Fröhliche Mordgelüste

Sie tritt auf wie ein süsses Mädchen, aber ihre Texte haben es in sich: Musik-kabarettistin Sarah Hakenberg spielt mit den Klischees und riss das Laufner Publikum vom Hocker.

<em>Riss das Publikum mit: </em>Sarah Hakenbergs Auftritt in Laufen war ein voller Erfolg.Foto: peter walthard
<em>Riss das Publikum mit: </em>Sarah Hakenbergs Auftritt in Laufen war ein voller Erfolg.Foto: peter walthard

Das gibt es selten im Schlacht-huus: Sarah Hakenberg hatte eben ein Lied angespielt, als sie kurz unterbrechen musste, weil jemand im Publikum schon bei den ersten Zeilen fast zusammenbrach vor Lachen. Für eine Comedian wie Hakenberg ist das mehr wert als jeder Applaus. Der Humor der Deutschen hatte den Nerv des einheimischen Publikums getroffen.

Ein Auftritt von Sarah Hakenberg, das ist ein Spiel mit den Klischees. Die Entertainerin kann auf dem Pianosessel sitzen wie ein kleines Mädchen in der Musikstunde, was sie dabei aber textlich zum Besten gibt, ist alles andere als jugendfrei und fast immer bitterböse. Ihr grösster Hit heisst «Hündchenlynchen in München», und damit ist eigentlich alles gesagt. Und Hakenberg wäre keine deutsche Comedian, wenn das Remake von Georg Kreislers Klassiker «Taubenvergiften im Park» nicht gespickt wäre mit Gesellschaftskritik. Denn eigentlich geht es gar nicht so sehr um die Hündchen, die da lyrisch dahingemordet werden, sondern um die selbstgerechte Schickeria, die sich in Münchens Englischem Garten sehen lässt.

Mit ihrem dritten Bühnenprogramm, «Struwwelpeter Reloaded», hat sich die Sängerin mit dem Hang zum pechschwarzen Humor eine ideale Vorlage ausgesucht. Der Struwwelpeter, Sinnbild schwarzer Pädagogik, in dem jedes Fehlverhalten eines Kindes gleich in Tod oder doch wenigstens Verstümmelung mündet, liefert ein schier unerschöpfliches Repertoire an zuckersüss verpackten Grausamkeiten, wie sie Hakenberg liebt. Da ist der Suppenkaspar, der sich bei ihr der Zeit gemäss ins Gegenteil verdreht und zum Happy Meal verschlingenden «drallen Kalle» wird, da ist Hans Guck-in-die Luft, der zu «Mandy Schaut-aufs-Handy» wird, da sind die Kinder unserer Zeit: übergewichtig, internetsüchtig und egoistisch. Das ist natürlich ein Klischee, doch die sind nun Mal Hakenbergs Rohstoff. Nichts liegt ihr ferner als der selbstgerechte intellektuelle Anspruch. Sie sei ja zufrieden, wenn man am Schluss sage, «wenigstens Klavier spielen konnte sie», meinte sie, und man war sich nicht sicher, ob die Pointe nicht für einmal ernst gemeint war. Gerade das macht ihre Kunst so ehrlich, und gerade deshalb kommt sie so gut an. Dem Laufner Publikum gefiels.

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