Die unbekannte Bekannte im Schaufenster

50 Jahre lang hat sie beim Modehaus Ruf Schaufenster dekoriert. Auf das Weihnachtsfest hin fährt Esther Hufschmid (67) aus Basel ein letztes Mal mit ihrem Dekorationsmaterial nach Laufen.

Laufen ist ihre zweite Heimat: Im Stedtli kennt man Esther Hufschmid nur vom Blick durchs Schaufenster   Foto: Roland Bürki
Laufen ist ihre zweite Heimat: Im Stedtli kennt man Esther Hufschmid nur vom Blick durchs Schaufenster Foto: Roland Bürki

Es war im Herbst 1964, als die 17-jährige Dekorationslehrtochter Esther Schäublin aus Basel zum ersten Mal das Modehaus Ruf in Laufen betrat. Zusammen mit ihrer Chefin, die sie in die Kunst des anspruchsvollen Dekorierens einweihte. «Damals habe ich meiner Lehrmeisterin einfach geholfen, später habe ich den Dekorationsauftrag von ihr übernommen», blickt Esther Hufschmid – so heisst sie seit der Hochzeit mit ihrem leider vor vier Jahren verstorbenen Gatten Jean-Pierre – auf 50 Jahre gestalterisches Dekorieren in Ruf’s Schaufenstern zurück. Das Modehaus Ruf sei über diese langen fünf Dezennien einer ihrer Hauptkunden gewesen. Sie schmunzelt, wenn sie daran denkt, wie sie anfänglich die Reise von Basel nach Laufen mit dem gesamten Dekorationsmaterial im Tram und dann im Zug hinter sich gebracht hat. Heute geht es bequemer mit dem Auto, doch das Parkieren im Stedtli, das sie als ihre zweite Heimat bezeichnet, sei heute umständlicher als noch vor zehn Jahren, sagt Esther Hufschmid. In all ihren Berufsjahren hat sie verlockende Staffagen um Brillen, Fernsehgeräte, Weine oder Schmuck gestaltet, doch die Mode mit ihren jährlich wechselnden Farben hat die im Kleinbasel aufgewachsene Dekorateurin stets am meisten fasziniert. «Ich habe mich mit meinen Arbeitgebern, dem initiativen Ehepaar Ruf, jeweils immer über die herrschenden Trendfarben absprechen und entsprechend mein Dekomaterial im Atelier herrichten können», beschreibt die kontaktfreudige Frau Jahre der wunderbaren Zusammenarbeit. Und wie durch Zufall bestaunt eine vorübergehende Schulklasse den für das Foto bereitgestellten «Santiglaus», den sie aus Sperrholz ausgesägt und bemalt hat. Komplimente, besonders von Kindern, bedeuteten ihr viel, meint sie, der Abschied von hier werde «hart» werden.

Sonn- und Schattenseiten des Lebens
Ewig in kurioser Erinnerung aber wird ihr der der Tag bleiben, als sie im Schaufenster stolperte, zu Boden ging und eine unbekleidete Schaufensterpuppe auf sie runter fiel. «Ein Vater mit einem Töchterchen erschreckte sich dermassen, als das seltsam verschlungene Paar sich plötzlich bewegte, dass er schleunigst Reissaus nahm», lacht Esther Hufschmid wieder wie damals. Langweilig wird es der früher während 26 Jahren aktiven Pfeiferin in einer Kleinbasler Clique nicht werden. Mit kreativer Freude bemalt sie ausdrucksstarke Larven ihrer «Riechedöörler», strickt, fertigt Marionetten, filzt oder näht Leder. Doch da sind auch schon wieder, die Schatten, die ihren Alltag immer wieder trüben. Der Tod ihres geliebten Gatten Jean-Pierre im Jahr 2010 und das unvermittelte Herzversagen seines Halbbruders, des bekannten Schweizer Triathleten Olivier Hufschmid aus Breitenbach, anno 1996 machen ihr immer wieder zu schaffen. Dass sie aber vor kurzer Zeit gedankenverloren in einem medialen Markt in Basel bestellte Fotos an der Kasse zu zahlen vergass, drückt sie seit Tagen fast zu Boden. «Man hat mir meine gedankliche Absenz nicht geglaubt. Ich fühlte mich in diesem Verhör gedemütigt, wie noch nie in meinem Leben», gesteht Esther Hufschmid mit wässrigen Augen. Doch dann gibt sie sich einen Ruck: «Freudige Anerkennung, vor allem wie vorhin aus Kindermund, stellt mich dann schon wieder auf die Beine. Es wartet ja auch noch die Weihnachtsdekoration.»

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