollendete Tatsachen gestellt, die weit von der Machbarkeitsstudie abwichen. Seitens Gemeinderat hiess es, die Vereine hätten in der Planungsphase auf ihren Forderungen beharrt. Dazu zählte der Bau einer zweiten Turnhalle sowie ein Gebäude für vier Garderoben.

Ausgangslage der Planung war der Nachweis, dass die Vereine mehr Platz benötigen. Wir wären sicherlich offen gewesen, die bisherigen Pläne abzuändern. Wir waren aber nur noch bei den Teilprojekten involviert und mussten am Ende zur Kenntnis nehmen, dass die Projekte für die Gemeinde nicht finanzierbar sind. Der Gemeinderat beantragte, den Kredit für den Bau einer zweiten Turnhalle sowie den Kredit für den Bau eines Garderobengebäudes abzulehnen. Für die Vereine und die Bevölkerung zusätzliche Infrastruktur zu schaffen und die Sanierung des Schulhauses inklusive Heizung waren die Ausgangslage für die Planung. Der Erweiterungsbau inklusive Dachaufstockung für weitere Schul-Gruppenräume ist hinzugekommen. Die Vorlage für das Schulhaus, die der Gemeinderat präsentierte, ist unserer Meinung nach überteuert. Mit etwas Willen lassen sich hier Einsparungen erzielen. Aufgrund der Schülerzahlen ist der Bedarf nach mehr Raum nicht gegeben. Die Sanierung des Gebäudes sowie der Ersatz der Heizung sind unbestritten. Bei der Erweiterung für Gruppenräume gäbe es unserer Meinung nach Handlungsspielraum.

Wo sehen Sie den Handlungsspielraum?

Man könnte beim Ausbau des Dachstockes bautechnisch günstigere Varianten prüfen, die Raumaufteilung flexibler gestalten und die Anzahl Gruppenräume überdenken.

Wie soll es nun weitergehen?

Wir erwarten vom Gemeinderat, dass er das Anliegen der Vereine ernst nimmt und ein Gesamtprojekt in Zusammenarbeit mit uns Vereinen ausarbeitet, das dem ursprünglichen Auftrag entspricht und finanzverträglich ist. Ausserdem sollte man frühere Varianten nochmals studieren. Unserer Meinung nach lässt sich die heutige Aula vergrössern und für Sport- und Schulzwecke aufwerten. Wir sind bereit, auf den Bau einer zusätzlichen Turnhalle zu verzichten und beim Garderobengebäude kleiner zu planen. Wir erwarten aber auch sparsamere Vorschläge beim Schulhaus-Projekt. Wir werden uns weiterhin in der Spezialkommission aktiv einbringen.

Weitere Artikel zu «Laufen/Laufental», die sie interessieren könnten

Ricola legt Werk im Aargau auf Eis
Laufen/Laufental17.09.2025

Ricola legt Werk im Aargau auf Eis

Die US-Zölle bremsen den Bonbonhersteller. Dieser will auch seinen Hauptstandort in Laufen schützen.
Auf der Bühne: Nasegrübler Gugge Laufen liess es krachen. Fotos: Gaby WaLTHER
Laufen/Laufental17.09.2025

Ein Genuss-Event mit musikalischer Begleitung

Bereits zum fünften Mal konnte sich die Bevölkerung an der «Langen Tafel» im Stedtli an 30 Ständen verköstigen.
Durchschnitten: In Betrieb ist die neue Rettungswache bereits seit August. Am letzten Freitag wurde sie offiziell eröffnet. Links: Lukas Rist, CEO des Kantonsspitals Baselland; rechts: Markus Burger, der das Kommando der Stützpunktfeuerwehr Laufent
Laufen/Laufental17.09.2025

Die Feuerwehr in Feierlaune

Gleich in vierfacher Hinsicht hatte die Stützpunktfeuerwehr Laufental am letzten Wochenende Grund zum Feiern. Am Samstag fanden sich Interessierte zum Tag der…