Flüchtlingshilfe ohne Umwege
Ein Transport mit Hilfs-gütern für ankommende Flüchtlinge verliess am Samstag Nenzlingen. Ziel der drei voll beladenen Fahrzeuge war Graz, nahe an der ungarischenGrenze. Die ganze Aktion kam durch privateInitiative zustande.

Da muss doch etwas getan werden», fand Sylvia Bachmann, als sie an diesem Septembersonntag eine Reportage über die Flüchtlingsströme im österreichischen Nickelsdorf am Fernsehen sah. Da gibts nur eins», bemerkte ihr Lebenspartner, der die Sendung ebenfalls mitverfolgte, «ins Auto sitzen und fahren.»
Nach einer schlaflosen Nacht gingen die beiden daran, die Idee umzusetzen. Relativ schnell war klar, dass Kleider als Sofortspende für die ankommenden Flüchtlinge das Sinnvollste wären. Bachmanns setzten mit unzähligen Telefonaten, Direktkontakten und E-Mails die «Maschinerie» in Gang und waren völlig überrascht über die Hilfsbereitschaft von zahlreichen Privatpersonen, Institutionen, Schulen und Firmen. Diese belieferten Familie Bachmann nicht nur mit noch intakten Kleidern und Stofftieren, sondern halfen auch mit, den Aufruf noch weiterzuverbreiten. «Wir bekamen Anrufe, Mails, Briefe und Spenden von unbekannten Personen aus der ganzen Schweiz», freute sich Michael Bachmann, als er und seine Frau am letzten Freitag Besuch vom Wochenblatt erhielten. Rund anderthalb Tonnen Kleider füllten die zurzeit leerstehende Einliegerwohnung im Untergeschoss von Familie Bachmann. «Noch heute Abend laden wir drei Kleinlastwagen und starten morgen früh zur zehnstündigen Fahrt nach Graz, wo uns Caritas Österreich die Ware zur Verteilung abnimmt», informierte Michael Bachmann.
Unendlich dankbar
Unterdessen ist die ganze Aktion, welche innerhalb von nur drei Wochen zustande kam, bereits erfolgreich abgeschlossen. Nach einer Übernachtung in den von einer Schule zur Verfügung gestellten Räumen in Graz traten die sechs Fahrer die Heimreise an, um am Sonntagabend rechtzeitig für die neue Arbeitswoche zu Hause zu sein. Sylvia Bachmann, die hier in Nenzlingen Haus und Kinder hütete, schrieb noch in der Nacht auf Montag eine Nachricht an das Wochenblatt: «Michael ist wieder zurück. Mit vielen bleibenden Eindrücken. Alle beteiligten Begleitpersonen haben diese Fahrt als persönliche Bereicherung empfunden.» Sie erwähnt dabei unter anderem die Menschen bei Caritas, die über die Lieferung aus dem Laufental sehr glücklich waren, da es an vielem fehle. «Ein grossartiges Erlebnis», schliesst Sylvia Bachmann ihre Nachricht.
Bachmanns sind unendlich dankbar für die grosszügige Unterstützung, welche sie erfahren durften. So beispielsweise über die drei Fahrzeuge, von denen eines von privater Seite, eines durch einen Breitenbacher Carrosseriebetrieb und das dritte durch eine Transportfirma in Basel praktisch kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Zudem konnten mit Spenden von ungefähr 2000 Franken Benzin- und andere Unkosten nahezu gedeckt werden.
«Wir durften feststellen, dass viele Leute sehr gerne mithelfen, wenn jemand das Zepter übernimmt», sagte Michael Bachmann. Und Partnerin Sylvia Bachmann hebt den engagierten Einsatz des Chrättli-Teams in Laufen hervor, welches durch Weiterverbreiten von Bachmanns Idee einen riesigen Beitrag zum Gelingen dieser privaten Hilfsaktion leistete.