Die Umfahrung Laufen-Zwingen wird scheitern
Der Neujahrsapéro der Bieli Transport AG ist eigentlich ein lockerer und geselliger Anlass. Doch der Bauingenieur Hans-Jörg Schlegel sorgte mit seinem Referat und den heftigen Vorwürfen gegen die Politiker für ernsten Gesprächsstoff.
Der jährlich stattfindende Neujahrsapéro der Bieli Transport AG ist recht beliebt. So folgten am letzten Freitag rund 170 Personen der Einladung und trafen sich im Gymnasium in Laufen. Nebst Nationalrätin Daniela Schneeberger, Regierungsrat Thomas Weber, Geschäftsfreunden aus Gewerbe und Industrie, Gemeinderäten aus dem Laufental und Thierstein und verschiedensten Kommissionsmitgliedern nutzen auch amtierende und eventuell zukünftige Landräte und Landrätinnen die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, zu pflegen und sich auszutauschen.
Für Gesprächsstoff und Emotionen sorgte das Referat zum Thema «Strassenverkehr, Lebensader für das Laufental» von Hans-Jörg Schlegel, Bauingenieur und Inhaber der Firma Schlegel und Partner Beratung GmbH. So blieb wohl manchem Politiker für einen Moment die Luft weg, denn Schlegel warf in seinem Referat den Politikern vor, sich zu wenig um die Umfahrung Laufen-Zwingen gekümmert und zu stark ihre Eigeninteressen verfolgt zu haben. Seit 1983 sei das Projekt im Laufentalvertrag verankert. Der Kanton Baselland sei dann auf die Bremse gestanden, nicht weil es an Geld gefehlt hätte, sondern weil es an Personen fehlte, welche das Projekt weiter vorwärtsbringen wollten. Andere Grossprojekte bekamen den Vorrang. Heute sei die Umfahrung nicht mehr zeitgemäss und nicht finanzierbar. Ein Tunnel von 7,7 Kilometern wäre sicher toll, aber unrealistisch. Hinzu komme, dass die Umfahrung zu wenig Menschen entlasten würde. In der Schweiz gäbe es noch stärker belastete Strassen, die Vorrecht hätten. Somit habe das Projekt auch keine Chance, wenn die H18 ins Netz vom Bund aufgenommen würde. Die beiden Halbkantone Baselland und Basel-Stadt würden in Bern als zwei kleine, unwichtige Kantone wahrgenommen, die sich bekämpfen, im Gegensatz zum Beispiel zur «Alpenmafia», den Kantonen in den Bergregionen, welche eine starke Lobby aufwiesen. Dass die beiden Kantone nicht zusammenhalten und sich nicht unterstützen, sei auch beim Ausbau der SBB spürbar. Andere Kantone agieren und planen und profitieren dadurch von den Bundesmitteln, wie etwa der Kanton Zürich, welcher bereits beim Ausbau der vierten Etappe der S-Bahn stehe. Seit vielen Jahren herrsche in der Regio Basiliensis ein weitgehender Planungsstillstand bezügliche der übergeordneten Strasseninfrastruktur und die Situation verschlimmere sich zusehends. «Wir machen gewisse Sachen falsch», urteilte Schlegel. Für das Laufental empfahl er einen Strategiewechsel. Es brauche keine Hochleistungsstrasse von Reinach nach Laufen, kleinere Projekte sollen die Lösung bringen, nämlich für das Problem Laufen im Bereich Bahnhof sowie das Nadelöhr Angenstein. Dazu bräuchte es «die kollektive Mitverantwortung aller». Es müsse über die Parteigrenze hinaus nach Lösungen gesucht werden.
Die Politikerinnen und Politiker hatten jedenfalls beim anschliessenden Essen Gelegenheit, sich über die Parteigrenze hinaus auszutauschen.